Critical Mass Motto: "Wir sind der Verkehr!"
Immer mehr Magdeburger schwingen sich auf den Fahrradsattel und beteiligen sich an der weltweiten Fahrradbewegung Critical Mass.
Magdeburg l Mit ihrer bloßen Menge machen sie durch ihre Fahrten einmal im Monat durch die Magdeburger Innenstadt auf ihre Belange und Rechte gegenüber dem motorisierten Verkehr aufmerksam. Critical Mass (engl. kritische Masse) klingt nach Demonstration. „Ist es aber nicht, auch wenn es feste Startzeiten und Treffpunkte gibt“, erzählt Micha. Der Magdeburger beteiligt sich schon seit längerem an der Fahrradaktion, er ist einer von vielen, die die Tour durch die Innenstadt filmen und im Internet veröffentlichen.
Organisation? Es gibt keine! Critical Mass organisiert sich von selbst. „Es gibt auch keinen offiziellen Veranstalter“, erklärt Micha. Da die Radfahrer ihre Aktion als Ausflug ansehen und nicht als Demonstration, melden sie diese auch nicht an.
Jeden letzten Freitag im Monat startet die Tour um 19 Uhr auf der Sternbrücke. Wie viele dann wie lang und wohin fahren, zeigt sich spontan. Am vergangenen Freitag sind es rund 125 Fahrradfahrer, die sich an der Aktion beteiligen. In der Regel dauern die Fahrradtouren ein bis zwei Stunden. Motto jeder Veranstaltung: „Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr!“ „Wir wollen durch die monatliche Aktion darauf aufmerksam machen, dass wir Fahrradfahrer ebenso Teil des Straßenverkehrs sind wie Autos oder Motorräder. Und das geht am besten in der Gruppe“, betont Micha.
Die Radler machen sich dabei den Paragrafen 27 Abs. 1 der Straßenverkehrsordnung zu Nutze. Wenn mehr als 15 Radfahrer einen geschlossenen Verband bilden, dürfen sie, trotz ausgewiesenen Radweg, auf der Straße fahren und gelten, von der Spitze bis zum Ende, als ein einziges Fahrzeug. „Wir Fahrradfahrer zeigen nur, dass wir neben Autos und Lkw gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer und kein Verkehrshindernis sind“, berichtet Martin Hoffmann, der regelmäßig an der monatlichen Runde durch Magdeburgs Innenstadt teilnimmt.
Unter den Fahrradfahrern am vergangenen Freitag ist auch ein bekanntes Gesicht - Norman Dreimann. Der Magdeburger ADFC-Vorsitzende beteiligt sich seit rund 12 Monaten als Privatperson, wie er betont, an der Critical Mass. „Es ist eine gute Aktion, Präsenz für den Radverkehr zu zeigen“, so Dreimann.
Bereits seit acht Jahren soll die Critical Mass monatlich durch Magdeburg rollen. Seit rund einem Jahr schwingen sich dabei immer mehr Magdeburger auf den Sattel und radeln mit, berichtet die Radfahrergemeinschaft. Bei vielen steht dabei der Spaß am Radfahren im Vordergrund.
Uwe Girke ist am Freitagabend zum ersten Mal dabei und wahrscheinlich einer der ältesten Teilnehmer, die im Durchschnitt 30 Jahre alt sind. Der 61-Jährige hat, wie so viele, im Internet von der Fahrradbewegung gelesen und wollte sich das Treiben einmal vor Ort anschauen. Der Magdeburger wünscht sich, dass Radler mehr im Verkehr berücksichtigt werden.
Studentin Nora Richter kennt die Fahrradbewegung schon aus ihrer Heimatstadt Hamburg. Durch ihr Studium an der Otto-von-Guericke-Universität radelt sie jetzt in Magdeburg mit. „Im Vergleich zu Hamburg ist die Critical Mass in Magdeburg relativ klein“, erzählt sie. In Hamburg treten knapp 4000 Radler in die Pedale.