Preußenabend Tafeln wie Friedrich der Große
Im Dörpschen Krug tafelten die Gäste am Sonnabend wieder wie die Preußen. Dazu gab es aber wieder viel Wissenswertes aus der Zeit.
Gladigau l Zum 7. Preußenabend luden der Altmärkscher Heimatbund (AHB) und die Gaststätte „Dörpscher Krug“ von Joachim und Marita Roloff zum Sonnabend ein. Über 40 Gäste, vor allem Freunde des Altmärkischen Heimatbundes, des örtlichen Dorftheaters und Teilnehmer der AHB-Exkursionen folgten der Einladung. „Immer waren unsere Preußenabende ausverkauft“, freute sich der Gladigauer Pfarrer Norbert Lazay, Vorsitzender des Altmärkischen Heimatbundes.
„Diese Abende, die wir zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – durchführen, wurden übrigens von der Wettbewerbsjury ,Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft‘ im vergangenen Jahr mit in die Waagschale gelegt und gaben uns Punkte“, bemerkte Lazay. Solche Erinnerungen an eines der deutschen Kernländer seien auch aus seiner Sicht notwendig, um Preußen in das richtige Licht zu rücken. Manche Zeitgenossen würden noch immer Preußen und die Nazis in einen Topf werfen, wie er selbst aus eigenem Erleben zu erzählen wusste.
Thema des Abends war dieses Mal Preußenkönig Friedrich II., genannt der Große und später volkstümlich der „Alte Fritz“. Anlass war dessen 230. Todestag in diesem Jahr. Lazay hatte eine Reihe von Büchern über Friedrich, zum Beispiel dessen Lebensweg, seine Schlachten, der König im Film, seine Einführung der Kartoffel in Preußen, seine Vorliebe für das Flötenspiel und einige Devotionalien ausgestellt.
Zu sehen war auch ein Kinderbuch „Friedrich der Große und die Hohenzollern“ für Kinder ab 8 Jahre aus neuerer Zeit, womit man die Kinder schon früh an die preußische Geschichte heranführen will. Im Zusammenhang mit Friedrich dem Großen gebe es 15 000 Bücher weltweit wusste Lazay, selbst ein bekennender Liebhaber der preußischen Geschichte. Auch zwei Kochbücher aus der Zeit gehörten zu den Ausstellungsstücken des Abends. Aus gutem Grund.
Lazay rückte einmal mehr die Essgewohnheiten an der königlichen Tafel in den Mittelpunkt der Zusammenkunft. Dazu servierten die Wirtsleute, unterstützt von fleißigen Helferinnen, ein Sechs-Gänge-Menü, Gerichte aus dem Rezeptbuch um 1750 des 2. Hofküchenmeisters. Natürlich war es, der Mode jener Zeit geschuldet, ein Franzose – Honoré Langustier.
Zuerst wurde eine legierte Selleriesuppe mit gebackenem Gemüsestroh gereicht, danach mariniertes Rindfleisch mit Rote-Bete-Salat, frischem Meerettich und Schwarzbrot, gefolgt von Sahnerührei mit Toast und Sardellen. Des weiteren gab es Rinder-Sauerbraten mit Lebkuchen, Speckwirsing und Brotknödel sowie gratinierten Rehrücken mit Waldpilzen, Kirsch-Zimt-Sauce und Rosenkohlpürree. Den Abschluss bildete ein Dessert: Preußisches Marzipan, Grießflamerie mit Kirschragout.
Es war auffällig, dass als Beilage zu allen Gerichten Kartoffeln an der königlichen Tafel fehlten. „Vermutlich“, so Lazay, „wurden damit vor allem die Soldaten im Siebenjährigen Krieg verpflegt.“ Er hatte übrigens zwischen den Gängen immer wieder Interessantes im Bezug zu dem „Alten Fritz“, dabei manche Anekdote, in seiner bekannt lockeren Art zu erzählen, so dass der Abend recht kurzweilig wurde.
Vier Bilder waren ausgestellt, zwei davon von Adolf Menzel gemalt: die Tafelrunde Friedrichs und dessen Flötenkonzert, dem er gehuldigt hatte. Außerdem waren Friedrich auf einem Schimmel und ein Porträt zu sehen. Menzel hatte sich schon als junger Maler durch seine Kunst die Gunst des Königs erworben. 400 Illustrationen von Menzel findet man im Buch „Friedrich der Große“ von Franz Kugler. Eine besondere Rarität dürfte ein Bildband aus dem Jahr 1890, betitelt „Der alte Fritz“, mit 50 Illustrationen sein.
Vor allem in den zehn Friedensjahren von 1746 bis 1756, als Friedrich die Waffen ruhen ließ, konnte er seinen Mußen frönen. Der Plan von Sanssouci, beispielsweise, einem eleganten bequemen Landhaus auf einem Hügel bei Potsdam von durchaus ganz bescheidenen Ansprüchen, war teilweise von Friedrich selbst entworfen worden. Es ist nur Teil seines umfassenden Bestrebens, das nun mit zurückgekehrtem Frieden wieder bei ihm hervortritt: Das Bestreben sein eigenes häusliches Dasein zu verbessern, während er an vielen Neuerungen zum Fortschritt des Landes arbeitete. Wozu eine Justizreform ebenso zählte wie die Förderung jeglicher Gewerbetätigkeit.