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Freizeit und Wissen Warum ein Magdeburger Museum jetzt Molche und Mäuse hält

Ein neu gestalteter Bereich des Museums für Naturkunde bietet mit dem Natureum tiefe Einblicke in die Natur aus Magdeburg und Umgebung.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 26.04.2024, 08:41
Geologieexperte Michael Buchwitz (l.) und Museumsleiter Marcus Pribbernow nehmen ein Terrarium im Natureum in Augenschein.
Geologieexperte Michael Buchwitz (l.) und Museumsleiter Marcus Pribbernow nehmen ein Terrarium im Natureum in Augenschein. Foto: Martin Rieß

Magdeburg - Um eine Attraktion reicher ist das Museum für Naturkunde, das gemeinsam mit dem Kulturhistorischen Museum seinen Sitz in der Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73 hat. In Betrieb gegangen ist das Natureum. Ein bislang kaum genutzter Innenhof des Gebäudekomplexes widmet sich jetzt der heimischen Natur. Wer kann das nutzen? Und was gibt es hier zu sehen?

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Zwergmäuse schauen aus ihrem Haus.
Zwergmäuse schauen aus ihrem Haus.
Foto: Martin Rieß

Gezeigt werden Pflanzen in Minihabitaten, geologische Objekte, die aufgrund ihrer Ausmaße und ihres Gewichts in den Museumsräumen nicht ausgestellt werden konnten, vor allem werden hier aber auch lebende Tiere aus der heimischen Natur gezeigt: Teichmolche und Rotbauchunken, Sumpfschildkröten, Zwergmäuse und Karauschen, perspektivisch auch Zwergtaucher und weitere Vögel beispielsweise. Damit wird das Naturkundemuseum zum wohl kleinsten Zoo des Landes, der auch die entsprechenden Anforderungen an die Haltung der Tiere einzuhalten hat.

Mit dem Amerikanischen Flusskrebs wird eine invasive Art gezeigt.
Mit dem Amerikanischen Flusskrebs wird eine invasive Art gezeigt.
Foto: Martin Rieß

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Museumsleiter Marcus Pribbernow erläutert: „Mit diesem Angebot wollen wir vor allem Schulklassen und Jugendgruppen eine andere Form des Lernens ermöglichen.“ Es wird möglich sein, Tiere zu beobachten, lebende Wasserflöhe zu mikroskopieren, in einem nachgestellten Ausgrabungsfeld nach Fossilien zu suchen und diese zu bestimmen.

Auge in Auge mit der Karausche.
Auge in Auge mit der Karausche.
Foto: Martin Rieß

Und zur besonderen Freude von Michael Buchwitz, dem Fachmann für Geologie im Haus, können hier nun endlich wieder Steine gezeigt werden, die Erdgeschichte erzählen: Unter anderem sind an Findlingen die Schleifspuren zu erkennen, die entstanden, als das Gletschereis die Brocken über den Boden schob. Und auch der Gletschertopf, der zuletzt nur noch sporadisch gezeigt werden konnte, hat einen angemessenen Ort gefunden. Er zeugt von der mächtigen Kraft des Wassers am Grund eines Gletschers, wie es sie in den vergangenen Eiszeiten auch in Nord- und Mitteldeutschland gab.

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An einem nachgebildeten Mammutskelett, das der Zoo abgegeben hat, kann das Suchen und Bestimmen von Fossilien erlebbar gemacht werden.
An einem nachgebildeten Mammutskelett, das der Zoo abgegeben hat, kann das Suchen und Bestimmen von Fossilien erlebbar gemacht werden.
Foto: Martin Rieß

Dabei, so Marcus Pribbernow, wird das Natureum nicht allein den Schulklassen und Jugendgruppen vorbehalten bleiben. Zu Aktionstagen wird es auch für die anderen Museumsbesucher geöffnet. Insbesondere in den Abendstunden im Sommer, wenn einige der Tiere erst richtig aktiv werden, dürfte das von Interesse sein. Andreas Seidel ist von Hause aus Tierpräparator, hat aber nun auch die Verantwortung für den Tierbestand inne. Er sagt: „Ich würde mich freuen, wenn es uns gelingt, mit dem Natureum einer neuen Fachgruppe für Amphibien und Reptilien eine Heimat zu bieten.“ Bislang verfügt das Museum über entsprechende Gruppen aus anderen Bereichen.

Geologische Objekte zeigen die Klimaveränderung vor mehreren Millionen Jahren: Im Stein sind die Spuren eines Starkregens zurückgeblieben. Dieser Regen muss zu jener Zeit eine große Ausnahme gewesen sein, große Trockenheit muss in der heutigen Börde geherrscht haben. Andernfalls wären die Spuren des Regens nicht versteinert, sondern wieder verwischt worden.
Geologische Objekte zeigen die Klimaveränderung vor mehreren Millionen Jahren: Im Stein sind die Spuren eines Starkregens zurückgeblieben. Dieser Regen muss zu jener Zeit eine große Ausnahme gewesen sein, große Trockenheit muss in der heutigen Börde geherrscht haben. Andernfalls wären die Spuren des Regens nicht versteinert, sondern wieder verwischt worden.
Foto: Martin Rieß

Ermöglicht wurde die bereits im Jahr 2015 angedachte Umnutzung des Innenhofs nicht zuletzt durch Fördermittel von Bund und Land. Investiert wurden in das Gesamtprojekt rund 120.000 Euro.