Geschichte „Was ist noch übrig von der DDR?“
Zum Internationalen Museumstag am Sonntag geht die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn mit Besuchern auf eine literarische Zeitreise.
Marienborn (rgm) l Es gibt Bauten im Osten Deutschlands, die standen kurz vor der Wende vor dem Abriss. Ihre einstige Pracht war nur noch zu erahnen. Und es gibt Bauten, die sind erst gut, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wenn sie ungenutzt dahindämmern. Wachtürme an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind Beispiele.
Beide Beispiele sind heute ein Stück deutscher Geschichte, oft beliebte Fotomotive für Touristen. Auch für Kai Stefes. Der ist allerdings kein Tourist, sondern professioneller Fotograf. 25 Tage war der Mann aus Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen) mit einer MZ ES250/1, Baujahr 1964, aus den MZ-Werken in Zschopau quer durch den Osten Deutschands unterwegs.
Was ihn dazu bewog? „Selbst nach mehr als einem Vierteljahrhundert Deutsche Einheit frage ich mich: Was ist noch übrig von der DDR, von diesem verschwundenen zweiten deutschen Staat und von dem Geist des Umbruchs? Gibt es noch Unterschiede, und wie weit ist die Vereinigung fortgeschritten? Gab es die in meinem Kopf existierende DDR überhaupt?“, fragte er.
Antworten suchte er auf seiner Reise zwischen Fichtelberg und Kap Arkona, und er hielt das Gesehene und Erlebte in seinem Buch „Durch den Osten - was war, was ist, was bleibt?“ fest. Darin finden sich natürlich auch Aufnahmen aus Sachsen-Anhalt. Magdeburg ist dabei, Wernigerode, Halle, um nur wenige Beispiele zu nennen.
Kai Stefes hat Altes mit seiner DDR-Kamera, einer Pentacon Six aus Dresden, festgehalten, Neues, Alltägliches, Besonderes, Einmaliges und ein gutes Stück blühender Landschaften, und die im wahrsten Sinne des Wortes. Aber auch vieles, was in den vergangenen 25 Jahren noch nicht zu schaffen war.
Auf seiner Reise sind Stefes interessante Menschen begegnet. Allen hat er dieselben Fragen gestellt, unter anderem: Was verbinden Sie mit der DDR? Gibt es besonders positive Erinnerungen, die Sie mit der DDR verbinden? Gibt es besonders negative Erinnerungen? Die Antworten der Zeitzeugen, aus Magdeburg beispielsweise Gabriele Herbst, evangelische Pfarrerin, sind vor allem eines: authentisch. Deshalb geben sie erlebte, wahre Einblicke in das Leben in der DDR.
Zum Internationalen Museumstag liest Kai Stefes am Sonntag ab 11 Uhr in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn aus seinem Buch „Durch den Osten – was war, was ist, was bleibt?“. Anschließend wird seine Fotoausstellung eröffnet.