Ersatzneubau mit Fischtreppe
Mit dem geplanten Ersatzneubau der 2018 eingestürzten Stauaunlage bei Jahrstedt-Germenau geht es voran. Im Rahmen der Maßnahme soll auch gleich eine Fischtreppe errichtet werden. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf 936 000 Euro. Wird die Genehmigung erteilt, kann der Bau bereits 2021 erfolgen.
Jahrstedt l Der 18. März 2018 bleibt den Jahrstedtern bestimmt in Erinnerung. An diesem Tag bildete sich in der Ohre ein Aufstau durch Treibgut und Eis, was zur Folge hatte, dass die Schleuse bei Germenau unterspült und zerstört wurde. Seit dem Sommer 2018 erfüllt ein Provisorium aus Gabionen die Funktionen der Stauanlage.
Schon vor dem 18. März 2018 hatte der Zweckverband Drömling geplant, an gleicher Stelle einen Fischpass zu errichten. Da aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) eine Neuauflage des Projekts nicht möglich war, zog sich der Zweckverband aus der Maßnahme zurück.
Die einzige Möglichkeit, eine finanzielle Lösung zu finden, war eine Umsetzung über die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (EU). Als Antragsteller kam nur der Unterhaltungsverband Obere Ohre in Betracht, der sich dazu am 5. September 2018 an das Landesverwaltungsamt wandte.
Danach waren weitere Schritte erforderlich, wie die Suche nach einem Planungsbüro. Es mussten umfangreiche Ausschreibungen erfolgen, was eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Im Frühling 2020 konnte dann ein Planungsbüro vertraglich gebunden und mit der Vorplanung begonnen werden.
Die Ziele der Maßnahme wurden klar umrissen: Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit bei gleichzeitiger Wiederherstellung des langjährig vorhanden Wasserhaushaltes. Dieser soll derart gestaltet werden, dass die im Nebenschluss zur Ohre befindlichen Grabensysteme, der neben der Schleuse liegende Angelteich und auch die ortsbildprägende Ohre mit ausreichend Wasser versorgt werden. Hierzu wurden zunächst fünf Varianten untersucht, wobei auch der Hochwasserschutz eine Rolle spielt.
Bis Ende Mai sollten die Ergebnisse der Planung vorliegen. Die Entscheidung liegt bei einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Landesverwaltungsamtes, des Landkreises, der Stadt Klötze, des Biosphärenreservates Drömling, des Unterhaltungsverbandes Obere Ohre als Träger der Maßnahme sowie des Angelsportvereins Jahrstedt.
Mittlerweile, so heißt es von Hagen Müller, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes, kamen die Beteiligten zu dem Schluss, dass der Neubau einer Stauanlage mit parallel geführter Fischtreppe die am besten geeignete Lösung ist. Die Projektgruppe entschied sich daher am 17. Juni bei einem Treffen in Oebisfelde, die Entwurfsplanung zu dieser Variante fortzuführen.
Bei einer weiteren Zusammenkunft am 29. Juli wurde die Entwurfsplanung erörtert. Die Arbeitsgruppe legte fest, dass ein 5,3 Meter breites Klappenwehr und eine östlich zur Ohre parallel geführte Fischrampe mit elf Becken von 50 Metern Länge zur Ausführung kommen sollen, vorbehaltlich der Genehmigung durch die Untere Wasserbehörde.
„Das Klappenwehr soll automatisch gesteuert werden, um bei ausreichendem Zufluss einen annähernd gleichmäßigen Wasserstand zu erzeugen“, erklärt Müller. Der Wasserstand der Ohre wird in etwa die gleiche Höhe haben wie früher mit der alten Stauanlage. Sollte es zu einem „100-jährigen Hochwasser“ mit einem Abfluss von elf Kubikmetern Wasser pro Sekunde kommen, so wird die Abführung des Wassers mit geöffnetem Klappenwehr sichergestellt.
Indes wird die Fischtreppe ermöglichen, dass an durchschnittlich 330 Tagen im Jahr alle in der Ohre vorkommenden Arten diese Stelle in der Ohre passieren können. „Dies war bisher nur bei geöffneter Stauanlage an wenigen Tagen des Jahres möglich“, erinnert Müller. Auch Kleinlebewesen, die sich zum Beispiel im Sediment fortbewegen, sollen künftig die Fischrampe passieren können.
Laut Müller ist erwünscht, die Genehmigungsplanung noch in 2020 abzuschließen, damit der Bau 2021 erfolgen kann. Die Maßnahme wird über die EU-Wasserrahmenrichtline umgesetzt. Mit dem Land ist eine 100-prozentige Förderung vereinbart. Laut aktueller Planung belaufen sich die Baukosten auf 936 000 Euro.