Kulturveranstaltung Polizeiparty unter Gegenprotest
Am Freitag steigt bei der Polizeidirektion Nord in Magdeburg eine große Feier. Auch der Gegenprotest formiert sich.
Magdeburg l Los geht die Veranstaltung unter dem Motto „Partyarrest – eine lange Nacht auf dem Revier“ am Freitag, 17 Uhr. Auftreten werden nach aktuellen Planungen am Freitag ab 17 Uhr zwei Live-Bands und zehn DJs. Lasershows und Lichtkonzepte werden die alten Mauern der Polizeidirektion zum Leuchten bringen. Polizeigewahrsam, Notrufzentrale und Tatortarbeit sollen nicht nur erklärt, sondern auch gezeigt werden:
Sherlock-Tour für Kinder (halbstündlich):
Kindern wird gezeigt, wie Spuren gesichert werden, also Fingerabdrücke an einem Tatort entdeckt oder Schuhabdrücke aus Gips hergestellt werden.
Tatort-Tour (halbstündlich):
Wer für die Sherlock-Tour schon zu groß ist, bekommt hier die Möglichkeit, die Tatortarbeit der Profis kennenzulernen. „Wir entführen Sie an einen ‚echten‘ Ort des Verbrechens und erklären anhand plastischer Beispiele, wie Tatortarbeit funktioniert“, heißt es in der Ankündigung. Wo normalerweise das Absperrband „Polizei“ den Zutritt verwehre, fange die Tour erst an.
Notruf-Tour (halbstündlich):
Wo gehen Notrufe ein und was passiert danach? Wie koordinieren die Beamten am Telefon den Einsatz? Präsentiert werden sollen Zahlen und Fakten – aber anschaulich visualisiert, mit Liveschalte ins Lagezentrum. Erklärt werden soll der Ablauf der Einsatzbewältigung von der Notrufannahme über den Kräfteeinsatz bis zur Abschlussdokumentation.
Gewahrsam-Tour (stündlich):
„Unsere jungen Kollegen des Zentralen Einsatzdienstes werden einen Fall für Sie nachstellen und dabei alle Maßnahmen erklären. Wie funktioniert die Schleuse, welcher Papierkram ist nötig, was passiert, wenn sich die Person weigert“, heißt es in der Ankündigung.
Unterdessen formiert sich zur Party auch Gegenprotest. Zur gleichen Zeit haben etwa rund hundert Linksautonome am nahen Hasselbachplatz eine Gegendemo angemeldet. Zudem mobilisiert eine Gruppe namens „Bad Kids Magdeburg“ (Böse Kinder Magdeburgs) zu einer Gegendemonstration unter dem Motto „Wir feiern lieber ohne Cops“.
Die Akteure beschreiben sich als „junge Leute verschiedener Subkulturen, die regelmäßig als ,polizeiliches Gegenüber‘ die Schattenseiten der gerne zu Freund und Helfer verklärten Polizei spüren“. „Wir können diese negative Haltung in den Diskussionen im Hinblick auf diese neue Form der Nachwuchsgewinnung nicht nachvollziehen. Irgendwann benötigt vielleicht jeder die Hilfe der Polizei“, sagte Polizeisprecher Marc Becher. Man freue sich auf jeden Besuch und habe den Gegenprotest auf dem Schirm.
Unterstützt wird die Polizei vom Verein „Kulturanker“, der ehrenamtlich das Hoffest bei kostenlosem Eintritt organisiert. Dafür weht dem Verein heftiger Wind entgegen. „Protest ist in Ordnung. Wir hoffen, dass dieser friedlich geäußert wird“, sagte Vereinschef Karsten Steinmetz.
Die Entscheidung für die Veranstaltung in der Polizeidirektion sei mehrheitlich getroffen worden, betonte er. Auf Facebook veröffentlichte der Verein Kulturanker eine Stellungnahme. Demnach habe man vor ein paar Wochen die Anfrage von der Polizei erhalten, ob man im Polizeirevier am Hassel eine Party machen wolle, bevor renoviert werde? „Wir antworteten: Ja. Denn wir wünschen uns eine Veränderung in dieser Stadt. Ein Aufeinanderzugehen mit allem, was dazu gehört. Dialog. Zusammenarbeit. Kritik.“