Prozessionsspinner Raupen-Bekämpfung per Helicopter
Mit Schwerpunkt Elberadweg startete das Umweltministerium die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners am Rande des Jerichower Landes.
Stendal/Jerichow l Der Lärm ist ohrenbetäubend. Der gelbe Hubschrauber landet punktgenau auf dem Sportplatz in Pollitz bei Stendal. Mehrere Runden dreht Steffen Becher (36) mit seinem Helikopter vom Typ „AS 350“ überwiegend über die Altmark. Betroffen ist aber auch die Elberadweg-Region am Rande des Jerichower Landes. Der 650 Liter umfassende Tank ist gefüllt mit dem Biozid „Dipel ES“, verdünnt mit Wasser. Ein sogenanntes Fraßgift, das den Eichenprozessionsspinner bekämpfen und bestenfalls aus der Region verbannen soll.
Koordiniert wurde diese Aktion vom Landeszentrum Wald. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) erklärt die Maßnahme am Elberadweg so: „Die Radtouristen sollen die Natur an der Elbe genießen können und sich nicht um ihre Gesundheit sorgen müssen.“
Um 8 Uhr hob Becher am Sonntag mit seinem „Heli“ bei idealen äußeren Bedingungen ab. Per GPS konnte er auf der Anzeige im Cockpit genau nachvollziehen, welche Flächen er überfliegen muss. Wenn der Baden-Württemberger den entsprechenden Knopf drückt, strömt das Biozid aus den Düsen des auf beiden Seiten angebrachten sechs Meter langen Sprühgestänges.
Schon bevor Steffen Becher in die Luft ging und auch viele am Elberadweg gelegene Eichen mit dem biologischen Insektizid berieselte, waren einige Pollitzer auf den Beinen. „Da sieht man, dass die Bevölkerung dies wohlwollend annimmt“, sagte Nicole Köhler von der Unteren Forstbehörde. Anwohnerin Wilma Pusch bringt Kaffee für die Einsatzkräfte. Und auch einige Brandbekämpfer waren anwesend: Sie stellten aus dem Tank des Feuerwehr-Fahrzeugs das zum Mischen notwendige Wasser zur Verfügung.
Katja Döge, Leiterin des Forstamtes Nordöstliche Altmark, kann sich eine erfolgreiche Bekämpfung gut vorstellen. „Die Larven befinden sich im zweiten und dritten Stadium. Jetzt müssen die Raupen das Gift mit ihrer Nahrung aufnehmen. 16 Flüge startete Steffen Becher am Sonntag von Pollitz aus in alle Richtungen.
Bereits am Sonnabend hatte der Hubschrauber über die Region Arneburg-Goldbeck sowie Bismark seine Runden gedreht, auf rund 116 Hektar die Spritzbrühe ausgebracht, die den Eichenprozessionsspinner bekämpfen soll.
Jetzt ist der optimale Zeitung für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in unserer Region. Die Raupen fressen ansonsten die Eichen kahl. Die feinen Brennhaare enthalten Giftstoffe. Sie können Hautreizungen, Allergien und Schleimhautentzündungen hervorrufen, wenn der Mensch mit ihnen in Berührung kommt.
Finanziert wird die Bekämpfung aus der Luft durch das Umweltministerium. Wichtig ist für die Menschen in den betroffenen Gebieten, dass sie für 48 Stunden die besprühten Wälder nicht betreten und 3 Wochen lang keine Pilze, Beeren oder Kräuter dort sammeln und verspeisen dürfen.
Für 2017 ist die Bekämpfung der Tiere in mehreren Regionen vorgesehen, informierte das Umweltministerium. Neben der Altmark und dem Jerichower Land soll auch bei Annaburg (Landkreis Wittenberg) gesprüht werden.
Die Flächen umfassen insgesamt rund 650 Hektar. Die Wälder und Felder werden nicht auf der gesamten Fläche mit dem Pflanzenschutzmittel versehen, sondern an den Rändern auf einer Breite von rund 30 Metern, hieß es. Schwerpunkte seien in erster Linie touristisch genutzte Gebiete und Ortsränder.
Seitens des Landkreises Jerichower Land sind aktuell keine entsprechenden Maßnahmen geplant. Zuständig ist die Behörde für die Eichen, die sich an den Kreisstraßen befinden. „Hier wurden in den vergangenen Jahren mehrere Bekämpfungsaktionen durchgeführt, für 2017 ist das nicht vorgesehen“, sagte Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Nachfrage.
Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein harmloser Nachtfalter. Das Problem sind seine Raupen. In Gespinstnestern, die wie Zuckerwatte aussehen, bevölkern die Raupen mancherorts ganze Alleen, Schulhöfe, Sportplätze und Schwimmbäder.