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Bildung Mücheln bangt um das Freie Gymnasium in der Stadt

Beabsichtigte Kürzung der Landeszuschüsse bedeutet laut Träger das Aus. Dagegen läuft eine Unterschriftenaktion. Der Stadtrat appelliert an die Ministerin, nicht bei der Bildung zu sparen.

Von Diana Dünschel und Anke Losack 17.12.2024, 22:59
Wird der Landeszuschuss für das Freie Gymnasium Geiseltal gekürzt, bedeutet das für die Schule das Aus.
Wird der Landeszuschuss für das Freie Gymnasium Geiseltal gekürzt, bedeutet das für die Schule das Aus. (Foto: K. Sieler)

Mücheln/MZ - - „Eine Kürzung der Landeszuschüsse wäre das Aus für das Gymnasium“, sagte Kirsten Tänzer im jüngsten Müchelner Stadtrat. Dabei wollten Stadt und Stadtrat nicht tatenlos zusehen. Von den Kommunalpolitikern wurde eine Unterschriftenaktion unterstützt und eine Absichtserklärung für den Erhalt der Schule einstimmig verabschiedet.

Kirsten Tänzer, die Geschäftsführerin der Bildungspark Mücheln gGmbH als Träger des Freien Gymnasiums Geiseltal, nahm in der Stadtratssitzung Stellung zu den Plänen von Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU), die staatlichen Schulen zum Nachteil der freien mit mehr Geld ausstatten will.

Absichtserklärung zum Erhalt

Das 2009 eröffnete Gymnasium Mücheln beschäftigt laut Tänzer derzeit fast 40 Mitarbeiter. 298 Schüler lernen hier. Für die beiden neuen fünften Klassen 2025, die nach Schulsatzung höchstens jeweils 24 Mädchen und Jungen aufnehmen können, gebe es mit 60 Anmeldungen mehr, als die Aufnahmekapazität hergibt.

Die Pädagogen bekommen, sagte Tänzer weiter, zwischen 93 und 95 Prozent des Gehalts, das sie an einer staatlichen Schule erhalten würden. Dafür würde der aktuelle monatliche Landeszuschuss von 192.000 Euro benötigt.

Doch nun wolle das Bildungsministerium monatlich davon 24.400 Euro streichen, also 293.000 Euro jährlich. Das wäre 22 Prozent weniger als der Zuschuss für eine staatliche Schule betrage. Und das wäre nicht nur bedenklich, fand die Geschäftsführerin deutliche Worte: „Das hätte fatale Auswirkungen. Wir haben keine andere Möglichkeit, die Lehrer zu bezahlen.“

Auch auf den jüngsten Bildungsausschuss in Magdeburg ging Tänzer ein. Dort war das Thema von der Tagesordnung genommen worden, weil selbst CDU-Landtagsabgeordnete die Pläne von Eva Feußner nicht mittragen wollen. Daraufhin wurde für Januar eine Sondersitzung anberaumt. Die Rede ist davon, den geplanten Kürzungen nicht in der beabsichtigten Höhe zuzustimmen.

Auch dazu fand die Geschäftsführerin der Bildungspark Mücheln gGmbH deutliche Worte: „Auch nur ein bisschen Kürzung nutzt uns gar nichts. Es darf gar nicht gekürzt werden.“ Sie appellierte an die Stadträte, eine Petition gegen die Kürzungspläne zu unterstützen. „Denn wir sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Stadt, und wir haben das Gymnasium mit viel Liebe aufgebaut.“ Alle anwesenden Stadträte und Einwohner unterzeichneten die Petition zu neuen Finanzregelungen für freie Schulen in Sachsen-Anhalt, die auch auf der Schul-Internetseite veröffentlicht ist.

Aber die eindeutige Meinung des Stadtrates zu dem Thema ging noch darüber hinaus. Die Verwaltung hatte eine Absichtserklärung zum Erhalt des Freien Gymnasiums vorbereitet und kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt. Sie wurde einstimmig angenommen und richtet sich an die Ministerin.

Das Gymnasium habe sich zu einem wichtigen Bestandteil des Bildungsangebotes der Stadt sowie der Region entwickelt, heißt es darin. „Es muss alles darangesetzt werden, diese Schule zu erhalten. Der Stadtrat der Stadt Mücheln fordert das Land Sachsen-Anhalt auf, die geplante Neugestaltung der Finanzhilferegelungen für die Ersatzschulen in Sachsen-Anhalt auskömmlich und gerecht auszustatten. An der Bildung darf nicht noch weiter gespart werden.“

Mit 15 Schülern gestartet

Im Sommer 2007 war das Müchelner Geiseltalgymnasium als staatliche Schule aufgrund von Schülermangel geschlossen worden. Auch damals setzten sich viele dafür ein, dass der Bildungsstandort Mücheln trotzdem erhalten bleibt für ein Gymnasium. Eines in freier Trägerschaft einzurichten, dafür sprach sich der Stadtrat seinerzeit aus. 2009 startete die Schule als Einrichtung der Bildungspark Mücheln gGmbH mit 15 Schülern, wuchs dann rasant. Jetzt hat sie knapp 300 Schüler, die Auslastungsgrenze liegt bei 360.

„Wir haben damals über drei Millionen Euro investiert, um die Schule zu erhalten“, erinnert der jetzige Stadtratsvorsitzende Albrecht Steup (CDU). Das Gebäude gehört der Kommune. „Wenn die Finanzierung so durchgeht, wie es angedacht ist, dann wird dieses Gebäude eine leere Hülle sein“, meinte Schulleiterin Manuela Kuhl auf der vorangegangenen Sitzung des Müchelner Haupt- und Finanzausschusses, wo sie über die Situation informierte. Hier verdeutlichte Kuhl unter anderem auch, dass das Gymnasium mit 52 Mitarbeitern, dazu zählen neben Lehrern zum Beispiel auch Hausmeister und Reinigungskräfte, „ein großer Arbeitgeber in Mücheln ist“. Außerdem verwies sie auf einen Punkt im Koalitionsvertrag der jetzigen Landesregierung. Da heißt es: „Wir werden (...) ein neues Finanzierungsmodell für Schulen in freier Trägerschaft entwickeln, welches auskömmlich, rechtssicher, transparent und nachvollziehbar gestaltet wird.“ Die Schulleiterin vom Freien Gymnasium Geiseltal sagte: „Das hat man nicht eingehalten. Punkt.“