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Regionalkrimi Mörderisches Duo lässt Harz bluten

Im Harz geht ein Serienmörder um. Biggi Rist und Liliane Skalecki lassen in "Rabenfraß" acht Menschen brutal ermorden.

Von Sandra Reulecke 04.05.2016, 13:44

Halberstadt/Bremen l Urlaub im Harz. Endlich Zeit, beim Wandern auszuspannen, auf andere Gedanken zu kommen. Und im November hat man garantiert seine Ruhe. Doch die Vorsätze des Bremer Kriminalhauptkommissars Heiner Hölzle halten nicht lange an. Kaum ist er am Urlaubsort angelangt, um sich von seiner gescheiterten Beziehung zu erholen, erfährt er von einem grausamen Mord. Eine junge Frau wurde geköpft. Sie soll nicht die einzige Tote bleiben. Beim Erkunden der Wälder und Städte deckt der Polizist weitere bestialische Taten auf: Im Harz ist ein Serienmörder unterwegs.

Die Kriminalgeschichte stammt aus der Feder des Autorenduos Biggi Rist und Liliane Skalecki. „Rabenfraß“ ist bereits der vierte Roman, in dem die beiden Wahlbremerinnen den Kommissar ermitteln lassen. Aber warum muss es ausgerechnet der Harz sein, in dem Hölzle über acht Leichen stolpert? Sind die Harzer ein blutrünstiger Menschenschlag? Biggi Rist lacht und verneint. Ihr gefalle die Gegend und im Sommer plane sie eine Reise mit ihrem Mann in den Harz. „Aber ein Serienmörder braucht nun einmal viele Leichen“, erklärt sie. „Wir mussten mal raus aus Bremen. Dort haben wir schon so viele Leichen vergraben.“

Die Region rund um den Brocken lag für den Urlaub des Polizisten nahe, „da der Harz ein Naherholungsgebiet für die Bremer ist“, sagt die 51-Jährige. Auch sie und Liliane Skalecki waren bereits in der Gegend unterwegs. „Wir haben vor dem Schreiben ein Wochenende im Harz verbracht. Sind gewandert, haben Stadttouren unternommen und uns mit Broschüren eingedeckt.“ Ihr Fazit: „Es ist einfach schön – es gibt tolle Landschaften, entzückende Städte.“ Und dazu die Geschichten von Hexen und sagenumwobene Orte wie das Schloss in Blankenburg.

In „Rabenfraß“ lassen die Autorinnen alles zusammenfließen, der Roman ist ebenso Krimi wie Reiseführer mit Beschreibung der malerischen Wanderwege um Ilsenburg und der Gärten in Quedlinburg, gepaart mit historischen Hintergründen. Allerdings beruht nicht jeder Aspekt auf Tatsachen. So existiert Hölzles Reiseziel Maarode nicht. „Wir haben uns dagegen entschieden, einen realen Ort zu nehmen. Die Stammtischtruppe, die im Roman eine wichtige Rolle einnimmt, gibt sehr derbe Äußerungen von sich – wir wollten nicht, dass sich davon jemand beleidigt fühlt“, sagt Rist.

Dagegen ist das Tagebuch eines mittelalterlichen Henkers, dem der Serientäter nachahmt, keine Fiktion. Aber es stammt nicht aus der Region. „Die Passagen haben wir in leicht veränderter Form dem Buch ‚Hinrichtungen und Leibstrafen: Das Tagebuch des Nürnberger Henkers Franz Schmidt‘ entnommen‘“, berichtet Biggi Rist.

Der geschichtliche Bezug ist kein Zufall: Liliane Skalecki studierte Kunstgeschichte und Archäologie. Dementsprechend war sie in den Vorgänger-Romanen vorrangig für historische Kapitel zuständig.

Wie funktioniert das überhaupt, zu zweit ein Buch zu verfassen? „Wir schreiben jeder ein Kapitel, danach wird getauscht und großzügig der Rotstift angesetzt“, sagt Biggi Rist. Eitelkeit sei dabei fehl am Platz. Aber beide seien sehr kritikfähig, versichert sie.

Kennengelernt haben sich die Frauen auf einem Reiterhof in Bremen, und haben schnell gemerkt, dass sie mehr verbindet, als die Liebe zu Pferden. „Wir lesen beide gern, besonders Kriminalgeschichten.“ So haben sie sich entschlossen, selbst welche zu schreiben. Fällt es Biggi Rist – haupberuflich in der medizinischen Labordiagnostik tätig – leicht, sich in die Psyche eines Mörders zu versetzen? „Ja! So kann ich meine schwarze Seite ausleben“, verrät sie. Sie relativiert: „Aber es ist die eine Sache, darüber zu schreiben, eine ganz andere, es wirklich zu tun.“