Bürgerversammlung Eine Spielwiese voller Vorwürfe
Hoch schlugen die Wellen der Emotionen in Köckte. Wut und Unterstellungen schlugen Ortschaftsrat und Verwaltung entgegen.
Köckte l Es brauchte mehrfach eine souveräne und bestimmte Bürgermeisterin Mandy Zepig, die etliche Einwohner von Köckte, zum Teil wiederholt und nachdrücklich, beruhigen oder zu einem zivilisierten Umgangston miteinander ermahnen musste. Wegen der Abholzung von 28 Bäumen im Köckter Park, die zumindest teilweise zugunsten eines Bolzplatzes gefällt wurden, waren die Wogen des Ärgers im Ort in den vergangenen Wochen akut hochgeschlagen. Adressat des Streites waren in jedem Fall die Mitglieder des Ortschaftsrates und insbesondere Ortsbürgermeister Henry Seiler.
Um den Streit im Dorf nicht weiter eskalieren zu lassen, um aufzuklären – wenn auch zu spät, wie Bürgermeisterin Mandy Zepig und Henry Seiler unisono sowie freimütig bekannten – und um Vorschläge durch die Einwohner zu erhalten, hatte Zepig zur Einwohnerversammlung geladen. Sie stamme selbst aus einem kleinen Ort und wisse sehr wohl, dass so ein Streitthema ein ganzes Dorf auseinanderbringen könne, „und das auf lange Zeit. Doch das wäre für Köckte nicht gut. Ich weiß, dass Sie alle hier gemeinsam schon viel auf die Beine gestellt haben.“
28 Robinien wurden im Park insgesamt gefällt, bestätigte Daniel Langer vom Bauamt die Vorwürfe der Köckter (wir berichteten). Angedacht waren zunächst nur etwa zehn Stück, um Platz für einen Bolzplatz zu schaffen, erklärte dazu Dagmar Bauer, zuständig für die Grünanlagen der Hansestadt. Den allerdings habe es doch gegeben, lautete ein weiterer Zwischenruf, nur wurde das Grundstück des Sportplatzes am Ortsrand durch die Stadt veräußert. „Warum?“, wollten die Köckter wissen. „Es gab offensichtlich einen Interessenten für die Fläche und die Aussage, dass der Platz nicht zwingend gebraucht werde“, erklärte Mandy Zepig.
Um Ersatz zu schaffen „und den Kindern und Jugendlichen etwas Gutes zu tun“, wie Henry Seiler erklärte, setzte sich der Ortschaftsrat bereits im März mit der Idee für einen Bolzplatz innerorts auseinander. Einwohner, die Ideen oder Einwände dazu hätten anbringen können, waren bei dieser öffentlichen Sitzung nicht anwesend. Und das war am Donnerstag auch der Knackpunkt, den alle Anwesenden dem Ortsbürgermeister und dem Ortschaftsrat, in zum Teil unsachlicher Weise, vorwarfen. So bezeichnete Horst Göring Ortsbürgermeister Henry Seiler unter anderem als Lügner, nachdem Seiler erklärt hatte, dass sie alle schließlich Demokraten seien und nichts hinter vorgehaltener Hand entschieden hätten.
Horst Göring war es auch, der nach Beginn der Baumfällungen eine Umfrage im Ort initiierte, mit dem Ziel, schriftlich zu fixieren, ob die Köckter einen Bolzplatz auf dem Gelände des Parkes wünschen. Ergebnis: Nein, wünschen sie nicht. Es gebe doch in Köckte gar keine Kinder mehr, die den Platz nutzen, warf ein Einwohner in die Diskussion. Woraufhin Mandy Zepig die Zahlen des Einwohnermeldeamtes vorlegte. „58 Kinder und Jugendliche sind in Köckte gemeldet.“ Im Verhältnis dazu: Der Ort hat insgesamt rund 370 Einwohner (Anmerkung der Redaktion).
Als Investruine bezeichnete Eckhard Wegwarth die Einrichtung eines Bolzplatzes. Auf dem Spielplatz werde doch kaum gespielt. „Die spielen doch nur noch mit ihren i-phones“, war unter anderem zu hören. Knapp zwei Stunden dauerte die Diskussion. Schlussendlich einigten sich die Köckter in offener demokratischer Abstimmung auf eine Variante. Der Bolzplatz soll nun praktisch quer über den Basketballplatz gelegt werden. Die Körbe für Basketball bleiben an ihrem Standort. Die Tore zum Bolzen werden an den Querseiten positioniert. Möglicherweise werde dieser Platz aber nicht für zwei Bolztore ausreichen, gab Dagmar Bauer auf Nachfrage der Volksstimme zu bedenken. Die Bürger sollen bei der Verwaltung oder dem Ortschaftsrat zudem ihre Vorschläge für neuen Bepflanzungen abgeben.