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Parfüm Ein Duft der Marke Sven P.

Sven Pritzkoleit aus Barby ist auf dem bestem Weg, ein professioneller Parfumeur zu werden. Ein Buch hat er außerdem geschrieben

Von Thomas Linßner 11.12.2016, 11:00

Barby l Düfte betören und fesseln uns. Wir verknüpfen damit Schönes oder Schreckliches, Situationen oder Gefühle. Auch Personen, die gut oder unangenehm riechen. Der Duft ist für die Nase wie die Musik für die Ohren: Es gibt wundervolle Tonfolgen und schräge. Was vom einzelnen Menschen unterschiedlich empfunden wird.

„Da Geruch und Geschmack als Sinneswahrnehmung eng miteinander verknüpft sind, sind diese Erinnerungen oft mit Speisen verbunden, die wir als Kinder mochten oder ablehnten“, schreibt der 46-Jährige in seinem Buch „Duftspuren“. Seine Oma Marie Jäger kochte - in Anlehnung an ihre Herkunft - böhmische Küche. Sie baute Mangold im Garten an oder verdünnte selbst gemachten Himbeermelissensirup mit Mineralwasser.

Es waren auch Umgebungsgerüche, die den Jungen ansprachen und bis heute im Gedächtnis haften: Zum Beispiel der Kachelofen-Duft oder Opas Rasierzeug, der Kernseife benutzte. Und nicht zuletzt der Apothekengeruch, über der Sven Pritzkoleit wohnte und in der er später einmal arbeiten würde: Die Teekammer verströmte Kamille-, Fenchel-, Schafgarbe- oder Pfefferminzdüfte.

Riecht eine Region, eine Stadt, ein Ort? „Ja, sicher“, sagt er. „In Barby ist es ganz klar die Elbe mit all ihren Facetten.“ Die freilich im Sommer intensiver sind, wenn es warm ist. Früher, als er noch regelmäßig mit dem Linienbus nach Schönebeck fuhr, waren es auch „nicht desodorierte Menschen.“ Es habe aber auch viele freundlichere Gerüche, die oftmals unverfälschter, als in unserer heutigen desodorierten Zeit waren, gegeben.

Ausgerechnet beim Grundwehrdienst in der NVA bekam Sven Pritzkoleit 1988 einen weiteren Impuls, der seine bis dahin eher unterschwellige Anfälligkeit für Gerüche beinahe schicksalshaft beeinflusste: Es war der düster-groteske Roman von Patrick Süskind „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“. „Ich habe ihn völlig berauscht in einem Zuge durchgelesen und dann immer wieder von vorne begonnen“, erinnert er sich.

Der Roman erzählt das Leben von Jean-Baptiste Grenouille, der mit einem phänomenalen Geruchssinn auf die Welt kommt. In seiner Kindheit und Jugend ist er als Waise vielen Demütigungen ausgesetzt. Er wird zum Mörder, als er seine Vision, „der größte Parfumeur aller Zeiten“ zu werden, in die Tat umsetzt. Sein krönendes Parfum verschafft ihm scheinbar unbegrenzte Macht, am Ende scheitert er jedoch. „Der Held des Romans siegt am Ende doch, weil er, obwohl er am Ende stirbt, von uns Lesern genau das bekommt, was er sich so sehnlich wünscht: Liebe“, schreibt Pritzkoleit in seinem Buch.

Wieder hatte das Schicksal die Hand im Spiel, dass sich Sven Pritzkoleit mit ganzer Hingabe und nun aus Profession mit Parfums beschäftigten sollte. Die Apotheke, in der er arbeitete, musste schließen.

Dort entwickelte er erste eigene Kreationen. Wohl wissend, dass sich die einzelnen Bestandteile eines Parfums unterschiedlich schnell verflüchtigen, was man als Duftablauf bezeichnet. Dieser Ablauf wird in Duftnoten untergliedert, die meist fließend ineinander übergehen. Man unterscheidet zwischen Kopfnote, Herznote und Basisnote. „Parfums enthalten meist alle drei Noten. Ausnahmen bilden häufig Eau de Colognes und Splash Colognes“, erklärt er das Einmaleins eines Parfumeurs. Verkürzt heißt das: Die Kopfnote ist in den ersten Minuten wahrnehmbar. Sie ist verantwortlich für den „ersten Eindruck“. Die Herznote nimmt man noch wahr, wenn sich die Kopfnote schon verflüchtigt hat. Sie ist für den eigentlichen Duftcharakter verantwortlich und wirkt über mehrere Stunden. Und schließlich ist es die Basisnote, die als Letztes wahrnehmbar ist. Sie enthält lang haftende, schwere Duftstoffe, die eine Woche haften können.

Aber warum riecht dasselbe Parfüm bei Dame eins anders als bei Dame zwei? „Das liegt an den ganz individuellen Eigenschaften der Haut. Entscheidend sind Körperchemie, der pH-Wert, Essgewohnheiten und auch das Alter“, erklärt der Parfumeur aus Barby.

Der Barbyer stellt sich heute individuellen Aufträgen. So wollte ein Kunde ein Parfum haben, das Leidenschaft, Melancholie und Freude vereinigte. Um herauszufinden, mit welchem Duft der jeweilige Mensch Leidenschaft assoziiert, muss der Parfumeur auch Psychologe sein. Oder vielleicht auch Philanthrop?

Mittlerweile heimst Pritzkoleit die ersten Anerkennungen seiner SP-Kreationen bei Duftkritikern ein. In den vergangenen zehn Jahren entstanden mehr als 200 Formeln. „Meine Lieblinge stelle ich in der Essential Collection vor“, sagt der 46-Jährige.

Jeweils drei mal eine Probe davon sowie das Buch „Duftspuren“ können Sie, liebe Leser, gewinnen. Rufen sie heute ab 9 Uhr (0177) 233 73 67 an. Die ersten drei Anrufer haben Glück.

www.sp-parfums.de/sven-p/