Tunnelbaustelle Streit um schmalen City-Radweg in Magdeburg
Um den Radweg am City Carré in Magdeburg wird gestritten: Die Stadt wirft dem Fahrradclub vor, mit falschen Zahlen Stimmung zu machen.
Magdeburg l Dass die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) keine großen Freunde der Tunnelbaustelle am Magdeburger Hauptbahnhof sind, ist kein Geheimnis. Seit Beginn der Planungen gibt es Kritik daran, dass stets dem Autoverkehr mehr Platz eingeräumt wird, als den anderen Verkehrsteilnehmern.
Jetzt entbrannte ein neuer Streit. Anfang Juli 2020 veröffentlichte der ADFC seine kritische Stellungnahme zur Großbaustelle am Bahnhof auf seiner Webseite und den sozialen Kanälen. Anlass war der künftige Radweg auf der Seite des City Carrés, dessen Verlauf sich bereits jetzt abzeichnet. Viel zu eng sei dieser, hieß es. Wo schon normale Fahrräder kaum Platz hätten, wären Lastenräder noch schlechter dran.
Die Stadtverwaltung hat nun mit einer eigenen Pressemitteilung auf die Kritik reagiert. Darin wirft sie dem Fahrradclub vor, „falsche Angaben“ zu verbreiten. So sei der Weg keineswegs nur 73 Zentimeter breit, wie vom ADFC behauptet. „Der neue Radweg entlang der Tunnelausfahrt in Richtung Innenstadt ist durchgehend einen Meter breit“, heißt es in der Erklärung. Auch werde er durch Leitungsmasten nicht verengt, sondern darum herumgeführt.
„Da ist ein Fehler beim Messen im Eifer des Gefechts passiert“, räumt Norman Dreimann, Vorsitzender des ADFC Magdeburg, auf Volksstimme-Nachfrage ein. Das sei allerdings immer noch deutlich unter der empfohlenen Breite für Radwege von 1,6 Meter.
Die wären in dem Bereich entlang des City Carrés aber nicht möglich gewesen, meint die Stadt. „An dieser Stelle steht schlichtweg nicht mehr Platz zur Verfügung“, heißt es in der Mitteilung. Weder Tunnelausfahrt noch Gebäude könnten schließlich verschoben werden, so die Argumentation. Diese greift Dreimann auf und verweist auf die in seinen Augen ungerechte Verteilung des zur Verfügung stehenden Platzes. 38 Meter breit sei der Straßenraum zwischen den Gebäuden. Die Hälfte davon stehe künftig dem Autoverkehr zur Verfügung, die andere Hälfte müssen sich Straßenbahn, Fußgänger und Radfahrer teilen. „Da kann man schon die Frage stellen, warum das so gemacht wird“, meint er.
Diese Frage kommt für die Stadt allerdings acht Jahre zu spät. Sie verweist auf den Planfeststellungsbeschluss zum Tunnelbau, der bereits im April 2012 vorlag. Der Stadtrat konnte diesen damals nur noch zur Kenntnis nehmen, wie Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl, erklärter Tunnelgegner und ADFC-Mitglied, erinnert. „Die Planung der Radwege hätte zwingend nach gültiger Richtlinie erfolgen müssen“, sagt er.
Für die Verkehrssicherheit in dem Engpass sieht Norman Dreimann nun schwarz. „Der Radverkehr ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Und das ist die Hauptverbindung in Ost-West-Richtung“, sagt er.
Der gegenüberliegende Radweg wird 1,5 Meter breit, ab Höhe alter Feuerwache geht es in beiden Richtungen auf 2,5 Meter gemeinsam weiter.