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Pflegepersonal Willy Wegener kann Vorgaben erfüllen

Pflegenotstand - ein Wort in aller Munde. Doch wie sieht es in Zerbster Einrichtungen aus? Die Volksstimme hat sich umgehört.

Von Thomas Kirchner 25.10.2017, 01:01

Zerbst l Die Zerbster Helios Klinik kann seit Ende September keine stationäre Versorgung in der Palliativmedizin anbieten, die Aufnahme von Patienten wurde in diesem Bereich erst einmal ausgesetzt. Der Grund: Momentan sind zwei Stellen im Pflegedienst, die eine spezielle palliativmedizinische Ausbildung benötigen unbesetzt, insgesamt gibt es zehn offene Stellen in der Pflege. Auch in der AWO-Seniorenresidenz am Frauentorplatz ist die Personalsituation ein schwieriges Thema (Volksstimme berichtete). Wie ist die Lage in der Senioreneinrichtung Willy Wegener, Am Plan?

„In unserer Einrichtung gibt es derzeit keine offenen Stellen“, sagt Larissa Kraatz, Leiterin der Einrichtung. Das Minimum der geforderten Pflegekräfte könne einhalten werden. „Ob das allerdings auch das Optimale ist, da lasse ich mal ein Fragezeichen stehen“, sagt die Einrichtungsleiterin. Etwas mehr als 200 Bewohner leben im Seniorenheim Willy Wegener.

In der vollstationären Langzeitpflege gelten seit 2017 landesweite Personalrichtwerte als Korridore für die allgemeine Pflege und Betreuung, schreibt das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg auf Nachfrage. Bei einem Pflegegrad fünf würde das beispielsweise eine Pflegekraft für 1,82 bis 2,1 Bewohner, für den Pflegegrad zwei, eine Pflegekraft für 3,67 bis 4,5 Bewohner bedeuten. Innerhalb dieser Korridore können die Vereinbarungspartner festlegen, mit welcher Personalbemessung je Pflegegrad der Versorgungsauftrag der dort betreuten Pflegebedürftigen erfüllt wird. Die Fachkraftquote beträgt 50 Prozent, das heißt, jede zweite Pflegekraft muss eine Fachkraft sein.

Träger des Seniorenheimes Willy Wegener ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das neun Einrichtungen betreibt. Sie haben kürzlich ein Projekt gestartet, bei dem sie in Südosteuropa auf Fachkräftesuche gehen. „Die dort rekrutierten Mitarbeiter werden in Deutschland umfassend betreut“, erläutert Larissa Kraatz. Von Visa-Angelegenheiten, über Deutschkurse bis hin zur Kita oder Wohnungssuche. – bei all diesen Gängen werden die Neuankömmlinge begleitet.

„Der Pflegeberuf ist einfach nicht attraktiv und es wurde bisher auch wenig dafür getan dies zu ändern“, sagt Kraatz. Ein Pool von Mitarbeitern für größere Ausfälle, urlaubs- oder krankheitsbedingt, habe sie auch nicht. Hinzu komme immer mehr Zeit, die für Dokumentationen benötigt werde, die am Patienten sinnvoller genutzt werden könnte.

Ein Lösungsansatz, um den Mangel an Fachpersonal in der Pflege entgegen zu wirken, kommt von der Arbeitsagentur. „Gemeinsam mit den Unternehmen in der Pflegebranche müssen wir erfahrene Mitarbeiter unter den Pflegehelfern in den Unternehmen erkennen, die wir gemeinsam zu Fachkräften ausbilden können“, sagt Raik Ertelt, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg. Die dann freiwerdenden Helferstellen, können mit unserem Arbeitskräftepotenzial wieder besetzt werden. „An den Weiterbildungskosten und an den Gehaltskosten für die Zeiten der theoretischen Ausbildung beteiligt sich die Agentur für Arbeit über das Programm WeGebAU (Qualifizierungsförderung von Beschäftigten im Rahmen eines speziellen Programms)“, erklärt Raik Ertelt.

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus dem Jahr 2016 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 in Sachsen-Anhalt auf knapp 70 000. Gebraucht würden dann rund 44.000 Pflegekräfte.