Förderpolitik Land greift Gründern unter die Arme
Sachsen-Anhalt legt über die Investitionsbank einen Darlehensfonds mit 112 Millionen Euro auf.
Magdeburg l Markus Barth kennt die Nöte, die so mancher Jungunternehmer hat. Er selbst steckte vor Jahren in der Klemme: Gemeinsam mit Sören Majcherek hat er 2009 in Magdeburg die Firma Teprosa gegründet, doch seine Hausbank wollte keinen Kredit für notwendige Investitionen gewähren. So innovativ die Geschäftsidee der Uni-Absolventen auch war, für die Bank war sie zu risikoreich.
Barth hatte jedoch Glück, die landeseigene Investitionsbank gewährte ein Darlehen über 1,7 Millionen Euro, sowie Zuschüsse über 1,2 Millionen Euro. „Heute beschäftigen wir 18 Mitarbeiter und befinden uns auf Wachstumskurs“, erzählt Barth. Teprosa produziert mittels feinster Lasertechnik unter anderem Filter für die Autoindustrie.
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ist eine, die sich aus Sicht der Landesregierung andernorts noch oft wiederholen soll. Beim Firmenbesuch am Montag haben Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD), Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) und der Chef der landeseigenen Investitionsbank, Manfred Maas, einen neuen Darlehensfonds vorgestellt, mit dem Gründer künftig gefördert werden sollen. Die bisherige Gründerförderung war mit dem Ende der letzten EU-Förderperiode ausgelaufen.
112 Millionen Euro stecken im neuen Fonds, das Land hat sich an ihm mit gut 27 Millionen Euro beteiligt, satte 85 Millionen stellt die Europäische Union über den Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereit. Verwaltet wird der Darlehensfonds über die Investitionsbank.
„Als Land wollen wir weiterhin dort einspringen, wo es für die private Kreditwirtschaft zu riskant ist“, erklärt Willingmann. „Gerade kleine Unternehmen und Hightech-Gründer haben es vergleichsweise schwer, Kredite für Investitionen, Betriebsmittel oder die Auftragsvorfinanzierung zu bekommen.“
Nach Angaben der Investitionsbank sind in der Regel vier von fünf Firmengründungen erfolgreich. „Die Ausfallquote von gewährten Darlehen lag bislang lediglich bei 1,5 Prozent“, berichtet IB-Chef Maas. In den vergangenen Jahren seien bereits über Landeshilfen rund 17.800 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert worden.
Einfach so kommen Gründer an die Darlehen allerdings nicht heran. Sie müssen zunächst klären, ob nicht die eigene Hausbank die Finanzierung ihrer Vorhaben übernimmt. Zudem müssen sie auch bei der Investitionsbank „plausibel nachweisen“, dass sie später in der Lage sein werden, gewährte Darlehen wieder zurückzuzahlen. In der Regel würden Antragsverfahren zwei bis drei Monate dauern.
Neu ist auch, dass das Land über den Darlehensfonds künftig nicht nur klassische Investitionen (etwa in neue Maschinen), sondern auch kommerzielle Vorhaben in den Bereichen Klima, Umwelt und erneuerbare Energien fördern will. 12,5 Millionen Euro soll es hierfür aus dem Fonds geben. „Das ist ein schönes Beispiel, wie sich Wirtschafts- und Umweltpolitik verbinden lässt, eine klassische Win-Win-Situation“, so Umweltministerin Claudia Dalbert.
Die Mittel aus dem neuen Darlehensfonds stehen den Unternehmern ab sofort bereit. 14 Anträge seien Bereits bei der Investitionsbank eingegangen, so Manfred Maas.
Die Gelder, die Unternehmen für Förderungen in den vergangenen Jahren inzwischen wieder zurückgezahlt haben, wollen Land und Investitionsbank ebenfalls wieder in die Mittelstandsförderung investieren. So sollen etwa junge Unternehmer, die eine Firma übernehmen wollen, stärker finanziell unterstützt werden. Firmeninhabern, die in Rente gehen wollen, fällt es derzeit schwer, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Dieser muss nämlich auch finanziell in der Lage sein, den Betrieb zu übernehmen.