Jobbörse der neuen Generation bringt Unternehmen und potenzielle Arbeitnehmer ins Gespräch 3000 sind zum "Hierbleiben!" erschienen
"Hierbleiben!" will mehr sein als eine Jobmesse. Das ist gestern bei der dritten Ausgabe der Veranstaltung deutlich geworden.
Magdeburg l Was bringt es eigentlich, statt einer Arbeitsplatzmesse ein "Recrui- ting-Event" unter dem Titel "Hierbleiben!" zu organisieren? Unter denen, die gestern ins Kongress- und Kulturzentrum Fichte nach Magdeburg gekommen sind, ist auch Peter Martini, Leiter des Bundesverbands der Mittelständischen Wirtschaft für das nördliche Sachsen-Anhalt. Er sagt: "Doch, ich habe den Eindruck, dass dies genau der richtige Weg ist." Hier werde den neuen Kommunikationsgewohnheiten Rechnung getragen, dank der Rückzugsorte abseits des klassischen Messestands und des Speeddatings kämen die Firmen-Vertreter hier viel schneller und direkter mit den potenziellen Mitarbeitern ins Gespräch.
Dabei scheint das Schlagwort "Hierbleiben!" - ganz im Sinne der Veranstalter - mehr und mehr eher im Sinne einer regionalen als einer lokalen Verwurzelung gemeint. Unter den Ausstellern beispielsweise auch die Dow Olefin Verbund GmbH, die mit ihrem mitteldeutschen Standorten in Böhlen, Teutschental, Schkopau und Leuna und 1800 Mitarbeitern eher den Süden Sachsen-Anhalts beflügelt. "Trotzdem ist ,Hierbleiben!\' das Richtige für uns", konstatiert Dow-Personalreferentin Julia Bergmann. Ihr Unternehmen hat längst den Geburtenknick des Jahres 1990 zu spüren bekommen. Und trotzdem möchten sowohl 35 Ausbildungsplätze, drei Absolventenstellen und ab und an Stellen für Fachkräfte besetzt werden. Die mitteldeutsche Niederlassung des amerikanischen Chemiekonzerns ist auf die Veranstaltung aufmerksam geworden durch die Partnerschaft mit der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität. Julia Bergmann berichtet zur "Hierbleiben!"-Halbzeit: "Im Laufe des Tages haben wir sehr gute Gespräche geführt mit Maschinenbauern und Elektrotechnikern." Da könnten Gespräche also in Arbeitsverträge münden. "Mehr Gespräche würden wir uns mit Verfahrenstechnikern wünschen", sagt die Frau von Dow.
Unter den Referenten ist Roman Czychi aus München. Der Personalberater und -coach sagt: "Bei ,Hierbleiben!\' fällt auf, wie gut die Besucher vorbereitet sind. Sie wissen meist sehr genau, was sie wollen." Fast die gesamte Zeit ist er mit individuellen Mini-Coachings zum Beispiel zu Fragen der Bewerbung befasst. Nur um 17 Uhr ist dafür partout keine Zeit - dann spricht er auf der Bühne zum Thema "Wie Personaler das Unternehmen zum Mitarbeitermagneten machen". Zumindest, was das Erregen öffentlicher Aufmerksamkeit angeht, sieht er die Region mit der gestern beendeten dritten Veranstaltung auf dem richtigen Weg: Die Unternehmen müssen ihre Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und überregional vermarkten, sich dabei aber auch regional miteinander vernetzen. "Und es ist sicher auch sehr hilfreich, wenn es vor Ort eine gute Infrastruktur gibt, sondern wenn die potenziellen Mitarbeiter davon auch erfahren", sagt Roman Czychi.
Bei ihrer Schätzung der Besucherzahlen gibt sich Mitveranstalterin Janine Koska von der Agentur Eingebrand zurückhaltend: "Wir zählen die Besucher ja nicht." Der zweite Veranstalter ist die Agentur Freshpepper, und deren Geschäftsführer Martin Hummelt meint: "Wir werden unser Ziel, 3000 Menschen mit den Vertretern der Firmen zusammengebracht zu haben, zum Abschluss des Tages um 22 Uhr erreicht haben."
Für das kommende Jahr, wenn zum vierten "Hierbleiben!" ein Extratag zum Thema Ausbildung angeboten werden soll, haben die Organisatoren wohl noch eine harte Nuss zu knacken. Denn die Erfahrung in diesem Jahr hat gezeigt, dass bei weitem nicht so viel junge Menschen sich gezielt und interessiert mit ihrer Zukunft auseinandersetzen, wie dies die "Hierbleiben!"-Leute und die Unternehmen wünschen.