Naturschutz Die Riesen der Lüfte
72 Großtrappen lebten im Jahr 2015 im Fiener Bruch.Über die größten flugfähigen Vögel der Welt berichtete Marcus Borchert im Ausschuss.
Genthin l 2016 war kein ideales Jahr für die Großtrappen. „Der Starkregen Ende Mai setzte große Teile des Schutzzauns unter Wasser“, sagte Marcus Borchert am Dienstag im Umweltausschuss. Borchert ist der Vorsitzende des Vereins für Großtrappenschutz. Wegen der Witterung seien fünf Gelege verloren gegangen. Darum habe man bisher von acht geschlüpften Küken nur zwei flügge gewordene Jungtiere gefunden. Zum Vergleich: 2015 waren es acht.
Diese Jungvögel haben eine besondere Bedeutung. „20 von ihnen wären pro Jahr nötig, damit sich der Bestand von allein regeln könnte“, erklärte Borchert. Obwohl man in diesem Jahr relativ weit von diesem Ziel entfernt ist, zeigte er sich zuversichtlich. „Wir sind optimistisch, irgendwann mit den Auswilderungen aufhören zu können.“
Ausgewildert werden die Trappen seit 2011. Am Paplitzer Schutzzaun wurden damals 17 Trappen in die Freiheit entlassen. Insgesamt wurden dort bis heute 96 der großen Vögel ausgewildert. „Anfang Oktober ist diese Arbeit beendet, dann beginnen wir mit dem Monitoring“, sagte Borchert. Damit ist die Beobachtung der Vögel gemeint. Ein wichtiger Aspekt der Vereinsarbeit. Dazu bekommen die Trappen einen Sender, mit dem sie geortet werden können. „So kann man Wanderbewegungen beobachten“, sagt Borchert und zeichnet das Jahr einer beobachteten Trappe nach: Den Frühling verbrachte sie im Fiener Bruch, dann verbrachte sie einige Wochen an den Belziger Landschaftswiesen, um dann ins Havelländische Lucht aufzubrechen. Pünktlich zur Brutzeit war sie zurück im Fiener Bruch.
Das sieht nach einem sorglosen Vogelleben aus, zum Glück ahnt die Trappe nichts von den Geldproblemen des Vereins. Bis September 2015 wurde die Arbeit mit Geldern aus dem Eler-Projekt finanziert. Ein neuer Eler-Antrag ist gestellt, für 2016 stand aber kein Geld für die Auswilderungen zur Verfügung. Trotzdem wurden 18 Trappen in den Fiener Bruch verbracht. „Es wäre schlecht für die Gesamtentwicklung, die Auswilderung ein Jahr auszusetzen“, erklärt Borchert. Die Kosten, immerhin 30 000 Euro, hat der Verein selbst übernommen.
2011 hatte es in Genthin viel Aufregung um wegen der Großtrappen gefällte Pappeln gegeben. Lutz Nitz wollte am Dienstag wissen, ob die Fällung rückblickend betrachtet Sinn gemacht habe. „Auf jeden Fall“, versicherte Borchert. Die Pappeln hätten ideale Bedingungen für den Seeadler geliefert, der die Großtrappen von den Bäumen aus regelrecht „abgeerntet“ hätte. „Das passiert jetzt, wo die Pappeln weg sind, nur noch ganz selten.“
In diesem Jahr hatte der Verein den Verlust von einer Trappe durch den Seeadler zu beklagen.