Klassik Mit der Mandoline in die Welt
Die Magdeburgerin Caterina Lichtenberg ist die einzige Professorin für klassische Mandoline weltweit.
Magdeburg l Am Sonntag (14. Mai 2017) spielt Caterina Lichtenberg in der Festung Mark ein Konzert mit ihrem Lebensgefährten Mike Marshall. Klassik trifft Jazz – mit einer spannenden Symbiose aus klassischer und Bluegrass-Mandoline geht das Duo an den Start. Dabei scheint es, als hätte das Schicksal die beiden zusammengeführt.
Sie besetzt die einzige Professur für klassische Mandoline weltweit, er ist in den USA ein angesagter Bluegrass- und Jazz-Mandolinist. Die beiden leben mit ihren zwei Kindern während der Uni-Semester in Wuppertal, in den Semesterferien siedelt die Familie in die USA über und tourt von dort ausgehend mit ihrer Musik durch die Lande.
Als wären sie die perfekte Ergänzung zueinander, können Mike Marshall und Caterina Lichtenberg ihrem Publikum die ganze Vielfalt des Instrumentes ihrer Herzen nahebringen. Diese musikalische Palette haben sie auf mehreren CDs verewigt und führt sie weltweit durch die Konzertsäle, so u. a. am 29. Juli 2017 zum Schleswig-Holstein Musikfestival.
Dabei haben die beiden durchaus auch voneinander gelernt. „Und uns geht der Gesprächsstoff nicht aus“, sagt Caterina Lichtenberg. Erst kürzlich waren sie unterwegs zu einem Konzert in Norddeutschland und hatten sich allerhand CDs mitgenommen, die sie unterwegs gern hören wollten. Doch dazu kamen sie gar nicht erst, weil sie sich die ganze Zeit unterhielten.
Caterina Lichtenberg stammt aus Magdeburg. Hier hat ihr musikalischer Werdegang an der Georg-Philipp-Telemann-Musikschule begonnen. Damals war sie sechs Jahre alt. Ihr Bruder spielte Klavier, auch sie sollte ein Instrument erlernen. Zeitgleich hörte sie ein Mandolinen-Orchester. „Und das fand ich total schön“, sagt sie. Wie Caterina Lichtenberg zu ihrem Instrument kam, war also eher ein Zufall, „aber eine gute Entscheidung“.
An ihre erste Mandolinenlehrerin Gudrun Knopf erinnert sie sich noch gut. Schon bald wurde sie als begabtes Kind gefördert. Wettbewerbe und Vorspiele folgten. Mit 15 Jahren gewann Caterina Lichtenberg den Wettbewerb junger Talente. „Ich dachte, ich bin ja doch nicht so schlecht“, erzählt sie rückblickend und ist dankbar für das Engagement ihrer Lehrerinnen, zu denen später auch Annerose Breuel gehörte. Nicht nur, dass sie ihr den Unterricht in der Musikschule erteilten, sie fuhren mit ihr auch zu Instrumentenbauern oder zu Musikern in Berlin, um sie zu fördern.
Dass Lichtenberg das Mandolinenspiel auch einmal zu ihrem Beruf machen würde, war für sie offenbar schon sehr früh klar. „Schon in der zweiten oder dritten Unterrichtsstunde habe ich wohl zu meiner Mandolinenlehrerin gesagt, dass ich das einmal beruflich machen will“, erinnert sie sich an ihren Kindheitswunsch.
Aus einer Musikerfamilie stammt sie nicht. Aber Musik gehörte im Mehrgenerationenhaus, in dem sie mit Eltern und Großeltern aufwuchs, einfach dazu: „Es war musikalische Bildung auf drei Etagen.“ Die Großeltern liebten Puccini, die Eltern Barock- und Klaviermusik, auch Gesang, und ihr Bruder, der sein Zimmer unterm Dach hatte, mochte Jazz, hat auch Jazz studiert. „Heute mache ich im Prinzip genau all jene Musik, die ich damals gehört habe“, stellt sie fest.
Ähnlich wie sie selbst es erlebte, hält sie es nun auch mit ihren eigenen Kindern, die vier und sechs Jahre alt sind. Sie werden nicht dazu gezwungen, Instrumente zu lernen. Aber es gibt ein musikalisches Umfeld, viele Instrumente, an denen sich die Kinder, wenn sie Lust haben, ausprobieren können. Aber für Caterina Lichtenberg wäre es keine Tragödie, wenn die beiden nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten werden. „Wichtig ist vor allem, dass sie etwas finden, das sie gern und mit Leidenschaft machen, und wenn sie Gärtner oder Koch werden wollen, ist das genauso gut“, sagt sie.
Ihr eigener Weg führte Caterina Lichtenberg nach der Schule schließlich zum Mandolinenstudium. Heute ist die 1969 geborene Mandolinistin mit Wurzeln in Magdeburg Nachfolgerin ihrer einstigen Professorin Marga Wilden-Hüsgen. Als die Stelle ausgeschrieben war, hatte sie bereits eine Assistenz an der Musikhochschule, ihre Fühler aber auch schon in Richtung USA ausgestreckt. Denn obwohl sie sich bewarb, rechnete sie sich wenig Chancen aus, die Stelle zu bekommen: „Alle haben immer gesagt, dass es schwerer ist, als jemand aus dem eigenen Kollegium die Stelle zu bekommen.“ Obwohl sich viele Ehemalige bewarben, fiel die Entscheidung für Caterina Lichtenberg.
Aber kann man sein Instrument jemals ausstudieren? Wahrscheinlich nicht. Und so gehört diszipliniertes und regelmäßiges Üben auch mit Professur nach wie vor zum Alltag der Musikerin. Zwischen den Vorlesungen übt sie, und auch im Alltag mit der Familie werden Probezeiten eingebaut, meistens üben Marshall und Lichtenberg getrennt jeweils ihren Part und schieben dann gemeinsame Proben ein, sobald die Kinder schlafen. Und vor allem in den Semesterferien wird ihr Leben von Musik bestimmt. Ein Instrument zu spielen, sei, aus der rein technischen Perspektive, wie Sport zu treiben: „Wenn ein Leichtathlet nicht regelmäßig trainiert, rostet er ein. Und das ist bei Musikern genauso.“ Und dann schwärmt sie von den Fähigkeiten ihres Partners.
Auf das Konzert in Magdeburg freuen sich beide schon sehr. Es ist nicht nur ein Anlass, ihre Mutter zu besuchen. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an Magdeburg“, sagt sie. Und die Stadt habe sich toll entwickelt. Die Magdeburger seien echt und urig, sie seien bodenständige Leute, würden keine falschen Shows abziehen, und es gebe viel geballtes musikalisches Talent in der Stadt. Sie freut sich auf viele Gäste in der Festung Mark, die Lust haben, eine Reise durch die Geschichte der Mandoline zu unternehmen.
Das Konzert findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Telemania“ statt, mit der die Stadt den Barockkomponisten Georg Philipp Telemann anlässlich seines 250. Todestages ehrt. Natürlich wird auch er Bestandteil des Konzertes sein. In Amerika bekommt Caterina Lichtenberg übrigens häufig die Reaktion „Tele-what???“ wenn sie über den Komponisten spricht. Aber sie arbeitet daran, dass sich das ändert …
Das Konzert beginnt am Sonntag um 18 Uhr in der Festung Mark, ab 17 Uhr ist Einlass. Karten gibt es unter anderem im Service-Center der Volksstimme an der Goldschmiedebrücke oder an der Abendkasse.