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Krankenhaus Abschied von einer ärztlichen Institution

Das reiche Arbeitsleben des ärztlichen Leiters des Calbenser Krankenhauses Dr. Karl-Heinz Ulrich wurde gewürdigt.

Von Andreas Pinkert 27.09.2015, 20:00

Calbe l Rings um das Acamed Resort Neugattersleben sind alle Parkplätze belegt. Im Inneren erwartet die zahlreichen Gäste ein festlich ausgestalteter Saal. Dieser Abschied, zu dem er einlädt, ist der Herzenswunsch des einstigen Chefarztes und ärztlichen Leiters. Es soll eine festliche Veranstaltung werden zwischen vielen Tränen, rührendem Lachen, aber auch ungläubigem Kopfschütteln.

Nach dem schwungvollen Auftritt des Gospelchors vom Friedrich-Schiller-Gymnasium war es an Sigrid Waurich, die ersten Worte über „unseren Chef“ zu finden. „In Calbe sagt man nicht, man geht ins Krankenhaus sondern man geht zu Dr. Ulrich“, sagt die Geriatrie- Chefärztin und erntet kollektives Kopfnicken in der Runde. 20 Jahre lang hat sie mit dem heute 63-Jährigen zusammengearbeitet, der das Krankenhaus verkörperte wie kein anderer. Sie habe mit ihm die Entwicklung des kleinen Krankenhauses auf einem bewegenden Abschnitt begleitet. Dieser sei von einem stetigen Wechsel geprägt gewesen. Von der Zusammenlegung des Standortes in der Salzer Straße mit dem Komplex in der Hospitalstraße, mit dem Aufbau der Intensivstation, der Abteilungen Innere 1 und 2 oder der neuen Röntgentechnik.

Krankenhaus-Verwaltungschefin Gabriele Lange fällt es ebenfalls sichtlich schwer, ihren Dank in Worte zu fassen. Sie sprach mit Hochachtung von der Ordnung und Disziplin, die Ulbricht von allen Mitarbeitern einforderte. Auch Ex-Landesminister Karl-Heinz Daehre lässt sich wohlwollende Worte nicht nehmen. Über viele Jahre hatte der Christdemokrat stets ein besonderes Verhältnis zum Haus gepflegt und überbrachte in der Weihnachtszeit oft einen Präsentkorb für alle Mitarbeiter. Obwohl kurz nach der Wende die Zeichen für das Calbenser Krankenhaus alles andere als rosig aussahen, habe Ulrich schon damals erkannt, dass ein weiteres Bestehen nur „in einer Nische“ funktionieren könne, erinnert Daehre. Die frühzeitige Spezialisierung auf die Geriatrie sei der richtige Weg gewesen. Und in Anspielung auf eine ehemals tschechoslowakische Krankenhausserie im DDR-Fernsehen sagt Daehre: „So gibt es in Calbe heute noch 'Das Krankenhaus am Rande der Stadt'“. Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, lobt: „Durch den Zusammenhalt aller Kollegen hat er ein Krankenhaus etabliert, wie es selten in Sachsen-Anhalt zu finden ist.“ Peter Klas, Leiter des Fachbereichs Krankenhaus bei der AOK Sachsen-Anhalt: „Trotz harter Verhandlungen schätze ich seine sachliche und angenehme Art.“ Freund und Ehrenratsvorsitzender Georg Hamm: „Sein löwenmutiger Kampf, sein beispielloser Einsatz hat uns allen ein Stück 'Zuhause' erhalten, unser Stadtkrankenhaus.“ Calbes Bürgermeister Sven Hause wünscht Ulrich nach seinem reichen Arbeitsleben Erfüllung im Privatleben mit seiner großen Familie. Ein großer Wehrmutstropfen begleitet die Feier allerdings, da Ulrich planmäßig erst zum 1. Oktober aus dem Dienst scheiden sollte. Schon Ende August sei er auf Anraten seines Nachfolgers von der Arbeiterwohlfahrt-Landesgeschäftsführung nach 24 Jahren als ärztlicher Leiter vom Dienst entbunden worden. „Eine Enttäuschung, die ich erst verarbeiten muss“, gibt Ulrich zu. Eine offizielle Verabschiedung im Krankenhaus sei auf Nachfrage bei der Awo nicht geplant.