AfD-Veranstaltung Stadthallen-Pächterin wird bedroht
In Burg gibt es Widerstand gegen eine AfD-Veranstaltung, die in der Stadthalle stattfinden soll.
Burg l Die Facebook-Seite der Burger Stadthalle ist mittlerweile nicht mehr online und Pächterin Janin Niele hat ihr Telefon abgestellt. Der Grund dafür: Janin Niele wurde in den letzten Tagen dutzende Male von anonymen Nummern auf ihrem Telefon angerufen, beschmipft und bedroht. Auch ihr Email-Postfach ist voll mit Drohungen.
Auslöser für die Anfeindungen ist ein Vortrag, den die AfD für nächste Woche in der Stadthalle angekündigt hat. Am Donnerstag, 26. Januar, will der AfD-Landtagsabgeordnete und Islamwissenschaftler Hans-Thomas Tillschneider einen Vortrag über den Islam halten. Dazu hat die AfD interessierte Bürger eingeladen.
Die Reaktion im Internet: Nutzer haben auf der Facebook-Seite der Stadthalle die Betreiberin attackiert und der Veranstaltungshalle eine schlechte Bewertung nach der anderen gegeben. „Das geht gar nicht“, sagt Janin Niele und hat deswegen den Facebook-Auftritt erstmal vom Netz genommen.
Niele geht davon aus, dass es sich bei den Verursachern um Linksextreme handelt. Die Vermutung liegt nahe, da die sogenannte linksextreme Gruppierung „Antifaschistische Aktion Burg“ vor zwei Tagen zu Widerstand aufgerufen hat. In einer Mitteilung der Gruppierung im Internet heißt es: „Lassen wir es erst gar nicht dazu kommen, dass die AfD die Stadthalle für ihre Zwecke nutzen kann. Handelt und seid kreativ!“
Dazu haben die Verfasser die gesamten Kontaktdaten von Janin Niele abgetippt. Mit dem Aufruf, die Pächterin der Stadthalle zu kontaktieren. Janin Niele ist wütend. Für sie steht es außer Frage, das eine demokratisch gewählte Partei wie die AfD eine Veranstaltung in der Stadthalle abhalten kann. „Genau so steht es im Pachtvertrag“, erklärt Niele und macht deutlich: „Wir vertreten das Interesse der Stadt.“
Von Seiten der Stadt heißt es dazu: „Die AfD ist im Landtag vertreten und somit eine demokratische Partei, die demzufolge das Recht hat, öffentliche Einrichtungen anzumieten“, sagt Stadtsprecher Bernhard Ruth. So sei es auch in den Nutzungsbedingungen der Stadthalle festgehalten.
Was Janin Niele im Gespräch mit der Volksstimme betont: „Jeder soll das Recht auf seine eigene Meinung haben. Ich verstehe nicht, warum man die Leute nicht einfach in Ruhe lässt.“ Die Veranstaltung soll in dem Konferenzraum stattfinden und es werde mit rund 50 Gästen gerechnet. „Wir sind da neutral eingestellt und sehen die Situation nur als Betreiber der Halle“, sagt Niele. Und die sei nach der ersten Veranstaltung der AfD in der Burger Stadthalle völlig in Ordnung gewesen. „30 Gäste waren da, alles lief ruhig und der Raum wurde sauber verlassen“, zieht die Pächterin ein Resümee. Und hofft, dass die kommende AfD-Veranstaltung auch ruhig verläuft. Deswegen hat es bereits ein Gespräch mit der Polizei gegeben.
Gegenüber der Volksstimme sagt Polizeisprecher Jörg Fischer: „Wir werden bei der Veranstaltung vor Ort sein.“ Zu Einzelheiten könne er jedoch aus „polizeitaktischen Gründen“ noch nichts sagen. Vor Ort sind die Beamten auch schon heute Abend in Gommern. Auch dort will Islamwissenschaftler Tillschneider seinen Vortrag über die zweitgrößte Weltreligion halten.
Besondere Brisanz hat der Aufruf der Linksextremen, nachdem eine Veranstaltung der AfD-Hochschulgruppe Campus Alternative in einem Hörsaal der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg nach Rangeleien und einem Böllerwurf abgebrochen werden musste. In ihrem Aufruf verzeichnen die Burger Linksextremen das als Erfolg. Und schreiben weiter: „Nachdem es zuletzt immer wieder gelang, der AfD verschiedene Räumlichkeiten für Veranstaltungen in Burg streitig zu machen, will diese nun auf die Stadthalle ausweichen.“ Damit ist auch die bereits für den November geplante Veranstaltung mit Tillschneider im Burger Hotel Wittekind gemeint. Die Betreiber fürchteten nach jeder Menge Kritik und Beschimpfungen um ihren Ruf.
Gordon Köhler vom AfD-Kreisverband Jerichower Land kündigt auf Volksstimme-Nachfrage an: „Wir suchen jetzt das Gespräch mit Polizei und Staatsschutz, damit für Sicherheit gesorgt ist.“ Was die Reaktion der Linksextremen betrifft, ist Gordon Köhler überzeugt: „Es ist egal, über welches Thema wir an dem Abend reden würden, die Linken würden immer Stress machen, weil wir eben die AfD sind.“
Zum Redner Hans-Thomas Tillschneider: Der AfD-Landtagsabgeordnete gilt als Vertreter des äußerst rechten Parteiflügels. In Dresden stand er bei der islamfeindlichen Pegida-Bewegung am Rednerpult. Zudem warb er für eine Zusammenarbeit mit der vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung.