Fußball FCM-Kapitän: Müssen torgefährlicher werden
Im Interview spricht Christian Beck über die Gründe für die verkorkste Saison des 1. FC Magdeburg, seine Quote und Trainer Thomas Hoßmang.
Magdeburg l Seit Januar 2013 ist Christian Beck mittlerweile beim FCM. Doch eine Saison wie die vergangene, als der Club bis kurz Saisonende um den Drittliga-Klassenerhalt bangen musste, hat er bisher noch nicht erlebt. Im Interview spricht der 32-Jährige über diese schwierige Zeit.
Volksstimme: Herr Beck, die Sommerpause begann für Sie mit einer Operation. Kurz nach Saisonende wurden Ihnen Platten aus dem Gesicht entfernt, nachdem Sie sich im März 2019 in Duisburg schwer verletzt hatten. Wie lief die Operation?
Christian Beck: Es lief viel besser als ich zunächst befürchtet hatte. Ich wurde am Morgen operiert, konnte das Krankenhaus dann am Abend bereits wieder verlassen und nach Hause. An der Schläfe wurden die Fäden bereits gezogen, die Fäden im Mund und im Auge lösen sich von alleine auf. Es ist zwar etwas unangenehm, hört sich aber schlimmer an, als es ist. Die Operation nach der Verletzung vor über einem Jahr war schlimmer.
Konnten Sie denn jetzt mit dieser schweren Verletzung endgültig abschließen?
Ich bin erst mal froh, dass es vorbei ist und dass die Platten endlich entfernt wurden. Ich denke, dass nach den ersten Kopfbällen wieder alles beim Alten ist.
Der FCM befindet sich momentan in der Sommerpause. Was überwiegt bei Ihnen: Die Erleichterung über den Klassenerhalt oder der Ärger über eine verkorkste Saison?
Es ist ein Zwiespalt. Natürlich bin ich froh, dass wir die Klasse gehalten haben. Es ist aber auch klar, dass es nicht unser Anspruch war, so lange bangen zu müssen. Wir wussten zwar, dass es nicht einfach wird. Dass wir bis zum Schluss in der Tabelle so weit unten stehen, hätte aber niemand gedacht. Wir wollen deshalb jetzt schnell einen Haken an die Saison machen und uns auf die kommenden Aufgaben konzentrieren.
Warum tat sich der FCM in der vergangenen Saison so schwer?
Uns hat über die gesamte Spielzeit die Konstanz gefehlt. Durch die Trainerwechsel kamen mehrfach neue Ideen und Philosophien in das Team. Außerdem haben sich in den vergangenen Jahren immer mal wieder Teams schwergetan, die aus der 2. Bundesliga abgestiegen waren. Da haben wir uns leider eingereiht.
Welche Rolle spielte die Corona-Krise und die damit verbundenen Belastungen durch zahlreiche Spiele nach dem Neustart?
Die Belastungen waren für alle Spieler gleich und eigentlich nicht vertretbar. Das hat weniger mit unserem sportlichen Verlauf zu tun. Es hat mich allerdings geärgert, dass wir bei den Neustart-Diskussionen nur auf den schlechten Tabellenplatz reduziert wurden. Dabei haben wir klar die Missstände, verbunden mit elf Spielen in vier Wochen, angesprochen. An dem Neustart war nichts gut. Viele Spieler haben sich verletzt, dem Deutschen Fußball-Bund war das aber leider ziemlich egal. Die Gesundheit der Spieler stand nicht im Vordergrund. Durch unseren Klassenerhalt kann uns jetzt aber zumindest niemand vorwerfen, dass wir bei dieser Diskussion nach Ausreden gesucht haben.
Der FCM erzielte nur 49 Tore in 38 Spielen. Warum hakte es in der Offensive?
Als Stürmer habe ich zunächst bei mir selbst gesucht. Es war aber auch sehr ärgerlich, dass ich nur selten überhaupt in die Situation kam, auf das Tor zu schießen oder zu köpfen. Ich lebe von Flanken und bin deshalb bis zu einem gewissen Punkt von meinen Mitspielern abhängig.
War es für Sie beim FCM bisher Ihre schwierigste Saison?
Das kann man schon sagen. Gerade seit dem Neustart nach der Corona-Pause war es auch für mich persönlich schwierig. Es lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich habe mehr von mir erwartet. Trotz allem denke ich aber, dass ich mit elf Toren und acht Vorlagen nicht so schlecht dastehe, wie manche behaupten.
Was muss sich in der kommenden Saison ändern?
Wir müssen in allen Mannschaftsteilen geschlossener auftreten und torgefährlicher werden, mehr Abschlüsse haben. Das gilt für das Mittelfeld, die Außenspieler, aber auch für die Stürmer. Wir dürfen nicht so leicht ausrechenbar sein. Mit der richtigen Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern läuft es dann hoffentlich besser als in der vergangenen Saison.
Welche Lehren haben Sie als Kapitän aus der vergangenen Saison gezogen?
Ich bin noch mehr in diese Rolle hineingewachsen, habe gemeinsam mit Führungsspielern wie Timo Perthel, Jürgen Gjasula, Tobias Müller und Sören Bertram noch mehr Verantwortung übernommen.
Klar ist: Wir müssen diese Präsenz und Geschlossenheit auf dem Platz noch deutlicher zeigen. Das haben uns die letzten Spiele gezeigt, in denen wir ganz besonders vorangegangen sind.
Thomas Hoßmang kam kurz vor Saisonende als Trainer zum Team, mit ihm sicherte der Club die Klasse. Was zeichnet ihn aus?
Für ihn war das Wichtigste, uns mitzunehmen. Das war ein ganz entscheidendes Zeichen. Er hat gezeigt, dass er uns braucht, hat uns gleichzeitig aber auch in die Verantwortung genommen. Ich freue mich sehr, dass er unser Trainer bleibt. Es ist gut, dass wir nach der Sommerpause nicht bei null anfangen. Er weiß, wie er uns nehmen muss und umgekehrt. Außerdem wissen wir, welche Vorstellungen er hat.
Momentan wird darüber diskutiert, ob Fans wieder ins Stadion dürfen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Ich hoffe, dass so viele Fans wie möglich wieder ins Stadion dürfen. Das würde auch gerade für uns sehr viel ausmachen. Die Fans sind für uns, aber auch für den gesamten Sport enorm wichtig. Jetzt muss geschaut werden, was im Rahmen der Corona-Pandemie vertretbar und möglich ist.