Unterdrückte Kirchentraditionen: "Krypta"
München - Es gab in der katholischen Kirche einmal eine Zeit, da durften Priester heiraten, Äbtissinnen waren fast so mächtig wie Bischöfe und Kardinäle konnten ihr Amt auch ausüben, ohne dass sie je die Priesterweihe empfangen hatten.
Vieles was heute in der Kirche als Gott gegeben hingenommen wird, hat sich tatsächlich erst im Laufe der Zeit so entwickelt und war nur eine Option von mehreren Möglichkeiten. Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf steigt in seinem Buch "Krypta" tief die Geschichte der Kirche hinab und hat dabei Vergessenes und Überraschendes ausgegraben. Der Autor zeigt dabei auch, dass manches offenbar absichtlich vergessen wurde, weil es zu subversiv und zu gefährlich war, etwa die Macht der Laien in der Kirche, die sie schon seit langem verloren haben. Wolf, der vor einiger Zeit mit seiner Veröffentlichung über einen Skandal in einem römischen Frauenkloster ("Die Nonnen von Sant\'Ambrogio") von sich reden machte, rüttelt mit seinem neuen Buch zumindest ein wenig an den Dogmen der katholischen Kirche.
Hubert Wolf: Krypta. Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte, C.H. Beck Verlag, München, 231 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-406-67547-8