Handwerk Durchstarten mit dem Meistertitel
160 Gesellen haben in diesem Jahr ihre Meisterprüfung bestanden. Daria Braun und Hendrik Niemz zählen zu den Jahrgangsbesten.
Magdeburg l Daria Braun hat sich noch nie für einen Bürojob interessiert: „Ich arbeite lieber mit Menschen, besonders wenn ich dabei kreativ sein kann“, erzählt die 26-Jährige. Deshalb ließ sie sich auch nach der Schule zur Friseurin ausbilden. Das kreative Handwerk hat die trendbewusste Frau schon immer gereizt.
Am vergangenen Sonnabend, rund zehn Jahre nach Beginn ihrer Friseurausbildung, ist ihr von der Handwerkskammer Magdeburg nun der Meisterschein überreicht worden. Von insgesamt 14 Friseuren, die dieses Jahr ihren Meisterbrief bekamen, hat sie mit der besten Leistung abgeschlossen. Dafür hat Braun zehn Monate richtig geschuftet: Vormittags besuchte sie Seminare, nachmittags stand sie im Salon und abends lernte sie auf der Couch für die Prüfung. „Mir war es wichtig, meine Stammkunden nicht zu verlieren“, sagt Braun, „also habe ich mit meinem Chef vereinbart, für die Zeit geringfügig angestellt zu bleiben.“
Maler und Lackierer Hendrik Niemz hat für seinen Meistertitel in Teilzeit hingegen wesentlich länger gebraucht. Der Magdeburger war im Jahr 2012 bei einer Braunschweiger Firma angestellt, als er sich für die Meisterausbildung beim Magdeburger Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer angemeldet hat. „Für insgesamt zweieinhalb Jahre war ich die Woche über voll arbeiten. Freitagabends und sonnabends ging es dann zum Unterricht“, berichtet der 39-Jährige. Genau wie Braun, hat auch Niemz die Meisterprüfung als Jahrgangsbester seines Fachs im Jahr 2015 bestanden und zur Meisterfeier am Wochenende den Schmuckbrief überreicht bekommen.
Für die kommenden Wochen hat Niemz auch schon Pläne: Nach mehr als 20 Jahren im Beruf hat sich der Malermeister nämlich im vergangenen Jahr selbständig gemacht. Doch so langsam werde die Arbeit zu viel für eine Person. „Derzeit bin ich die Woche über unterwegs auf dem Bau und am Wochenende sitze ich am Schreibtisch und erledige Papierkram – da wäre Hilfe von ein bis zwei Angestellten schon ganz gut, um mal zur Ruhe zu kommen“, sagt der Magdeburger.
Dank der insgesamt vier bestandenen Prüfungen darf Niemz nun auch Auszubildene einstellen. „Früher konnte man viele Sachen wissen, musste man aber nicht“, beschreibt der Magdeburger den Meistertitel und lacht. „Jetzt muss ich es wissen, sonst kann es unter Umständen viel Geld kosten.“
Der doppelte Einsatz hat sich auch für Braun gelohnt. Denn mit bestandener Meisterprüfung in der Tasche, darf die Haarstylistin nun nicht nur selber Friseurnachwuchs ausbilden, sondern ist auch zur Salonleitung aufgestiegen. „Durch die Weiterbildung habe ich eine Menge Neues über Betriebswirtschaftslehre gelernt.“ Das bedeutet auch, dass sie sich jetzt um Warenbestellungen und Kassenabschlüsse kümmert. Als einzige Friseurmeisterin in ihrem Salon trägt sie somit auch mehr Verantwortung. Ob Braun das neu Erlernte irgendwann in einen eigenen Salon stecken möchte? Braun sagt: „Ich möchte mir zumindest die Option offenhalten.“