Heimatverein Rückblick: 2300 Jahre Lostauer Geschichte
Der Heimatverein Lostau lud zur Zeitreise ein. Mit Hobby-Archäologe Klaus-Dieter Uschmann ging es in die Eisenzeit.
Lostau l Kurz vor halb sieben müssen die Damen des Heimatvereins Lostau noch zusätzliche Sitzplätze in den Saal im Gemeindehaus räumen, in dem sich bereits ein großes Publikum drängt. 53 interessierte Gäste sind am Freitagabend gekommen, um den Vortrag von Klaus-Dieter Uschmann zu hören.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Heike Grodde vom Heimatverein beginnt der 74-Jährige eine Zeitreise: „Es ist 1994, als der Rat der Gemeinde beschloss, Röthlaaken als Wohngebiet zu erschließen. Hier in diesen Räumen wurden die Pläne damals vorgestellt." Uschmann spickt seine Ausführungen mit persönlichen Erinnerungen, sorgt für Lacher. Die Zuhörer lauschen gespannt. Er beschreibt den Beginn der Bauarbeiten, der Ungewöhnliches zu Tage fördern sollte. Dort, wo heute das Holländerviertel in Lostau steht, legte die holländische Baufirma 1994 bei den ersten Abtragungen nur 30 Zentimeter unter der Erde ein Gräberfeld aus der vorrömischen Eisenzeit frei – eine Grabstätte der Jastorf-Kultur, die zirka 500 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt hier gelebt hat. Von diesen germanischen Stämmen wurden Funde entlang der Elbe von Hamburg bis Böhmen entdeckt.
Uschmann ist ehrenamtlicher Beauftragter für archäologische Denkmalpflege und war an den 78 Ausgrabungstagen 1994 und 1995 selbst beteiligt. Über 200 Urnengräber wurden dabei freigelegt. Mehr als die Hälfte war zerstört, immerhin 50 Urnen wurden mit Deckschalen entdeckt, darin menschliche Überreste, die nach der für diese Zeit typischen Brandbestattung in einer so genannten Ustrine, einem Verbrennungsplatz, heute nur noch schwer zu bestimmen sind. Trotzdem weiß Uschmann zu berichten: „Die Lebenserwartung lag bei den Männern bei 40 Jahren, bei den Frauen nur bei zirka 20 Jahren." Auch waren sie mit nur etwa 150 Zentimetern deutlich kleiner als heute.
Uschmann, Gründungsmitglied der Archäologischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V., führt seine Zeitreise fort von den Ausgrabungen über Anbaukultur und Tierhaltung bis hin zur Rechtsprechung. Durch gefundene Grabbeigaben wie Segelohrringe, Schmuckstücke, die auf das Ohr gezogen wurden, kann er sogar von ihrem Kleidungsstil berichten. Nach dem eineinhalbstündigen Vortrag steht Klaus Dieter Uschmann für zahlreiche Fragen und Gespräche bereit.
Organisatorin Heike Grodde ist begeistert: „Herr Uschmann macht die Geschichte so anschaulich und erlebbar. Das ist faszinierend." Nach dem Erfolg der Veranstaltung plant der Heimatverein in den kommenden Jahren regelmäßige Vorträge mit Klaus Dieter Uschmann.
Wer die Arbeit der Archäologischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. unterstützen möchte, kann spenden an: IBAN: DE53 80053762 0384 0825 18 bei der Saalesparkasse Halle.