Eil

Landwirtschaft Frust und Vorurteile

Bauern und Landwirtschaftsministerin in Sachsen-Anhalt fremdeln miteinander. Eine Analyse, weshalb das so ist.

02.03.2017, 23:01

Magdeburg l Ein guter Start war das nicht: Bereits vor Amtsantritt von Claudia Dalbert als Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt entlud sich Mitte April der Frust von Bauern, Jägern und Förstern vor dem Landtag in Magdeburg. „Willkommenskultur für den Wolf und Handschellen für die Landbevölkerung“, fürchteten die Protestler und kritisierten, dass der Wahlsieger CDU sich von „grünen Ideologen“ den Koalitionsvertrag diktieren ließe.

Klar ist, auch Claudia Dalbert hatte Berührungsängste mit der Übernahme des Ressorts. Die frühere Psychologie-Professorin liebäugelte zunächst mit dem Amt der Kultusministerin. Erst als die grüne Basis Druck machte, musste Dalbert umschwenken.

Dass der Spagat zwischen den Interessen ihrer Wähler und denen der Landwirte nicht leicht werden würde, war der Politikerin bewusst. Denn den Grünen fiel es stets schwer, sich für landwirtschaftliche Positionen zu begeistern. Als Opposition im Landtag rang die Partei um mehr Tierwohl sowie besseren Natur- und Pflanzenschutz – mit Claudia Dalbert als Frontfrau und Fraktionschefin. Doch Dalbert ist Politikerin, sie weiß, dass Wandel nur durch Kompromisse gelingen kann. Als Ministerin will sie sich den Bauern annähern, kann aber eigene Positionen nicht vollends verraten.

Viele Landwirte haben das noch nicht verstanden. Wo Dalbert den Kontakt sucht, muss sie häufig erst Vorurteile aus dem Weg räumen. Prallen unterschiedliche Positionen aufeinander, sprechen die Landwirte viel zu schnell von „grüner Ideologie“. Auch beim Thema Wolf zeigt sich das. Während die Ministerin bemüht ist, die richtige Balance zwischen Artenschutz und wirtschaftlichen Interessen der Bauern auszuloten, verharren die Landwirte auf ihrer Position: Der Wolf muss weg!

Im Magdeburger Ministerium hat die Landwirtschaft nach wie vor einen hohen Stellenwert. Aber nach Jahren in der Komfortzone unter Dalberts Vorgänger Hermann Onko Aeikens (CDU) müssen nun Kompromisse gemacht werden. Für Sachsen-Anhalt muss diese Entwicklung nicht schlecht sein.