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Überflutungen in Brandenburg Trotz fallender Pegelstände bleibt Hochwasserlage angespannt

Die Hochwasserlage im Osten Brandenburgs bleibt heikel. Wassermassen drücken gegen Schutzanlagen, trotz sinkender Pegelstände. Im Wohngebiet steht Wasser teils so hoch, dass Anwohner in Boote steigen.

Von dpa Aktualisiert: 26.09.2024, 18:16
Im Paddelboot in einem überfluteten Teil von Frankfurt (Oder) unterwegs
Im Paddelboot in einem überfluteten Teil von Frankfurt (Oder) unterwegs Patrick Pleul/dpa

Frankfurt (Oder)/Schwedt - Trotz leicht sinkender Pegelstände hält das Oder-Hochwasser im Osten Brandenburgs Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft - für manche Anwohner hat Ausnahmezustand geherrscht. Weil das Wasser in einem Wohngebiet von Frankfurt (Oder) hoch auf der Straße stand, stiegen einige Bürger auf Boote um. 

Wassermassen drückten gegen die Hochwasserschutzanlagen, immer wieder mussten undichte Sandsack-Barrieren verstärkt werden. Für einen Teil des Flussgebietes entlang der Oder - im Oder-Spree-Kreis - galt heute weiterhin die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4. 

Die Hochwasserwelle bewegt sich vom südlichen Teil der Oder in Brandenburg nun weiter Richtung Nordosten. Dort wurden im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt gezielt Hochwasser-Polder geflutet, um Deiche zu entlasten und Anwohner zu schützen.

Vor allem an Uferregionen im Oder-Spree-Kreis kam die Flut Wohngebieten gefährlich nahe. Einige Straßen, Keller und Gärten standen unter Wasser. Von großen Schäden berichteten die Oder-Regionen bislang nicht. Es kam jedoch zu Durchbrüchen, weil beispielsweise Schutzwände Risse bekamen. In Eisenhüttenstadt reagierten Einsatzkräfte auf Sickerstellen am Deich, die mit Sandsäcken abgedichtet wurden. 

Stadt Frankfurt (Oder): Wasserdruck auf Schutzanlagen enorm

Der Wasserdruck auf die Hochwasserschutzanlagen sei enorm, die Situation bleibe angespannt, teilte die Stadt Frankfurt (Oder) mit. Dort habe der Pegelstand in der Nacht rund 6,10 Meter erreicht, sinke nun aber sehr langsam ab. Auch an den Pegeln Ratzdorf und Eisenhüttenstadt (Landkreis Oder-Spree) war der Höchststand nach Angaben des Landesamtes für Umwelt erreicht worden. Der normale Wasserstand in Frankfurt (Oder) liegt bei etwa 2,10 Metern.

Der Einsatzleiter der Wasserwacht in Frankfurt (Oder), Danny Knispel, schätzte, dass in einer Straße - dem Buschmühlenweg - das Wasser einen halben Meter bis 70 Zentimeter hoch stehe. DLRG-Einsatzkräfte brachten deshalb Bewohner per Boot und Unimog durch das überflutete Gebiet. Evakuierungen seien aber nicht nötig, so Knispel. „Die Einsatzkräfte stehen rund um die Uhr bereit.“ 

In einer überfluteten Straße in Frankfurt waren Anwohner zu sehen, die Paddel- und Ruderboote nutzten. Pumpen liefen, weil das Wasser im Keller stand. Dort hatte es 1997 starke Überflutungen gegeben - diesmal bleibt das Ausmaß geringer. 

Hochwasser-Touristen und Schaulustige müssen angesichts der angespannten Hochwasserlage mit einem Bußgeld von mindestens 100 Euro rechnen, wenn sie die Deiche betreten. Der Landkreis Oder-Spree erließ eine Allgemeinverfügung und will Verstöße als Ordnungswidrigkeit ahnden. Es drohe ein Bußgeld von 100 Euro bis zu 50.000 Euro, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung.

Schaulustige sorgen in den Hochwasser-Regionen im Osten Brandenburgs für viel Unmut. „Wir haben weiterhin ein Problem mit Hochwasser-Touristen“, sagte der Sprecher der Stadt Eisenhüttenstadt. 

Das Betreten und Befahren der Deiche ist ab Hochwasser-Alarmstufe 3 untersagt worden. Auch Polizeistreifen sind zur Kontrolle unterwegs. Trotz des Betretungsverbots und aufgebauter Sperren liefen Spaziergänger am Deich entlang oder seien mit dem Fahrrad unterwegs, so die Stadt Eisenhüttenstadt.

Das Landesumweltamt in Brandenburg leitete heute die Flutung von Hochwasserpoldern im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt in der Uckermark ein. Ziel ist es, die Hochwassergefahr zu verringern und so große Schäden zu vermeiden. 

Denn die Flutwelle wird in den kommenden Tagen im Nordosten Brandenburgs erwartet. Mit der Polder-Flutung kann sich der Fluss sozusagen auf das angrenzende große Auengebiet ausdehnen, der Pegelstand sinkt erheblich. Eine landwirtschaftliche Fläche von rund 3.700 Hektar werde überschwemmt, teilte das Umweltministerium mit. „Das sind riesengroße Mengen Wasser, die sich dort ergießen können“, sagte der Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, Dirk Treichel, der dpa. „Wir sind guten Mutes, dass wir da gut durchkommen.“