Nach Unfall Verletzter Wolf im Wald verschwunden
Die Meldung über die Sichtung eines verletzten Wolfes sorgt in Schweinitz für Unruhe.
Schweinitz l Bereits am Dienstag wurde das Tier auf der Straße zwischen Schweinitz und Nedlitz (Anh.) gesichtet. Der Landkreis Jerichower Land bestätigte erst am Freitag auf Nachfrage der Volksstimme diesen Fall. Am Dienstagmorgen gegen 8.45 Uhr sei die Meldung an die Polizeidirektion Nord ergangen, so die Landkreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann. Ein Autofahrer habe beobachtet, wie das verletzte Tier in Richtung Wald lief.
Der Wolfsbeauftragte des Landkreises, Thomas Bich, suchte die Unfallstelle auf und konnte Blut, Haar und Reste von Kot auf der Straße feststellen. Blut- und Kotproben wurden für weiterführende Untersuchungen entnommen. Die sichergestellten Proben werden zur Zeit untersucht.
Beim Sicherstellen der Unfallspuren wurde der Wolf von der Unfallstelle aus im Hochwald liegend gesichtet. Das Tier sei schwerfällig aufgestanden und habe sich stark schwankend in das Unterholz zurückgezogen.
„An der Liegestelle des Tieres wurde ebenfalls reichlich Blut festgestellt, das Tier war augenscheinlich schwer krank“, so die Landkreissprecherin.
Eine Nachsuche mit einem Tierarzt und einem Nachsuchenführer mit Hund wurde organisiert. Die Blutspur des Wolfes zog sich, Kreise und Bögen schlagend, durch das an die B 246 angrenzende Waldstück.
Zeugen berichten, dass man nicht näher als 50 Meter an das Tier herangekommen sei. Eine Betäubung des Tieres, wie für eine medizinische Untersuchung vorgesehen, sei daher nicht möglich gewesen.
Nach etwa 4000 Metern mit stetigem Blutspurenfund, wurde die Nachsuche gegen 17 Uhr abgebrochen. „Zu diesem Zeitpunkt war abzusehen, dass der Wolf nicht in unmittelbarer Nähe liegt“, so Claudia Hopf-Koßmann. „Das Waldstück an der B 246 hatte das Tier jedoch zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht verlassen“, ist man sich offenbar sicher.
Über die Schwere der Verletzungen und das Schicksal des Wolfes könne letztendlich nur spekuliert werden.
Auch im Landesamt für Umweltschutz (LAU) wusste man gestern von dem Vorfall. Dessen Präsident Klaus Rehda wollte gestern gegenüber der Volksstimme lautgewordene Bürgerbefürchtungen entkräften: „Die Sorge, dass ein verletzter Wolf vom Rudel verstoßen wird und deshalb auf Menschen losgehen könnte, ist wohl unbegründet. Aufnahmen aus Wildkameras belegen, dass auch verletzte Tiere im Rudel verbleiben.“ Man habe auch schon dreibeinige Wölfe in Rudeln festgestellt.
Dass es bei Schweinitz Wölfe gibt, daran gibt es keinen Zweifel. Das Rudel in Altengrabow sei seit Jahren durch zahlreiche Hinweise hervorragend dokumentiert, heißt es im aktuellen Wolfsmonitoring-Bericht des LAU. Nach genetischen Befunden waren im Monitoringjahr 2013/14 auf dem Truppenübungsplatz 16 Tiere anwesend. Im Monitoringjahr 2014/15 wurden 20 Wölfe genetisch nachgewiesen. Es gibt Fotofallenbildserien vom Oktober und Dezember 2014 mit 17 Tieren.
„Das Rudel Altengrabow dürfte damit das zahlenstärkste Rudel in Deutschland sein. Die Elterntiere sind seit 2009 dieselben“, so der aktuellste Bericht von 2014/2015.
Über Fotofallenbildserien und Sichtungen mit Fotos wurden sechs Welpen sicher nachgewiesen. Jedoch erscheine – wenn auch nicht zweifelsfrei belegt – anhand einiger Fotofallenbildserien die Zahl von acht Welpen wahrscheinlich.