Grundschule Bald ertönt das letzte Klingelzeichen
Die Tage der Rottmersleber Grundschule sind gezählt. Damit endet eine 400-jährige Schulgeschichte.
Rottmersleben l An der Grundschule in Rottmersleben hat das Packen begonnen. Der 23. Juni wird hier der endgültig letzte Schultag sein. Ab August werden die Schüler dann in der Bebertaler Grundschule lernen. Beim Sortieren, Reduzieren, Entsorgen und Einpacken altvertrauter Lehr- und Lernmittel, Unterlagen, Dekorationsstücke vergangener Schulaufführungen und Fotosammlungen werden vor allen bei den Lehrkräften viele Erinnerungen an die vergangenen Jahre wach. Aber auch die ältere Schulgeschichte von Rottmersleben verbirgt viele interessante Fakten.
Wer in Rottmersleben in alten Schriften wie beispielsweise dem Kirchenbuch oder der Schrift zur 1000-Jahr-Feier blättert, findet Hinweise, dass es im Ort schon Ende des 16. beziehungsweise Anfang des 17. Jahrhunderts eine Schule gab. Nur Kinder des Dorfes besuchten diese Einrichtung.
Nachdem das erste Schulgebäude, das sich in der Nähe der Kirche befand, 1638 abbrannte, wurde in einem Gebäude östlich der Kirche unterrichtet. Das Schulgebäude wurde im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Doch trotzdem vormittags die älteren Schüler und nachmittags die jüngeren Kinder unterrichtet wurden, reichte eines Tages der Platz in dieser Schule nicht mehr aus. 1868 wurde eine zweite Schule erbaut. Insgesamt lernten damals 95 Kinder in den Rottmersleber Schulgebäuden, 1886 waren es nur noch 63. Nach den Überlieferungen war die Schülerzahl aber 1901 bereits auf über 150 gestiegen. Sie wurden in drei Klassen beschult.
Veränderungen im Schulwesen brachte das Jahr 1948, als die alte Klassenschule, die Volksschule, durch die Grundschule Klasse 1 bis 6 ersetzt wurde. Mit der Zentralisierung folgte schon zwei Jahr später die nächste Veränderung. Die 7. und 8. Klasse aus Ackendorf kam nach Rottmersleben, im Jahr darauf die gesamte Mittelstufe aus Ackendorf und Bornstedt. 1959 wurde eine 9. Klasse mit Schülern aus Rottmersleben, Ackendorf und Hundisburg eingerichtet, so dass ab 1960 eine vollausgebaute zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule vorhanden war. Aufgrund von Platzmangel wurde damals an fünf verschiedenen Stellen im Ort unterrichtet.
Das heutige Schulgebäude wurde im September 1971 feierlich eingeweiht. Mit der politischen Wende kam das Aus für die polytechnische Oberschule (POS). In der Grundschule am Standort Rottmersleben wurden nur noch die Klassen 1 bis 4 unterrichtet. Die Sekundarschüler fuhren fortan nach Haldensleben, Schackensleben, Eichenbarleben und Niederndodeleben.
Nun sind die Tage des Schulstandortes Rottmersleben aber endgültig gezählt. Eltern und Pädagogen bedauern, dass viele Anstrengungen nicht ausgereicht haben, den Schulstandort zu halten. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge möchten wir uns bei allen, die unsere tägliche Bildungs- und Erziehungsarbeit unterstützten, auch im Namen aller in vergangenen Jahren an dieser Schule tätigen Pädagogen, bedanken“, sagt Lehrerin Monika Bähner auch stellvertretend für ihre Kollegen. Einbezogen in den Dank sind auch diejenigen, die sich unermüdlich eingesetzt haben, die Schließung der Grundschule abzuwenden.
Ein letztes Resümee soll am Freitag, 9. Juni, gezogen werden. Doch das letzte Schulfest an diesem Tag, zu dem ab 16 Uhr alle derzeitigen und ehemaligen Schüler mit ihren Eltern, alle ehemaligen Lehrer und Mitarbeiter sowie weitere interessierte Gäste eingeladen sind, soll nicht nur wehmütig sein. Spiel, Spaß, leckere Speisen, flotte Musik und nette Gespräche stehen auf dem Plan. Und vielleicht können auch einige Ideen für die Gestaltung der Zukunft in der Grundschule Bebertal gesammelt werden.