Storchentage Etwas weniger Störche als im Vorjahr
Über 120 Experten und interessierte Laien informierten sichüber Bestandszahlen und aktuelle Forschungsergebnisse zu den großen Zugvögeln.
Lübars/Loburg l Auch wenn es sich dem Veranstaltungsnamen nach um die Sachsen-Anhaltischen Storchentage handelte, so waren dennoch auch in diesem Jahr wieder Fachleute aus nahezu allen deutschen Bundesländern vertreten. Seit nunmehr 24 Jahren finden diese Tagungen statt, bei denen sich alles rund um den Adebar dreht.
So präsentiert jährlich die Loburger Storchenhof-Expertin Dr. Mechthild Kaatz die Ergebnisse der Weißstorchzählung in Sachsen-Anhalt und stellt diese Zahlen in bundesdeutsche Zusammenhänge, soweit die Zahlen anderer Bundesländer derzeit schon vorliegen. In diesem Jahr ist die Faktenlage im Bundesvergleich noch nicht komplett. Fest steht aber schon jetzt: „In Sachsen-Anhalt ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 654 auf 626 Weißstorchpaare zu verzeichnen“, so die Weißstorch-Expertin. Demgegegenüber betrug die Zahl der Jungvögel 1241, das sind 92 ausgebrütete Störche mehr als noch im Vorjahr.
In seinem Grußwort sprach der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt (SPD), dem Storchenhof Loburg ein besonderes Kompliment aus. Dem jahrzehntelangen Wirken der Familie Kaatz sei es zu verdanken, dass der Landkreis so eng mit einem ganz bestimmten Vogel verknüpft werde, dass es der eigentliche Wappenvogel – nämlich der Kranich – schwer habe, seiner Aufgabe öffentlichkeitswirksam gerecht zu werden.
Wer glaubte, dass eine Fachtagung nur für Experten interessant sein könne, der irrte. Die Themen der Vortragenden waren durchaus auch für Laien interessant. So berichtete etwa Dr. Gottfried Wilharm vom Robert-Koch-Institut in Wernigerode in leicht verständlichen Ausführungen über mikrobiologische Untersuchungen von Störchen. Auch die Gewölle von Adebaren aus den Horsten von Isterbies und Rosian waren zu diesem Zweck untersucht worden.
Um die Möglichkeit, in der Landschaft wieder Wasserrückhalteflächen zu schaffen, damit in Feuchtgebieten Lebensräume für Tiere geschaffen werden können, ging es im Vortrag von Eckart Krüger von der Karl-Kaus-Stiftung: „Sie glauben gar nicht, wie viel Spaß das macht, naturnahe Landschaften zu gestalten“, so der Projektant, der auch bei der Umbettung der Ehle bei Loburg in ihr altes Flussbett mitwirkte. Bei bislang 27 Projekten war es gelungen, die Interessen von Naturschützern, Landwirten und Grundstückseignern unter einen Hut zu bekommen. Nutznießer dabei auch: der Storch, dessen Nahrungsangebot somit wieder verbessert wird.
Über den Stand der Umsetzungen von Maßnahmen gegen den Stromtod von Vögeln an Freileitungen berichtete Winfried Böhmer. Er wies darauf hin, dass einige Maßnahmen, die große Vögel eigentlich vor dem tödlichen Schlag auf den Strommasten schützen sollen, wirkungslos sind. Etwa so genannte „Büschelabweiser“ verfehlen oftmals ihre Wirkung, weil die Vögel dann auf danebenliegende, ungeschützte Stellen der Stromtrassen ausweichen.
Neueste Ergebnisse bei der Anwendung von modernen Datenloggern im Storchenschutz präsentierte Dr. Michael Kaatz. Seit dem Jahr 2011 werden solche Minisender eingesetzt, im Jahr 2014 erhielten etwa 100 Vögel solche Datenlogger.
Lob gab es für die diesjährige Versammlungsstätte: Dr. Christoph Kaatz sagte, es sei angesichts der Größe des Saales in der Gaststätte „Zum Fläming“ davon auszugehen, dass Lübars für die kommenden Storchentage der „neue Horststandort“ werden kann.
Der Lübarser Ortschef Walter Friedrich erklärte, man sei stolz, diese wichtige Veranstaltung in Lübars zu haben. Auch Loburgs Ortsbürgermeister Bernd Wünschmann trat an das Rednerpult: Er sei dabei, auch in Loburg eine ähnliche Stätte herzurichten. Die Arbeit des Storchenhofes und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Christoph Kaatz vor vier Jahren sei auch eine Aufwertung für Loburg gewesen. Die Verbundenheit der Stadt Loburg mit dem Storch soll bald seinen Ausdruck in einer mächtigen Holzskulptur finden. Das Werk in Form eines Storches soll auf dem Marktplatz aufgestellt werden.