Helikoptergeld Gropp: "Geld auf die Hand nicht abwegig"
Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Reint E. Gropp, unterstützt die Idee vom Helikoptergeld.
Halle l Ökonomen diskutieren seit Tagen darüber, ob die Europäische Zentralbank (EZB) im großen Stil Geld an Bürger verteilen soll, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Ein Befürworter des sogenannten Helikoptergeldes ist Reint Gropp, Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. So abwegig wie die Idee klingt, sei sie nicht, betont Gropp am Dienstag gegenüber der Volksstimme.
„Natürlich geht es nicht darum, Geld aus Helikoptern zu werfen“, erläutert er. Bürger mit frischem Geld zu versorgen, sei angesichts der gegenwärtigen Lage in Südeuropa aber durchaus sinnvoll. Der Ökonom argumentiert, dass die EZB mit ihren geldpolitischen Instrumenten am Ende sei. Weder von Zinssenkungen noch von Anleihenkäufen würden nennenswerte Impulse ausgehen.
Ursache hierfür sei vor allem die anhaltende Finanzkrise in Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal. Die Banken dort würden keine Kredite ausgeben, weil sie noch mit finanziellen Altlasten zu kämpfen haben. Bürger und Unternehmen in den Ländern seien nach wie vor hoch verschuldet, weshalb sie auch gar kein Interesse daran hätten, von Banken Kredite zu erhalten. Und die Staaten selbst wiederum könnten es sich ebenfalls aus finanziellen Gründen nicht leisten, Bürger, Banken und Unternehmen steuerlich zu entlasten.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wäre es durchaus sinnvoll, wenn die EZB den kriselnden Staaten Gelder ohne Rückforderung bereitstellt, um die Bürger steuerlich zu entlasten. „Die Bürger könnten das Geld zum Einkaufen nutzen, die Nachfrage würde steigen, Unternehmen könnten wieder mehr Produzieren und verkaufen“, erklärt Gropp. „Ein Hunderter auf die Hand für jeden Bürger ist nicht abwegig.“
Wichtig hierbei wäre, dass die EZB vor allem eben die EU-Staaten mit schwachem Wachstum fördere, wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland würden hingegen Helikoptergeld nicht benötigen.
Gropp erkennt aber auch Risiken an: Zu viel Helikoptergeld könnte zu einer übermäßigen Entwertung des Euros führen. Zudem könnten manche Bürger auf die Idee kommen, dass Geld zur Schuldentilgung oder zum Sparen zu nutzen, statt es für Konsumgüter auszugeben.