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Heimatgeschichte Zwei Ausstellungen in der Alten Gerberei

In Burg haben die Ausstellungen "Gesiegelt und gestempelt" sowie „Das Kriegsende in Burg und Umgebung im Mai 1945“ eröffnet.

Von Steffen Reichel 03.05.2017, 07:00

Burg l Jeweils einen Raum haben Karin Zimmer und Helmut Menzel mit Exponaten und Informationen sehr interessant gestaltet. In der Ausstellung „Gesiegelt und gestempelt“ von Heimatvereins-Vorstandsmitglied Karin Zimmer wird die Bedeutung von Siegel und Wappen unter besonderem Bezug auf Burg an Beispielen dargestellt. Es sind unter anderem mit Wachs-Siegel versehene Schreiben aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, das „Siegel-Nachweisbuch“ kann „kontrolliert“ werden und die verschiedenen Siegel der Stadt vor und nach 1945 sowie nach 1989 können verglichen werden.

Ausgestellt werden auch Unterlagen zur Stadtkasse und Stadtsparkasse Burg mit Bezug auf die noch vorhandene „Stahlkammer“ im Keller des Rathauses, die bei Führungen des Heimatvereins gezeigt und erläutert wird. Helmut Menzel, den Volksstimme-Lesern durch seine jüngste Artikelserie über den Fliegerhorst Burg im Zweiten Weltkrieg bekannt und Mitglied der IG „Garnisonsgeschichte Burg“ des Heimatvereins, zeigt in seiner Ausstellung „Das Kriegsende in Burg und Umgebung im Mai 1945“ unter anderem auf einer Schautafel die Bomberabstürze der Alliierten in der Region, und in einer Vitrine können Besucher ein Luftbild von der Bombardierung des Burger Flugplatzes am 10. April 1945 betrachten. Flugzeugmodelle amerikanischer, britischer und deutscher Kampfverbände runden das Bild ab. Die Luftverteidigung durch Flak-Batterien im Umfeld Burgs, wie beispielsweise auf dem Weinberg bei Lostau und die Großkampfbatterie Woltersdorf, wurde in der Ausstellung nicht vergessen. Modelle von Flakgeschützen geben auch hier ein anschauliches Bild ab.

In einer Schrankvitrine wird auf die Sturmgeschützschule an der Zerbster Chaussee mit entsprechenden Sturmgeschütz-Modellen eingegangen. Helmut Menzel erläutert: „Die Sturmartilleristen wurden zum Kriegsende in die neu gebildete Infanterie-Division ,Ferdinand von Schill‘ integriert. Sie verteidigten bis zum Abzug nach Osten die Elblinie gegen die amerikanischen Verbände, die bereits am 13. April 1945 auf dem Westufer der Elbe standen und Burg sowie die Dörfer in der Region beschossen.“ Dieses Geschehen ist auf Schautafeln rekonstruiert worden.

Ein dunkles Kapitel des Krieges: KZ-Häftlingsmärsche, sogenannte Todesmärsche, zur Evakuierung der Konzentrationslager passierten zum Kriegsende die Elbe von West nach Ost bei Parchau. Auch die Dramatik der Erschießung von polnischen Zwangsarbeitern kurz vor Kriegsende bei Schermen wurde in der Exposition nicht vergessen. Weitere Schautafeln verdeutlichen das letzte Aufbäumen fanatischer Nazis kurz vor dem Zusammenbruch: Der Volkssturm formierte sich, Panzersperren wurden errichtet und die Kanalbrücken zur Sprengung vorbereitet. Stellungen mussten von der Bevölkerung ausgehoben werden, als sich die Sowjettruppen auch Burg näherten.

Helmut Menzel dazu: „Burg stellt aber eine Besonderheit dar, denn hier war es ausgerechnet der Volkssturmführer wider Willen Ulrich Deutsch, der seine Verbände unbewaffnet ließ und federführend ein illegales Komitee in seinen Kontorräumen bildete, welches erfolgreich den Nazi-Oberbürgermeister Lebenstedt absetzte, die Beseitigung der Panzersperren und den Abzug der noch verbliebenen Wehrmachts-Kampfeinheiten durchsetzte.“ Die Ausstellung endet thematisch mit dem Anrücken der Sowjeteinheiten und der kampflosen Übergabe Burgs am 5. Mai 1945.