Anwohnerprotest gegen Musikkneipe in Hasserode Ordnungshüter suchen Störer - bisher vergebens
Anwohner der Friedrichstraße haben eine Unterschriftensammlung gegen den Studentenclub "Blue" initiiert. Sie beklagen Lärm und Vandalismus. Polizei und Ordnungsamt haben sofort reagiert. Die Betreiber zeigen sich gesprächsbereit, lehnen aber eine pauschale Schuldzuweisung ab.
Wernigerode. Thomas Springer hat nachgezählt. 76 Unterschriften stehen auf der Liste, die vor zwei Wochen bei der Polizei am Nicolaiplatz eingegangen ist. Der Einsatzdienstleiter weist gegenüber Volksstimme darauf hin, dass das Anschreiben anonym ist. Zu lesen ist von ständig zunehmender Lärmbelästigung sowie Sachbeschädigungen an Fahrzeugen, Verkehrsschildern und Wohnhäusern. Die Anwohner wähnen, auch die Verursacher zu kennen. Es soll sich um Gäste des Studentenclubs "Blue" in der Friedrichstraße 123 handeln.
Der Polizeihauptkommissar hat sofort die Initiative ergriffen. Speziell donnerstags zwischen 23 und 4 Uhr sind jetzt zusätzlich angeforderte Beamte von außerhalb in Hasserode im Einsatz. Zu dieser Zeit soll in der Musikkneipe der stärkste Publikumsandrang herrschen. Springer: "Wir haben bisher aber keine nennenswerten Beeinträchtigungen festgestellt." Andererseits könne man angesichts der Anzahl der Klagenden "das nicht so einfach wegwischen". Deshalb will die Polizei trotz personeller Nöte auch weitere vier Wochen jeweils donnerstags das "Blue" ins Visier nehmen.
"Interessant" findet der Hauptkommissar: "Wir haben kaum Anzeigen wegen Ruhestörung, Sachbeschädigung oder Körperverletzung aus diesem Bereich." Da gebe es auf dem Angerparkplatz und im Stadtfeld wesentlich mehr Probleme.
Eine Erklärung könnte sein, dass die Betroffenen sich sagten, wegen solcher "Kleinigkeiten" gingen sie nicht zur Polizei. Thomas Springers Hoffnung: "Vielleicht melden sich ja jetzt Leute bei uns, damit wir ein klareres Bild bekommen." Und: "Wir bitten um Mithilfe, weil es eine Diskrepanz zwischen Vorwürfen und Anzeigen gibt." Zudem könnte eine öffentliche Diskussion bei potenziellen Störern eine Hemmschwelle aufbauen. Im Übrigen müssten die Betreiber des Clubs auch daran interessiert sein, das Ruhe einkehrt. Der Polizeibeamte: "Wo Leute zusammengeschlagen werden, gehen sie nicht mehr hin."
"Wehren uns, für alles verantwortlich zu sein"
Gerald Fröhlich hat mit Thomas Schatz telefoniert. Dieser und sein Partner Andreas Adelsberger sehen das Problem auch und wollen sich ihm stellen. Der Ordnungsamtsleiter bedauert ebenfalls, bisher nur einen "subjektiven Eindruck" zu besitzen.
Thomas Schatz bestätigt: "Der Oberbürgermeister hat uns darüber informiert, dass so ein Schreiben existiert." Mit Ordnungsamtsleiter Fröhlich werde es in dieser Woche ein Gespräch geben. Schatz: "Bei vielen Dingen, die die Anwohner bemängeln, sind wir mit ihnen einer Meinung." Nur: "Wir wehren uns aber dagegen, für alles verantwortlich zu sein." Seit 1996 gebe es das "Blue". 2006 habe bereits einmal ein Gespräch mit Nachbarn stattgefunden. Die dabei vorgebrachten Kritikpunkte seien von ihnen beherzigt worden.
Zur jetzigen Unterschriftenaktion moniert der Gastronom, dass nicht zunächst erneut der direkte Dialog gesucht wurde. Dazu seien er und sein Kompagnon jederzeit bereit Thomas Schatz: "Wir sind nicht die, die Hasserode verheeren wollen." Und: "Wir freuen uns, dass die Stadtverwaltung signalisiert hat, eine klare Faktenlage schaffen zu wollen." Auch im Interesse der Hochschule Harz. Der Gastwirt: "Und zu ihr gehören eben auch Studentenclubs."Übrigens