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Violinist Elin Kolev ist mit 16 Jahren ein Klassik-Sternchen / Sonnabend spielt er in Magdeburg Wunderkind wider Willen

Von Elisa Sowieja 17.10.2013, 03:12

Magdeburg l Mit acht Jahren spielte Elin Kolev auf seiner Violine vor 5000 Menschen. Als Zehnjähriger begann er, Musik zu studieren. Sogar eine Film-Hauptrolle brachten ihm seine flinken Finger schon ein. Am Sonnabend tritt der heute 16-Jährige in Magdeburg auf. Er spielt Vivaldi für Kinder und ihre Familien.

Den Stempel "Wunderkind" trägt Elin Kolev gar nicht gern. "Es ist doch kein Wunder, wenn ein Fünfjähriger fleißig übt, um Erfolg zu erzielen", sagt er und legt ein bescheidenes Grübchen-Grinsen auf. Für den charmanten jungen Mann scheint es fast normal zu sein, dass er bereits in einem Alter nach Noten geigen konnte, in dem andere gerade mal mit der Triangel im Takt schlagen. Entdeckt haben den Zwickauer zwei Talentscouts, die ihm einst die Windeln wechselten: seine Eltern. Die sind nämlich von Beruf Orchesterviolinisten.

Mit einer 200-Euro-Geige und 30 Minuten Unterricht am Tag fing der fünfjährige Elin an. Heute, elf Jahre später, übt er fünf bis sechs Stunden täglich auf einer Lorenzo Carcassi von 1749. Was die kostet? Eine Zahl umgeht der Jungmusiker diplomatisch mit einem Vergleich: ungefähr so viel wie eine 30-Quadratmeter-Wohnung in Berlin.

Elins Violine hat den Wert einer Eigentumswohnung in Berlin.

Das Prachtstück ist allerdings nur geliehen, und zwar von der Albert-Eckstein-Stiftung. Im Gegenzug spielt Elin Kolev dort jedes Jahr bei einem Konzert mit. Und die Stiftung kann sich mit einem Sternchen in der Klassik-Branche schmücken. Zu dem ist er Stück für Stück aufgestiegen. Den Auftakt zu seiner Karriere bildete damals sein Konzert als Achtjähriger vor 5000 Menschen bei einem Open-Air-Konzert der Vogtland Philharmonie. Inzwischen hat er eine CD beim Musikriesen Sony herausgebracht und ist schon durch Amerika getourt.

Außerdem brachte es der Sachse mit bulgarischen Wurzeln 2011 zum Hauptdarsteller in "Wunderkinder" - einem Drama, das im Zweiten Weltkrieg spielt. Seine Figur war nicht allzuweit von der Realität entfernt: Er spielte ein Wunderkind an der Violine. Und das wohl überzeugend: Der Streifen gewann zwei jüdische Filmpreise.

Wie Elin die Rolle ergatterte, erklärt er wieder mit einer großen Portion Bescheidenheit: "Ich habe eine E-Mail bekommen und bin dann zum Casting gegangen." Dass dort noch 400 andere Kinder waren, erwähnt er nur beiläufig.

Auch daraus, dass er schon seit seinem zehnten Lebensjahr studiert, macht er keine große Sache. "Am Anfang hatte ich ja dort nur Musikunterricht", sagt er. Immer nachmittags fuhren ihn seine Eltern nach Leipzig zur Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn-Bartholdy".

2010 wechselte der Zwickauer an die Hochschule für Musik im 500 Kilometer entfernten Karlsruhe - zumindest für einen Tag in der Woche. Das funktionierte so: "Montags sind wir um 7 Uhr losgefahren, abends wieder zurück. Den Schulstoff habe ich dann versucht, nachzuholen", erzählt er. Nach der zehnten Klasse bereitete Elin dem Stress ein Ende. Er verließ das Gymnasium und legte in Karlsruhe eine Sonderprüfung ab, mit der er auch ohne Abitur studieren darf.

Seit zwei Wochen ist der 16-Jährige Vollzeitstudent. Zwangsläufig tastet er sich jetzt an Alltagstücken wie das Kochen heran. "Meine Gerichte sehen fantastisch aus - nur leider schmecken sie manchmal ganz schön eklig", witzelt er.

In seiner Studentenbude läuft übrigens nicht nur Beethoven und Co. "Ich mag auch den Mainstream im Radio", erzählt Elin. Mit Klassik kann Popmusik bei ihm aber nicht in Ansätzen mithalten. "Bei einer Sinfonie ist jede Melodie durchdacht. Die Mühe macht sich heute keiner mehr", sagt er.

In der Studentenbude läuft manchmal auch Popmusik - aber nichts geht über Klassik.

Damit auch andere junge Menschen den Reiz klassischer Musik entdecken, macht der 16-Jährige mit beim Magdeburger Projekt "Klassik - I like it" (siehe Kasten). Zusammen mit der Europa-Philharmonie spielt er Vivaldis "Vier Jahreszeiten".

Meistert er das inzwischen nicht mit links und 40 Fieber? Elin: "Mein Professor sagt immer: Wenn man richtig spielen kann, ist jedes Stück schwierig." Spätestens dann braucht man übrigens doch ein Stück Talent: "Man muss die Musik verstehen und fühlen. Und man muss zeigen können, was man fühlt."