Erfurt AfD macht mobil gegen Moschee-Bau
Fraktionschef Höcke bietet sich als Partner einer Bürgerinitiative an. Bischöfin Junkermann unterstützt den Bauplan.
Erfurt (dpa/epd) l Noch ist es eine Wiese vor den Toren Erfurts. Längst aber tobt ein Streit darüber, ob darauf eine Moschee gebaut werden darf. Es wäre der erste Neubau in Thüringen. Die AfD wittert darin „ein langfristiges Landnahmeprojekt“ und hat die Parole ausgerufen: „Nein zur Moschee“. Die Landesregierung unter dem linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow wehrt sich nun gegen die Rechtspopulisten und betont das hohe Gut der Religionsfreiheit. .
Der Alternative für Deutschland scheinen die Baupläne angesichts ihres jüngst beschlossenen Anti-Islam-Kurses wie gerufen zu kommen. AfD-Landeschef Björn Höcke gibt unumwunden zu, dass seine Partei ein neues Thema gefunden habe. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“, wird er nicht müde zu betonen. Der Islam habe eine Heimat, aber „diese Heimat heißt nicht Erfurt“.
Der erste Praxistest des neuen Kurses hat jedoch mit einem Dämpfer begonnen. 700 Menschen folgten am Mittwochabend Höckes Aufruf zu einer Kundgebung in der Thüringer Landeshauptstadt – weit weniger als bei AfD-Demonstrationen zuvor. Ein Thema war der geplante Moscheebau. Höcke bot sich „als Partner einer etwaigen Bürgerinitiative“ an.
Es geht um die Pläne der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde. Noch befindet sich das Projekt im Stadium einer Bauvoranfrage. Damit ist nicht sicher, ob die Moschee mit Kuppel und einem elf Meter hohen Minarett in einem Gewerbegebiet an einer Bundesstraße realisiert wird. Die Gemeinde zählt etwa 70 Mitglieder.
„Die Bevölkerung soll darüber abstimmen“, findet die Erfurterin Erika Barich. „Dann werden sie ihr blaues Wunder erleben.“ Die 71-Jährige lehnt das Vorhaben ab, weil „uns die arabischen Länder hinausgejagt hätten, wenn wir dort eine evangelische Kirche bauen wollten“. Andere wie ein 72-jähriger Mann stören sich am Minarett – nach dem Motto, so lange die Moschee nicht wie eine Moschee aussieht, ist alles gut.
Viele Erfurter haben aber keine Bauchschmerzen. „Die Brachfläche kann durch die Moschee nur schöner werden“, ist Falko Stolp überzeugt. Für ihn ist die Politik ein Stück weit verantwortlich für die Ängste vor dem Islam: „Die geben sich doch alle Mühe – von der AfD bis zur CSU.“ Diana Leischner aus Erfurt: „Religionsfreiheit gehört zu unseren Werten.“
Auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, begrüßt den geplanten Bau einer Moschee in Erfurt. „Religionsgemeinschaften haben das Recht auf die freie Ausübung ihrer Religion. Dieses Recht gilt selbstverständlich auch, wenn sich Religion in Architektur ausdrückt.“
Die Ahmadiyya-Gemeinschaft betreibt in Deutschland rund 50 Moscheen. Sie plant auch in Leipzig einen Neubau. Dort gab es in der Vergangenheit immer wieder Proteste. Im Februar wurde auf dem Baugelände ein totes Schwein abgelegt. Im sächsischen Chemnitz hatte die Stadt kürzlich einen Bauvorantrag der Gemeinde abgelehnt.