Strombrückenzug Weiß oder Grau? Bei Bedarf jedenfalls Blau!
Ab 2017 sollen neue Brücken den Strombrückenzug in Magdeburg verstärken. Die Planungen und die Diskussionen zur Farbgestaltung laufen.
Magdeburg l Tagtäglich quälen sich rund 25.000 Autos und 270 Straßenbahnen über den Strombrückenzug. Neubauten sollen Entlastung bringen. Weithin sichtbar dabei die Pylonbrücke mit den Schrägseilen, die parallel zur Anna-Ebert-Brücke gebaut werden soll. Gerade wegen dieser herausragenden Stelle und ihren auffälligen tragenden Bauteilen ist ihre Gestaltung von besonders großem Interesse. Während der Sitzung des Bauausschusses hat das Tiefbauamt jetzt die unterschiedlichen Entwürfe zur Farbgestaltung vorgelegt.
Neben Grautönen kam hier eine Variante ganz in Weiß infrage: Die Stahlseile, die mit einer Plastehülle umgeben sein sollen, werden demnach in einem strahlenden Weiß gehalten ebenso wie der Kappensims. Dabei handelt es sich um die Seite der Brücke unterhalb des Geländers. Ein Vorbild in nächster Umgebung für diese Variante ist die neue Elbbrücke bei Schönebeck.
Carsten Eins vom Tiefbauamt erläuterte die Vorteile der favorisierten Variante: „Zum einen können Vögel und Fledermäuse die weißen Seile einfach besser sehen.“ Ein Argument, das aufgrund des Schutzstatus der Elbaue bei Magdeburg besondere Beachtung verdient. Ohne Farbe bestehe auch nicht die Gefahr, dass im Laufe der Zeit Farbpigmente in die Umwelt eingetragen würden. Mit einer weißen Farbgebung könne der Brücke zudem ein schwebender Charakter verliehen werden. Dabei geht es auch um die Qualität des Bauwerks als eine Art Hingucker. Eine helle Gestaltung würde damit die städtebauliche Einordnung der neuen Brücke erleichtern. Als zusätzliches Argument nennt der Mitarbeiter aus dem Tiefbauamt die Beständigkeit des Materials: „Die Farben an einer Brücke verblassen im Laufe der Zeit. Das steht bei einer Farbgebung in Weiß nicht zu befürchten.“
Der Gestaltungsbeirat, in dem mehrere Experten verschiedener Baubereiche sich zu wichtigen Bauvorhaben in der Stadt positionieren, sieht das anders. Carl Schagemann ist Vorsitzender des Gremiums und sagt: „Ich wäre mir nicht so sicher, dass das Weiß in ein paar Jahren nicht eher ein Gelb ist.“ Vielmehr sieht der Beirat in einer grauen Gestaltung der Seile die bessere Lösung. Bei einer der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Variante Grautönen werde ein Material eingesetzt, das zu interessanten Nuancen bei der Reflexion des Lichtes führen könne.
Zudem sei die Nutzung dieses Farbtons eine Frage der Ehrlichkeit: „Das Grau steht auch für den Stahl, aus dem die Seile gefertigt sind. Wir meinen, dass das auch der Betrachter an der Farbwahl erkennen soll.“ Bei allen Favoriten gibt es aber auch andere Lösungen in der Stadt: Beispiel sind das Blau der Jerusalembrücken und der Sternbrücke oder das Rot der Fußgängerbrücke am Wasserfall.
Ausdrücklich befürwortet wird vom Gestaltungsbeirat derweil der Vorschlag zum Beleuchtungskonzept. Wie die Volksstimme bereits berichtete, sollen in dessen Rahmen moderne Leuchtdioden zum Einsatz kommen. Carsten Eins nannte in diesem Zusammenhang eine Reihe von Aspekten, die bei der Beleuchtung eine Rolle spielen: Es geht um Verkehrssicherheit wie um soziale Sicherheit, aber auch um den Einfluss auf die Umwelt, um den Emissionsschutz und nicht zuletzt um die Kosten. Das Schmankerl der vorgelegten Lösung besteht darin, dass die Farbe der Beleuchtung an der Brücke zum Beispiel zu besonderen Anlässen geändert werden kann. Wenn der FCM spielt also gern einmal in Blau und Weiß, wenn der SCM spielt auch einmal in Rot und Grün. Der Gestaltungsbeirat unterstützt die Möglichkeit dieser farblichen Beleuchtung, „sofern diese ausschließlich temporär bei Veranstaltungen oder ähnlichen Fällen eingesetzt wird“.
Der Gestaltungsbeirat nutzt derweil die Gelegenheit, in seiner Empfehlung die Blicke von der noch nicht vorhandenen Brücke ab und flussaufwärts zu wenden. Dort befindet sich die marode und seit Jahren stillgelegte Eisenbahnbrücke. In dem Papier heißt es: „Außerdem hat der Gestaltungsbeirat im Zusammenhang mit der sehr überzeugenden Darstellung des Strombrückenzugs noch einmal an die mit dem Projekt Heumarkt ausgesprochende Empfehlung zum Erhalt der ,Kanonenbahnbrücke‘ erinnert.“
Im Sinne des Hochwasserschutzes war deren Wiederherstellung als Trasse für Radfahrer erst vor wenigen Wochen verworfen worden.