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Fahrschule Im neuen Fahrschulwagen durch Magdeburg

Bei Eileen Barsch liegt in Magdeburg die Linie 9 der MVB hoch im Kurs. Die junge Frau wird Straßenbahnfahrerin.

Von Martin Rieß 02.03.2017, 00:01

Magdeburg l Die Magdeburger Verkehrsbetriebe haben vorige Woche ihren neuen Fahrschulwagen in Betrieb genommen. Inzwischen war das Fahrzeug immer wieder in der Stadt zu sehen. Zu denen, die auf dem ersten Platz in dieser speziell ausgerüsteten Straßenbahn ihre Ausbildung absolvieren, gehört Eileen Barsch. Die 29-Jährige möchte im Juni ihre Ausbildung abschließen und sagt: „Ich habe mich um eine Ausbildung beworben, da ich mir gesagt habe: Das ist ein Beruf mit Zukunft. Denn die Straßenbahnen sind aus Magdeburg doch gar nicht mehr wegzudenken.“

Überrascht hat sie die Vielfalt des Ausbildungsberufes der Fachkraft im Fahrbetrieb: „Wir absolvieren auch in der Verwaltung der Verkehrsbetriebe die verschiedensten Stationen.“ Reizvoll sei aber vor allem das Kerngeschäft – die Fahrt in der Straßenbahn. Und zwar auch wegen einer Vielzahl an Stationen. „Man sieht wirklich viel von der Stadt, wenn man tagtäglich auf den Straßen unterwegs ist“, gerät Eileen Barsch ins Schwärmen. Deshalb mag sie auch die Linie 9 so sehr: „Die ist besonders lang und besonders abwechslungsreich.“

Ebenfalls eine Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb absolviert Tim Iffarth. Der 20-Jährige wird im kommenden Jahr fertig und freut sich bereits auf den Einsatz. Er sagt: „Mir wurde der Beruf ein bisschen von Jugend an mitgegeben, da mein Vater auch hier bei den Verkehrsbetrieben arbeitet.“ Auch Tim Iffarth beschreibt seinen künftigen Beruf als vielseitig und interessant. Und er sagt: „Wir haben ja auch auf dem alten Tatra-Fahrschulwagen gelernt.“ Damit ist er mit seinen Kollegen einer der wenigen, der jetzt auch auf der neuen Bahn lernt und damit im wahrsten Sinne des Wortes zweigleisig fährt.

Bevor die jungen Straßenbahnfahrer im Linienverkehr eingesetzt werden, werden sie von Ausbildern wie Frank Henze und Detlef Strauchmann auf den Ernst des Straßenbahnfahrer-Lebens vorbereitet. Frank Henze: „Dazu haben wir auf dem Platz des Fahrlehrers in der neuen Fahrschulbahn über ein Schaltfeld die Möglichkeit, eine ganze Reihe von Störungen zu simulieren.“ Das können beispielsweise Probleme mit den Bremsen oder mit den Türen sein, für die der Straßenbahnfahrer vor Ort eine Lösung wissen muss. Frank Henze sagt: „Damit das Wissen nicht einrostet, müssen alle Straßenbahnfahrer regelmäßig zur Schulung.“

Detlef Strauchmann berichtet: „Was viele beispielsweise nicht wissen, ist, dass für den Straßenbahnfahrer der Herbst die kniffligste Zeit ist. Wenn Laub auf die Schienen fällt, wirkt das beim ersten Regentropfen wie Schmierseife.“ Für den Fall der Fälle verfügen die Straßenbahnen über Sand, um den Schienenweg abzustumpfen. Und dann müssen die Ausbilder die Schüler an die Riesen gewöhnen. Sprich: An die Größe der Straßenbahnen, die als Niederflurbahn und womöglich mit einem Beiwagen sämtliche anderen normalen Fahrzeuge auf den Straßen übertrifft. „Ein wenig müssen sich unsere Fahrschüler daran gewöhnen, dass man nicht lenken kann, sondern dass die Richtung eben vom Gleis vorgegeben ist.“

Daneben ist es allein schon das Gewicht des Fahrzeuges, an das sich der Fahrer eines normalen Personenkraftwagens gewöhnen muss. Eileen Barsch hat genau dieses Thema mit im Blick und sagt: „Ich habe jetzt sehr viel mehr Respekt vor den Straßenbahnen als vorher. Jetzt kann ich angesichts der Bremswege sehr viel besser nachvollziehen, warum die Straßenbahnfahrer es nicht gern haben, wenn andere Verkehrsteilnehmer schnell mal eben noch vor der Bahn über die Straße huschen.“

MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel freut sich über die Begeisterung der künftigen Mitarbeiter und sagt: „Wir sind wohl nach wie vor ein attraktiver Arbeitgeber, denn wir bekommen täglich Bewerbungen.“ Sie sagt: „Dank der jungen Kollegen konnten wir ja auch die Zahl der Straßenbahnfahrer kräftig aufstocken.“