Wiederbebauung RAW-Gelände soll bebaut werden
Um die Zukunft einer der größten Industriebrachen Magdeburgs kommt Bewegung. Ein Planverfahren soll beginnen.
Magdeburg l Auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) könnte in naher Zukunft wieder Leben einziehen. Die Stadtverwaltung will im Zuge eines Verfahrens untersuchen, ob und in welchem Ausmaß Wohnbebauung auf dem 26 Hektar großen Gelände möglich ist.
Das frühere RAW-Gelände befindet sich in Privatbesitz. „Um die städtebauliche Entwicklung des Stadtteils Salbke voranzutreiben, sieht vor allem die Stadt einen Planbedarf für diese Industriebrache“, sagt Stadtsprecher Michael Reif. Auch die Firma, die Grundstückseigentümer ist, habe ein Interesse an der Entwicklung des Geländes als Wohnstandort mit sogenannter Gewerbedurchmischung bekundet, heißt es aus dem Rathaus. „Das ist ein Ergebnis von Gesprächen zwischen deren Geschäftsführung und der Stadtverwaltung“, so Reif. Neben der Nutzung der unter Denkmalschutz stehenden alten Industrie-Gebäude könnten so auf dem Areal auch Neubauten entstehen.
Das RAW-Gelände war in den vergangenen zwei Jahren mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Lange gab es für die Brache etwa Solarparkpläne. Den Park wollte eine Beteiligungsgesellschaft aus Görlitz zusammen mit einem Berliner Investor errichten. Diese Pläne wurden 2014 schließlich auf Eis gelegt. Als Grund nannte der Investor die sinkenden Einspeisevergütungen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Eine Refinanzierung der zehn bis zwölf Millionen teuren Anlage (2,2 Megawatt) sei so nicht mehr gewährleistet gewesen. Das Planziel „Ausweisung eines Sondergebietes für Photovoltaik“ wird vom Vorhabenträger nicht weiter verfolgt, heißt es aus dem Baudezernat Magdeburg. Am gestrigen Mittwoch war der Sprecher der Beteiligungsgesellschaft bis Redaktionsschluss für die Volksstimme nicht erreichbar.
Grund dürfte aber auch gewesen sein, dass das Verwaltungsgericht einen Abriss der denkmalgeschützten Gründerzeithallen untersagt hatte. Zuvor war ein ebenfalls denkmalgeschütztes altes Verwaltungsgebäude in der Nähe der alten Werkhallen abgebrannt. Spürhunde der Kriminalpolizei hatten damals an mehreren Stellen Brandbeschleuniger gefunden. Die Täter wurden nicht gefasst. Seit Jahren gibt es auch Probleme, das Gelände ausreichend zu sichern. Eingestürzte Dächer, offene Schächte und ein vom Schornstein abgestürzter Kletterer gehörten zu den Meldungen rund um das RAW. Wiederholt wurden auch Tore mutwillig geöffnet. Zuletzt hatten sich mehrere Magdeburger mit einer Unterschriftenpetition für den Erhalt des Industriedenkmals eingesetzt – und fanden mit ihrer Aktion Hunderte Unterstützer.
Genau diesem Ziel, dem Erhalt des Industriedenkmals, könnte man nun einen Schritt näherkommen. Bei der B-Plan-Aufstellung sollen die Baudenkmale integriert werden. In einem Vorschlag, der Mitte Juni im Stadtrat zur Abstimmung gestellt wird, werden folgende Planungsziele für das RAW formuliert: „Der Flächennutzungsplan weist die Fläche als gemischte Baufläche, Gewerbefläche und Grünfläche mit der Zweckbestimmung Kleingärten aus.“ Sollte eine Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen werden, soll auch die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt werden, heißt es in der Drucksache weiter.