Letztes Treffen Abschied von Oldtimern im Grünen
Die ganze Vielfalt der historischen Fahrzeugwelt bot das Osterwiecker Oldie-Meeting. Aber: Es war die neunte und letzte Oldtimerausstellung.
Osterwieck l Ein bisschen leichter hatte sich Christian Feuerstack diese letzte Schau auf dem heimischen Grundstück in der Straße Vor dem Kapellentor schon vorgestellt. Doch es gab kaum ein Gespräch, in dem nicht versucht wurde, den 30-Jährigen und seine Mitstreiter zu überzeugen, dass diese Ausstellungsreihe weitergehen muss. „Das geht mir schon nahe“, sagte er. „Es ist ja wirklich Leidenschaft.“
Aber es ist auch nur ein Hobby. Beruflich schafft es der seit zwei Jahren selbstständige Konditormeister, der neun Angestellte hat, nicht mehr, die umfangreiche Vorbereitungsarbeit zu stemmen.
Stammgast war auf den Osterwiecker Veranstaltungen Ingewalde Harsing aus Wernigerode. „Hier ist es wie in einer Familie“, beschrieb sie die Atmosphäre unter Gleichgesinnten. Die Schau sei vielfältig, dazu komme das besondere Ambiente im Grünen.
Zur Vielfalt hat die Wernigeröderin selbst beigetragen, indem sie eine dreirädrige Velorex zur Schau stellte, ein heute seltenes Exemplar. „Das war ein tschechisches Versehrtenfahrzeug“, erläuterte sie.
Vor vier Jahren hat Ingewalde Harsing das Gefährt, Baujahr 1962, als „Schrotthaufen“ erworben. Ein Jahr Arbeit und viel Geld stecken nun in dem aufgemöbelten Fahrzeug, unter dessen Lederbespannung ein Jawa-Motor steckt. „Als junge Frau bin ich eine Dreifünfer-Jawa gefahren“, verriet sie. „Das traue ich mich heute nicht mehr.“ Aber die Velorex schafft auch immerhin Tempo 80.
Was Ingewalde Harsing an den Oldtimerschauen auch fasziniert, sind die Glühkopfvorführungen an den Lanz-Bulldog-Traktoren. Also der Startvorgang mit einer Lötlampe unterm Glühkopf und dem Anwerfen des Motors mittels Lenkrad. Harald Weber demonstrierte dies dem Publikum eindrucksvoll am Lanz Bulldog, Baujahr 1937, von Andreas Ruhe. Beide kommen aus Heimburg. Eine Stunde dauerte die Fahrt nach Osterwieck, berichtete Ruhe, der seinen Traktor zur Arbeit im Wald nutzt. Der Motor hat zehn Liter Hubraum und einen kraftstrotzenden Klang. „Den wollte schon jemand als Klingelton haben“, berichtete der Heimburger, der das erste Mal bei der Osterwiecker Schau war.
Mit einer Traktorstunde Entfernung hatten die Heimburger aber längst nicht den Tagesrekord aufgestellt. Ein anderer Traktor legte den Weg von Winsen/Luhe, das liegt vor Hamburg, in die Ilsestadt zurück. Eine ganze Reihe flotterer Oldtimer kam aus einem 150-Kilometer-Umkreis. Für viele Oldtimerfreunde war Osterwieck stets eine Art Jahresauftakt, so für eine Gruppe Ami-Schlitten-Liebhaber aus Quedlinburg.
Angesichts der angekündigten April-Wetter-Kapriolen freute sich Christian Feuerstack, dass vor allem am Sonnabend doch so viel Betrieb auf dem Ausstellungsgelände herrschte. An Oldtimern und Zuschauern. Auch an Motorrädern, deren Fahrer doppelt kritisch die Wettervorhersage anschauen. „Am Sonnabend hatten wir richtig Glück, der Sonntag war aber auch ganz okay“, sagte Feuerstack. Insgesamt um die 300 Fahrzeuge sind nach seinen Informationen am Wochenende in Osterwieck zu sehen gewesen.