CSD in Magdeburg Eine Parade für Akzeptanz
Mit einer Straßenparade und einem Fest erlebten die Aktionstage im Rahmen des Christopher Street Days (CSD) in Magdeburg ihren Höhepunkt.
Magdeburg l Erstmals auf 15 Tage ausgedehnt, werben Lesben und Schwulen für Toleranz und Gleichberechtigung. Und untermaueren bunt und stimmungsvoll ihre Forderungen. „Ich weiß, wie schwer es in Sachsen-Anhalt und Magdeburg ist, deshalb möchte ich ein Zeichen für Vielfalt und gegen Homophobie setzen“, sagt Sebastian Vetter.
Er zählt zu jenen 1500 Teilnehmern, die gemeinsam bei der CSD-Parade mit Start auf dem Alten Markt durch die Innenstadt ziehen. Es sind Menschen unterschiedlichen Alters, die eine Meinung haben. „Dass wir im Jahr 2016 noch dafür kämpfen müssen, dass jeder, egal welche sexuelle Orientierung er hat, gleichbehandelt wird, ist traurig“, so Michael Schulz.
Doch von Trübsal ist bei der stimmungsvollen Parade keine Spur. Musik aus den Boxen der Begleitfahrzeuge gibt den Takt vor, Regenbogenfahnen flattern in der Sonne, per Mikrofon werden Forderungen an die Politik bei Zwischenstopps am Allee-Center und am Hasselbachplatz kundgetan. Etwa danach, den Schutz der sexuellen Identität in die Landesverfassung aufzunehmen. Eben so, wie es Bundesländer wie Berlin, Brandenburg, Thüringen und das Saarland bereits getan haben. Dieses Vorhaben haben die Regierungsparteien CDU, SPD und Grüne im Koalitionsvertrag bereits verankert. „Das ist schon beachtlich und sicherlich auch ein Erfolg der aktiven Community. Die Frage ist nur, wann dies umgesetzt wird“, so Mathias Fangohr vom CSD-Verein, der die Aktionstage zum 15. Mal in Magdeburg organisiert.
Darüber diskutieren auch Vertreter aus der Politik wie Justizstaatssekretär Hubert Böning (CDU) und die frühere Justizministerin Angela Kolb-Jansen (SPD), die sich im Anschluss des Demonstrationszuges beim Stadtfest auf einer Bühne auf dem Alten Markt einfinden.
Bei allem Spaß und Frohsinn, der während des Umzuges verbreitet wird, ist der CSD eine Demonstration. Schwule, Lesben, Transgender, Bisexuelle und Transgender demonstrieren mit der Parade im Herzen der Stadt ihre Existenz wie auch ihre Gemeinschaft. Gleichzeitig drängen sie auf gesellschaftspolitische Veränderungen. So lautet das Motto des 15. CSD in der Landeshauptstadt „Out in office – Vielfalt in Arbeit“ und macht u. a. die Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund von Homosexualität zum Thema. Zum Beispiel mit Veranstaltungen in Kooperation mit der Gewerkschaft Verdi. „Dabei ging es u. a. um Situationen, die sich am Arbeitsplatz ergeben und wie Unternehmen sensibilisiert werden können“, so Roswitha.
Sie ist als Mann geboren worden und lebt nun als Frau. „Ich führe jetzt ein neues Leben und bin als Frau sehr glücklich“, sagt sie. Bei Veranstaltungen in der Stadt ist sie stets präsent, „um für unsere Ziele zu werben und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich möchte, dass auch Ältere so akzeptiert werden, wie sie sind.“ Ihr Kleid, dass sie extra für die CSD-Parade ausgesucht hat, ist zwar schon auffällig. An Kunstfigur Tatjana Taft, die in einem weißen Cabriolet mit üppigem Dekolleté und auffälligem Make-up sowie in roten Netzstrümpfen und einem in Regenbogenfarben gehaltenen Ballett-Tutu für Furore sorgt, kommt sie jedoch nicht heran.
Als die Parade noch an der Liebigstraße beheimatet war, sei die Drag Queen bereits in Magdeburg mit dabei gewesen, sagt sie. „Der Umzug durch die Stadt war toll und die Reaktionen waren fantastisch. Es ist schön, dass mit dem Alten Markt ein zentraler Platz genutzt werden kann. Er liegt mittendrin – dort wollen wir auch hin. Der CSD in Magdeburg hat sich toll entwickelt“, so die Edel-Drag-Queen aus Wolfsburg. Sie hat in diesem Jahr zwölf CSD-Paraden in Metropolen wie Berlin und Köln besucht.
Martin Rott, Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) in Sachsen-Anhalt attestiert dem Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals auf 15 Tage ausgedehnt wurde und vom CSD-Verein organisiert wird, ebenfalls eine gute Entwicklung. „Die Teilnehmerzahl an der CSD-Parade wächst von Jahr zu Jahr. Das betrifft auch die Zahl derer, die am Wegesrand stehenbleiben und uns zujubeln und sich mit unseren Anliegen auseinandersetzen“, so Rott. Dazu zählt auch Jana Berger. Sie spendet mit ihren Kindern der Parade Beifall. „Unabhängig vom Hintergrund, ist der Umzug durch die Innenstadt eine absolute Bereicherung für die Stadt. So etwas gibt es sonst in Magdeburg nicht“, sagt sie.
Auch im kommenden Jahr werde es CSD-Aktionstage geben, kündigt Mathias Fangohr an. Offen sei, ob das Programm wieder auf 25 Veranstaltungen ausgedehnt werden soll. „Dass jede von ihnen sehr gut besucht wurde und wir mit 1500 Teilnehmern bei der Parade einen Rekord verzeichnen können, zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Im Vorjahr waren es 1000 Teilnehmer“, so Fangohr. Der Weg sei noch lange nicht zu Ende.