Deutscher Verein unterstützt Region um Amppipal seit zwölf Jahren/Große Not nach Erdbebenkatastrophe Hilfe für Hospital und Dörfer in Nepal
Haldensleber bitten um Hilfe für Opfer des Erdbebens in Nepal. Ein Verein, der von Medizinern gegründet wurde, finanziert seit mehr als zehn Jahren maßgeblich ein Hospital im Himalaya-Staat. Dort wird jetzt noch mehr Unterstützung gebraucht.
Haldensleben l Familie Reiser ist erschüttert. Seit Jahren engagieren sich die Haldensleber Ärztin Dr. Barbara Reiser und ihr Mann Dr. Michael Reiser für ein Krankenhaus in Nepal, das der in Sachsen beheimatete Verein Nepalmed seit 2003 maßgeblich finanziert. Dort sind immer wieder deutsche Ärzte und andere medizinische Fachkräfte aus Deutschland im Einsatz. Das Krankenhaus Amppipal ist für die medizinische Versorgung von etwa 200000 Menschen zuständig. Vor anderthalb Jahren hatte ein Arzt, der in seinem Jahresurlaub in Amppipal gearbeitet hat, in Haldensleben über dieses Krankenhaus berichtet, das auf etwa 1000 Meter Höhe am Rande der Anapurna-Kette liegt.
Reisers verfolgen seit der Erdbeben-Katastrophe in Nepal intensiv die Meldungen. Hein Stahl, ein deutscher Arzt, der gegenwärtig in Nepal arbeitet, hatte die Vereinsmitglieder von Nepalmed in einem kurzen Bericht am Sonntag über die Lage informiert. Immer wieder gibt es kurze Mitteilungen von Deutschen, die in Nepal sind.
Das Amppipal Hospital hat keine großen Schäden davongetragen, können die Vereinsmitglieder zumindest ein bisschen aufatmen. Nach einem Telefonat mit einem Mitarbeiter im Hospital schrieb Arne Drews, der Vorsitzende des Vereins Nepalmed, am Sonntag, dass er von keinen Personenschäden in dem Bereich gehört habe, aber die umliegenden Dörfer, auch das Haus des Mitarbeiters, sind teilweise zerstört. "Die Stromversorgung ist unterbrochen. Der Generator im Hospital funktioniert und die Straße ist weitgehend intakt." Diese Straße, die es ermöglicht, das Hospital überhaupt mit einem Ambulanz-Fahrzeug zu erreichen, hatte der Verein 2005 bauen lassen.
Hein Stahl, der im Hospital in Sankhu arbeitet, schreibt von vielen Nachbeben, vielen Toten und Verletzten und vielen Operationen. Unfallchirurgen werden dringend gebraucht. Der deutsche Unfallchirurg Michael Becker arbeitet gegenwärtig neben der Stammbesetzung, zu der die Gynäkologin Christa von Oertzen und der nepalesische Arzt Dr. Kshitiz sowie ein Assistenzarzt gehören, in Amppipal. In Telefonaten erfuhr Arne Drews am Sonntagvormittag, dass in dem Haus der Gynäkologin der Schornstein umgefallen ist, in der Apotheke fielen Steine aus der Wand. Bis dahin seien erst sieben Verletzte ins Hospital gebracht worden, das Dorf Amppipal habe zwar wenig abbekommen, die Orte Harmi und Tati Pokhari seien jedoch zu 80 Prozent zerstört, die kleinen Flecken unterwegs ebenso. Deshalb rechnen die Mediziner in den nächsten Tagen mit vielen Patienten. Die Wege zur Klinik sind weit, und Patienten werden in einfachen Tragen gebracht. Sie liegen in einem großen Tuch, dessen Enden an einer stabilen Stange befestigt sind. Zwei Träger legen sich diese Stange auf die Schultern. Fußwege zwischen einer halben und mehr als zwölf Stunden sind die Regel.
"Wegen der Nachbeben konnten wir alle nicht oder nur schlecht schlafen", schreibt Christa von Oertzen aus Amppipal am Sonntagnachmittag. "Vor einer Minute war wieder ein kleines kurzes Beben! ... Viele campieren unten vor der Klinik."
Internationale Hilfstransporte aus mehreren Ländern sind unterwegs, die Hilfe wird aber sicher nur im Tal von Kath- mandu, in der am schlimmsten betroffenen Region, zum Einsatz kommen, vermutet Arne Drews. "Daher konzen- trieren wir uns auf die Region Amppipal." Spenden für die Behandlung der Verletzten und den Wiederaufbau der Häuser in den umgebenden Dörfern sind dringend erforderlich.
Nepal gehört ohnehin zu den 20 ärmsten Ländern der Welt, aus eigener Kraft kann das Land mit diesen enormen Schäden nicht fertigwerden. 3400 Menschen sind bisher umgekommen. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben überhaupt Zugang zu medizinischer Versorgung, 71 Prozent zu sauberem Wasser, und 84 Prozent der Menschen leben ohne Sanitäranlagen. Fachleute befürchten, dass nach dieser Katastrophe Seuchen ausbrechen können. Der Verein Nepalmed hat in den zurückliegenden Jahren die Bausubstanz des Hospitals inklusive Wasser- und Energieversorgung schrittweise erneuert. Außerdem hilft er beim Ersatz und der Neuanschaffung von medizinischen Geräten. Inzwischen sind auch Zahnbehandlungen möglich, ein neues Gebäude für OP, Kreißsaal und Gynäkologiestation steht.
Familie Reiser aus Haldensleben bittet gemeinsam mit dem Verein Nepalmed um Hilfe.
Spenden für die Menschen in der Region um Amppipal können überwiesen werden auf das Konto des Vereins Nepalmed, IBAN: DE67860954845000166776, BIC: GENODEF1GMV, Verwendungszweck Nepalmed Erdbeben. Für eine Spendenquittung muss die Adresse beim Verwendungszweck angegeben werden. Mehr Informationen gibt es unter www.nepalmed.de