Fußball Hüpfen macht das Stadion brüchig
Die Euphorie um den 1. FC Magdeburg sorgt für statische Probleme in der Magdeburger Arena.
Magdeburg l Ein Stein hatte die ganze Angelegenheit ins Rollen gebracht. Er war in der vergangenen Saison aus einer Tribüne ausgebrochen und zunächst nicht weiter beachtet worden. Als sich jedoch Fachleute das lose Stück ansahen, hatten die sofort den Verdacht: Hier könnte mehr dahinter stecken.
Die Stadt Magdeburg als Stadioneigentümer beauftragte einen Vermessungsexperten, die Tribünen während der proppevollen Heimspiele gegen Rostock und Dresden mit hochsensiblen Messgeräten auf ihre Belastung zu überprüfen. Das Ergebnis: Beim gleichzeitigen rhythmischen Hüpfen der Fans auf den Rängen schwingen die Tribünen bis zu drei Zentimeter. „Das ist zwar alles im Bereich der Normen und es besteht auch keinerlei akute Gefahr für die Standsicherheit. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt: Wenn die Tribünen weiterhin so beansprucht werden, dann wird sich die Lebensdauer des Stadions erheblich verkürzen. Rein rechnerisch ist eine verbleibende Standzeit von etwa siebeneinhalb Jahren ermittelt worden“, sagt Heinz Ulrich von der Stadt Magdeburg. Für mindestens 50 Jahre sei ein Stadion konzipiert. 2006 war das rund 31 Millionen Euro teure und rund 27 000 Zuschauer fassende Stadion eröffnet worden.
Was aber sind die Folgen der Statikprobleme? Ein Hüpfverbot? „Nein, das gibt es derzeit nicht. Wir haben aktuell keine Veranlassung, mit einer Auflage einzugreifen. Aber wir werden die Heimspiele weiter beobachten und dann entscheiden. Sollten Maßnahmen notwendig sein, werden wir eine einvernehmliche und auch umsetzbare Lösung mit der Stadt Magdeburg als Eigentümer suchen“, sagte Hartmut Schütt, Leiter des Magdeburger Bauordnungsamtes. Konkreter wollte er nicht werden. Eine Sperrung des Stadions schloss er aber aus.
Der FCM hat indes die blau-weißen Anhänger auf einer Sitzung in Kenntnis gesetzt. Einen Appell, das Fanverhalten zu ändern und etwa auf das gleichmäßige Hüpfen zu verzichten, hat es aber nicht gegeben. Manager Mario Kallnik: „Wir haben die Fans lediglich informiert. Wenn Maßnahmen notwendig sind, dann muss uns das die Stadt Magdeburg als Vermieter mitteilen.“
Auch in der Fanszene wird diskutiert. Dirk Heidicke vom FCM-Fanrat sagte: „Wenn es ein technisches Problem gibt, dann muss man es technisch lösen. Springen, klatschen, hüpfen gehört nun mal zur Fankultur.“
Warum wurde das Hüpfen nicht in die Berechnungen zum Stadionbau einbezogen? Heinz Ulrich erklärt: „Das Stadion entspricht allen Normen und hält das Fünffache an realer Belastung aus. Allerdings war dieses gleichmäßige Hüpfen zur Zeit der Planungen Anfang der 2000er Jahre noch nicht so stark ausgeprägt wie heute. Das Hüpfen zehrt nun an der Lebenszeit des Stadions.“
Eine nachträgliche zusätzliche Sicherung sei möglich, aber teuer, müsste die gesamte Arena umfassen und brächte auch eine längere Sperrung das Stadions mit sich. Eine Debatte im Magdeburger Stadtrat ist deshalb in absehbarer Zeit zu erwarten.
Für die Fans wird sich vorerst nur eines ändern: Künftig wird der Zugang zu allen Blöcken streng kontrolliert. So soll verhindert werden, dass sich in beliebten Bereichen wie dem Block U mehr Fans aufhalten als Sitzplätze vorgesehen und letztlich als „Last“ auch berechnet worden sind.