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Diskussion in Bülstringen CDU-Politiker und Bürger fordern: Der Wolf gehört ins Jagdrecht

Im Rahmen einer offenen Diskussion in Bülstringen um das stete Wachstum der Wolfspopulation steht eine breite Mehrheit der Zuhörer für die Bestandsregulierung.

Von Carina Bosse 19.04.2024, 10:15
Die Population des Wolfes hat sich gerade auch im Landkreis Börde stark vermehrt und ausgebreitet.
Die Population des Wolfes hat sich gerade auch im Landkreis Börde stark vermehrt und ausgebreitet. Symbolfoto: dpa

Bülstringen - Die Ausbreitung und schnelle Vermehrung des Wolfes bereitet Sorgen, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Gleichzeitig gibt es aber auch jene, die ganz unaufgeregt die Natur beobachten und den Wolf darin sehr wohl als durchweg schützenswert betrachten. Das wurde am Mittwochabend bei einer Diskussionsrunde in Bülstringen deutlich, zu der die CDU-Fraktion des Landtages von Sachsen-Anhalt eingeladen hatte.

27 Rudel wurden beim Monitoring 2022/23 landesweit gezählt, dazu fünf Paarterritorien, drei Einzelterritorien sowie zwei grenzübergreifende Territorien und vier Suchräume. Zwei Rudel sind im Landkreis Börde unterwegs. Insgesamt seien 337 Tiere gezählt worden. Dem stehen neun Meldungen über Risse bei Nutztieren im vergangenen Jahr gegenüber, meist in Schaf-, aber auch in Ziegen und Rinderbeständen zwischen Oebisfelde-Weferlingen und der Hohen Börde. 2024 registrierte das Wolfskompetenzzentrum bislang drei gemeldete Risse.

Alexander Räuscher, Tim Teßmann, Sven Schulze und Andreas Berbig diskutierten mit Jägern, Landwirten und Naturschützern zum Thema Wolf.
Alexander Räuscher, Tim Teßmann, Sven Schulze und Andreas Berbig diskutierten mit Jägern, Landwirten und Naturschützern zum Thema Wolf.
Foto: Carina Bosse

Als häufigste Ursache konnte ausgemacht werden, dass Schutzmaßnahmen nicht greifen oder ganz fehlen. Bei allen statistischen Zahlen dürfe man aber nicht vergessen, dass der Wolf sich von Polen her in einer Kulturlandschaft ausgebreitet hätte, nicht in einer Naturlandschaft, sagte Alexander Räuscher, wolfspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Der Unterschied: Auf 1.000 Quadratkilometern in der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt gibt es zwölf Wölfe, in einer Naturlandschaft wie Kanada oder Schweden auf der gleichen Fläche gerade mal einen Wolf. Deshalb fordert die CDU gemeinsam mit der FDP, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen und seinen Schutzstatus herabzusenken. Damit könnten Jäger regulierend in die Bestände eingreifen, um ein Gleichgewicht zu schaffen, so die Begründung.

Begrenzte Mittel für den Herdenschutz

Zum Thema Herdenschutz brachte sich Sven Schulze, Minister für Wirtschaft, Tourismus. Landwirtschaft und Forsten, ein. Herdenschutz sei wichtig, betonte er, räumte jedoch ein, dass bei der gegenwärtigen Summe von etwas unter einer Millionen Euro pro Jahr die Grenze des Machbaren für das Land erreicht sei. „Einen vollständigen Schutz bekommt man ohnehin nicht hin“, sagte Sven Schulze. Er ist überzeugt, dass es hier inzwischen zu viele Wölfe gäbe. Deshalb sei eine Populationsregulierung notwendig.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde vor allem von Jägern und Naturfreunden deutlich gemacht, dass sich das Verhalten des Wildes in den vergangenen 20 Jahren drastisch verändert habe. Kreisjägermeister Hartmut Meyer aus dem Jerichower Land berichtete gar von einem Rückgang der Schalenwildbestände zwischen 15 und 40 Prozent im Nachbarlandkreis. Beim Rotwild gebe es ein Minus von 70 Prozent, Muffelwild sei praktisch gar nicht mehr vorhanden.

Verhalten von Tieren verändert sich

Sven Borchert vom Landesbauernverband sagte: „Das Maß der Belastung der Tierhalter ist überschritten. Deren Schutz muss vor dem des Wolfes kommen, sonst gibt es bald keine Weidetierhaltung mehr.“

Muffelwild stammt ursprünglich nicht aus der Gegend und ist dem Wolf nicht gewachsen. Es hätte nicht das Verhalten, um mit dem Raubtier umzugehen, räumte Andreas Berbig ein. Dass sich das Wild ganz anders verhält und sich vermehrt zusammenrottet, hatte auch Landtagsabgeordneter Tim Teßmann in Gesprächen mit Landwirten aus Neuenhofe und Wegenstedt in Erfahrung gebracht. So hätten diese auch vermehrt größere Ernteschäden und -ausfälle zu beklagen.