Industriekultur in Hannover Schreiben mit der Hand als sinnliches Erlebnis
Vor 65 Jahren brachte Pelikan einen Schulfüller mit Tintenpatronen auf den Markt. Eine Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte des Schreibens - von der Gänsefeder bis zur Tastatur.

Hannover - War es ein Pelikan, Lamy oder Geha? An den ersten eigenen Füller - zumindest an die Farbe - erinnern sich die meisten von uns, genauso wie an die erste Lehrerin. Eine Ausstellung in Hannover unterstützt die gedankliche Reise zurück in die Grundschule. „Gänsefeder, Pelikano, Tastatur - Was bedeutet Schreiben?“ lautet der Titel der Schau, die von Samstag an im Tintenturm Pelikan zu sehen ist.
„Schreiben mit der Hand ist etwas sehr Sinnliches“, sagte der Archivar von Pelikan, Wilfried Leuthold. Beim Schreiben mit Füllhalter seien Konzentration und Motorik gefragt. Weil es förderlich für die Gehirnentwicklung von Kindern sei, kehrten auch skandinavische Länder vom iPad zurück zur Handschrift, sagte der 70-Jährige, der die Schätze der Firmengeschichte hütet.
In der Grundschule bleibt der Füller erhalten
Das 1838 als Hersteller von Schreibtinte und Künstlerfarben gegründete Unternehmen Pelikan gehört mittlerweile zur Hamelin Group. Den Vertrieb der Marken Pelikan und Herlitz übernimmt Hamelin von diesem Jahr an - die Produktion bleibt aber in Peine, wie Jens Kollecker von der Hamelin GmbH betonte. Zwar gehe die Nutzung von Füllern zurück, allerdings seien die Zielgruppe von Pelikan Kinder, die eingeschult werden. Und dies seien jedes Jahr bundesweit 750.000 bis 800.000 Kinder, erläuterte Kollecker.
Die Besucherinnen und Besucher lernen in der Ausstellung im historischen Tintenturm, dass Pelikan im Jahr 1960 als erster Hersteller einen Schulfüller mit Tintenpatronen - den Pelikano - auf den Markt brachte und mit TV-Werbespots vermarktete. Damit konnten Tintenfässer zu Hause bleiben, die etwa beim Diktat in der Schule umzukippen drohten. An mehreren Stationen in der Schau können die Besucher selbst Füller ausprobieren.
Pelikanviertel als Zeugnis von Industriegeschichte
Der 1913 erbaute Tintenturm soll als Ort für Ausstellungen und andere Events erhalten bleiben. Der Raum galt damals als größter Konferenzsaal in Deutschland. Die aktuelle Ausstellung ist bis zum 11. Januar 2026 zu sehen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Hannover. Das gesamte Pelikanviertel sei ein beeindruckendes Zeugnis der Industriegeschichte, sagt Anne Gemeinhardt, Direktorin der Museen für Kulturgeschichte.