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Kunstfestival Alle Mann an Bord!

Auf zwei Schiffen steigt in Magdeburg 2017 das Festival "Opus Aquanett".

Von Christina Bendigs 10.05.2017, 01:01

Magdeburg l Der Kulturanker-Verein steht in den Startlöchern für sein neues Sommerprojekt „Opus Aquanett“. 50 Künstler mit 120 Werken werden dabei sein. Die Ausstellung wird in zwei Booten gezeigt, die im Wissenschaftshafen ankern werden.

Schon vor einer ganzen Weile hatte Künstler Robin Zöffzig gesagt, dass er für Kunstprojekte in Magdeburg immer zu haben sei. Nun macht er ernst und kuratiert gemeinsam mit Christian Gracza die neue Ausstellung des Kulturanker-Vereines. Vom 10.  Juni bis zum 8. Juli 2017 findet das Kunstfestival unter dem Motto „Opus Aquanett“ im Wissenschaftshafen statt. Geplant sind neben der Ausstellung auch Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen und anderes mehr.

Dass er für eine Ausstellung in dieser Dimension die Kuration übernimmt, sei für ihn neu, berichtet Zöffzig. „Das Besondere ist eigentlich, dass ich so viele Künstler unter einem Dach vereinen kann“, sagt er. Mit vielen hat der Maler, der aus Magdeburg stammt und in Leipzig lebt, selbst schon einmal zusammengearbeitet, „und die hole ich jetzt mit an Bord“.

Leute für die nichtkommerzielle Ausstellung zu gewinnen, sei gar nicht so einfach. Viele Künstler stünden bei Galerien unter Vertrag – für bestimmte Werke müssen sie zunächst die Genehmigung einholen, ehe sie sie anderweitig zeigen können. Oder sie müssen extra für Opus Aquanett ein Werk schaffen. Umso mehr freut sich Zöffzig, dass er viele seiner Künstlerkollegen überzeugen und gemeinsam mit Christian Gracza eine interessante Ausstellung rund um das Thema Wasser im weitesten Sinn zusammenstellen konnte.

Zöffzig ist für den Malereipart zuständig. Christian Gracza kümmerte sich um Werke aus dem Bereich Medienkunst, Objekt und Skulptur. Beide Bereiche werden jeweils einen Anteil von etwa 50 Prozent an der Gesamtausstellung haben. Und für die hat Robin Zöffzig kürzlich schon Ideen gesammelt, als er mit Mitgliedern des Kulturankers ein Boot besichtigte, das denen für die Ausstellung entspricht. Hängende Leuchten und Spots an den Decken, beleuchtete Stege aus Plexiglas würde sich Zöffzig wünschen. Und Bauleiter Terry Walther nickte zustimmend.

Mit dabei sind vor allem Künstler aus Deutschland und der Region, aber auch internationale Kunstschaffende aus Italien, Großbritannien, Ungarn, Polen, den USA, Tschechien, Slowakei und China stellen ihre Werke zur Verfügung. Insgesamt werden etwa 120 Bilder, Objekte und Installationen zu sehen sein – darunter das Ölgemälde „Am See“ von Mathias Antonio Hermann, die Soundinstallation „Treidel“ von Marek Brandt oder Stills aus dem Video „Bluten Tag“ von Tamás Komoróczky.

Weitere vertretene Künstler sind Maler Rainer Bogunski aus Magdeburg, Justina Koeke, die sich der Kirchenkunst widmet, Sandro Porcu aus Italien mit der kleinsten ausgestellten Installation, einer denkenden Ameise als Adaption der Auguste-Rodin-Skulptur „Der Denker“. Zöffzig ist davon fasziniert, hat selbst schon Werke adaptiert, unter anderem für das Magdeburg-Bild für die Leipziger Buchmesse. „Bilder, die vor 300 Jahren gemalt wurden, sind heute wieder aktuell“, begründet er.

Über weitere Bedeutungsebenen der gezeigten Werke, die über das vordergründige Thema Wasser hinausgehen, soll auch die Lage der Welt tangiert und damit ein Impuls zum Nachdenken gegeben werden. Denn Wasser ist Wandel, und auch die Welt steht in einem stetigen Wandel, den die Künstler in ihrer ganz eigenen Sprache dokumentieren.

Das Thema soll sich auch im Programm widerspiegeln, das im Gegensatz zu der Ausstellung in Booten auf dem festen Boden des Charles-de-Gaulle-Platzes im Wissenschaftshafen aufgeboten wird. Die Ausstellung ist an den fünf Wochenenden zwischen 10.  Juni und 9. Juli freitags von 16 bis etwa 21 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags können die Kunstwerke von 12  bis 21 Uhr besichtigt werden. Und wer gerade nicht an Bord des Opus Aquanett ist, der kann sich beim kulturellen Rahmenprogramm unterhalten lassen.

Die Eröffnungsperformance gestalten wie auch schon in den Vorjahren Franka Schumacher, Katha Schaare und Herbert Beesten. Sie zeigen dazu am 10.  Juni ab 16 Uhr die Performance „Anker … platz!“. Der Anker wird dabei zum Synonym für die Sehnsucht nach Halt, Heimat, Vaterland, Zuhause, Muttersprache. Oder ist er doch nur ein Symbol für die Reise über die Weltmeere? Die Performance ist eine Mischung aus vorbereiteten Elementen und wird – auch mit dem Dazutun der Zuschauer – zum Teil spontan entwickelt. Danach ankert vom Opernsänger bis zur Rockband reichlich Kultur am Hafenbecken.

Beim Familientag am Sonntag, 11. Juni, kommen Groß und Klein auf ihre Kosten: Neben der Ausstellung und dem regulären Veranstaltungsprogramm wird es viele Spiele und ein Karussell für die Kinder geben.

Die beiden Mitglieder des „Kakadu(o)“ Katharina Schaare und Karsten Steinmetz erzählen am gleichen Tag Geschichten von ihren Reisen um die Welt. Es geht um niedliche Pandas und Meerestiere, um Spione, Terroristen und Touristen, Wissenschaftler, die die Wahrheit kennen oder zumindest glauben, sie zu kennen. Die beiden erzählen Geschichten vom Meer, der See, von Konflikten und Kompromissen und spinnen dabei Seemannsgarn.

Unter dem Motto „Wir finden Aqua nett“ gastiert das Ensemble „Tapetenwechsel“ dann am 16. Juni beim Festival – natürlich mit Improtheater ganz im Zeichen des Wassers, ob nun in Form von Regen oder als H und O des Lebens und bauen gemeinsam mit den Zuschauern Szenen rund ums Thema.

Moderne Pantomime wird es am gleichen Tag von Elias Elastisch geben. In seinem Solo-Programm „Laute Stille“ verbindet Elias Elastisch auf einzigartige Weise Stummfilm mit Actionfilm, Tanztheater mit Schauspiel und Clown-Elemente mit Comic-Superhelden.

Die Nur-Film-Group entführt das Publikum am 17.  Juni filmisch in die weite Welt. Die Gruppe international arbeitender Filmemacher und deren Studierender versucht, den Menschen näherzubringen, was sie verbindet.

Musikalisch wird es unter anderem mit der Gruppe „Nord“ aus Göttingen. Harte Drums, schreiende Gitarrenriffs und eine einzigartige Stimme, die düsteren Texte komplettieren einen Nord-Song zur vertonten Horrorgeschichte.

Viele weitere Akteure werden auf der Bühne stehen und für Unterhaltung sorgen. So hoffen die Veranstalter des Kulturanker nach ihren Kunstkabinetten der vergangenen Jahre wieder auf einen Erfolg und viel Publikum in den Ausstellungen und vor den Bühnen im Wissenschaftshafen.