Internet Auf ins Netz: Freifunk in Genthin kommt
Neben Burg wird auch Genthin Freifunk-Stadt. Start für das Gratis-Internet via WLAN soll Ende März an drei Standorten sein.
Genthin/Burg l Mal eben E-Mails abrufen, Geschäfte und Einrichtungen in der Nähe suchen, ist für viele Smartphon-Nutzer oft ein Geduldsspiel. Das mobile Internet ist nicht flächendeckend verfügbar und kostet. Besonders Nutzer von Pre-Paid-Angeboten wissen davon ein Lied zu singen. Abhilfe kann öffentliches WLAN (Wireless Local Area Network, zu deutsch: drahtloses, ortsgebundenes Internet-Netzwerk) schaffen, bei dem sich das Handy mit einem drahtlosen Internetzugang in der Nähe verbinden kann.
Die Stadt Genthin treibt nun die Bereitstellung so genannter Knotenpunkte voran. Im Rathaus, in der Stadt- und Kreisbibliothek sowie in der Sport- und Schwimmhalle soll es ab Ende März gratis WLAN geben. Versorgt ist dann beispielsweise der Marktplatz und auch ein Bereich bis vor den Bahnhof. Unterstützt wird der Aufbau durch den Verein „Freifunk e.V.“ aus Magdeburg. „Wir wollen ein Bürgernetzwerk aufbauen, das am Ende den öffentlichen Raum mit WLAN versorgen soll“, erläutert Michel Vorsprach vom Verein Freifunk.
Das Netz funktioniere dadurch, weil Privatmenschen einen Teil ihres Internetzugangs zur Verfügung stellen. Die Technik und die Software kommen von den Freifunkern, die dann per Richtfunk die Verbindung über WLAN-Router verteilen. „Wir hoffen auf weitere Mitstreiter in der Stadt“, wünscht sich Bürgermeister Thomas Barz. Denkbar seien Cafés und Gaststätten, aber auch der Lindenhof. „Also überall dort, wo Menschen sind.“
Barz schränkt aber auch ein: „Was wir nicht wollen, ist WLAN in Kitas und Grundschulen, die Sekundarschule und das Gymnasium können selbst entscheiden.“ Um das Projekt voranzutreiben, gibt es mit den Stadtwerken Burg einen weiteren Unterstützer. „Wir übernehmen im Jahr 2016 die Kosten für die Anschaffung der Hardware“, kündigt Dr. Alfred Kruse, Geschäftsführer der Stadtwerke Burg, an. „Wir sehen die Möglichkeit, die Stadt damit lebenswert zu gestalten und einen nachhaltigen Wert zu schaffen. Die Burger Stadtwerke bieten mit dem Portal „Jeppy“ bereits eine Smartphone-Informations-Plattform für das Jerichower Land. In Burg läuft das Freifunk-Projekt seit dem vergangenen Herbst.
Surfen im Internet, Fotos auf soziale Netzwerke laden oder Daten herunterladen, funktioniere problemlos, das hat ein Versuch der Volksstimme ergeben. „Was dem Freifunk in Burg noch fehlt, sind weitere Zugangspunkte, also Geschäfte oder Privatleute, die ihren Internetanschluss zur Verfügung stellen“, hat Volontär Fabian Biastoch festgestellt. Bedenken gibt es vor allem im Hinblick auf die Haftung der Anbieter. „Wir sind nur Zugangsanbieter und können uns auf das Providerprivileg berufen“, sagt Michel Vorsprach. Sonst hätte man nicht bereits 26 000 Zugangspunkte in 250 Orten.
In Magdeburg, wo es bereits mehr als 180 Freifunk-Knotenpunkte gibt, schreckte im vergangenen Jahr eine Handreichung des MDCC-Geschäftsführers Guido Nienhaus für den Stadtrat die Parlamentarier auf. Von einem „Einfallstor für Kriminelle“, weil Haftungsfragen nicht vollends geklärt seien, war darin die Rede. MDCC betreibt in der Landeshauptstadt selbst WLAN-Netze, in denen sich die Nutzer mit einer Handy-Nummer registrieren müssen. Missbrauch ist dadurch eher einem Anwender zuzuordnen als bei einem freien Netz. Die Freifunker hatten darauf verwiesen, dass jede Infrastruktur missbraucht werden könne. Außerdem werde man mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren, würden Straftaten über das Freifunk-Netz begangen.
Der Magdeburger Stadtrat begrüßte den Ausbau freier digitaler Netzwerke und empfahl, das bürgerschaftliche Engagement zur Internetversorgung zu fördern. Auch aus dem sachsen-anhaltischen Landtag gab es Rückendeckung für den Freifunk. Rechtssicherheit kann die Bundesregierung liefern, wenn sie die zweite Änderung des Telemediengesetzes auf den Weg bringt. Allerdings ganz frei würde der Freifunk dann möglicherweise nicht mehr sein.
Beschließt die Bundesregierung die Gesetzesänderung wie geplant, sollen sich die Anbieter von WLAN bald vor der Haftung schützen können. Allerdings nur unter Bedingungen: Sie sollen das WLAN mit einem Passwort verschließen oder eine Startseite schalten, auf der Nutzer einwilligen, keine Rechtsbrüche im Internet zu begehen. Eine Entscheidung der Bundesregierung steht unmittelbar an. Mehr zum Freifunk unter: https://md.freifunk.net/