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Mozart-Konzert Gottes Lamm neu vertont

Für die Aufführung der Mozart-Messe in Stendal wurde ein Teil des Werks neu komponiert. Der Domchor probte unter Aufsicht.

Von Nora Knappe 24.09.2015, 01:01

Stendal l Die Chorprobe am Dienstagabend war für den Domchor besonders spannend. Schließlich wurden die Sängerinnen und Sänger belauscht, während sie an der C-Moll-Messe von Mozart arbeiteten. Am kommenden Sonntag wird sie um 17 Uhr im Stendaler Dom aufgeführt. Der stille Beobachter war Thomas Cornelius, und dass er am Rande saß und sich Notizen macht, geschah natürlich nicht ohne Grund: Schließlich hat er einen wesentlichen Teil der Messe, die Mozart unvollendet gelassen hat, neu komponiert: das „Agnus Dei“ (Lamm Gottes). Am Sonntag wird der 20-minütige Teil in Stendal im Rahmen des Konzerts uraufgeführt.

Eigentlich ist das „Agnus Dei“ mit der Friedensbitte „Dona nobis pacem“ fester Bestandteil einer Messe. „Wieso Mozart es nicht geschrieben hat, weiß man nicht“, sagt Domkantor Johannes Schymalla. Die C-Moll-Messe war kein Auftragswerk, vielleicht hat Mozart einfach die Lust verloren. Dennoch ist sie in seinem Schaffen von besonderer Bedeutung: „Sie ist gewichtiger als seine Messen zuvor. Wäre Mozart diesem Weg gefolgt, wäre große Kirchenmusik entstanden.“

Was Mozart versäumt oder einfach sein gelassen hat, hat Thomas Cornelius nun also auf Wunsch von Stendals Domkantor nachgeholt. Der 29-jährige studierte Kirchenmusiker und Komponist aus Hamburg hat dabei weder Mozart kopiert noch eine total moderne Version entworfen. „Es ist wie mit dem Bau des Domstifts hier: der moderne Anbau ergänzt das historische Gebäude, ohne es zu stören. So habe ich es mit der Komposition auch gemacht. Der normale Konzertgänger versteht mein Agnus Dei, es nimmt ihn auf emotionaler Ebene mit.“ Eingeflossen sind dabei auch persönliche Erfahrungen mit Tod und Trauer: „Man muss einen geliebten Menschen gehen lassen, und doch bleibt etwas von ihm. Das vermittelt auch diese Musik.“

Am Dienstag hörte Cornelius nun zum ersten Mal das als gesungenen Klangzusammenhang, was er auf dem Papier entworfen hat. Und am Ende der Chorprobe gab es nicht nur im „Agnus Dei“ Erlösung, sondern auch bei den Sängern und ihrem Dirigenten: „Er findet sein Werk wohlbehütet in meinen Händen, hat nur an ein paar Stellen Änderungswünsche hinsichtlich der Lautstärke“, sagt Schymalla. Auch für ihn war es eine ungewöhnliche Situation: Der, der da saß und kritisch-aufmerksam lauschte, war einst sein Schüler an der Musikhochschule Lübeck.

Für den Chor ist das Agnus Dei keine leichte Sache, wie der Domkantor erläutert: „Es sind ständige Takt- und Rhythmuswechsel, es ist dissonanzenreich, da kann man dann auch als Dirigent kaum noch helfen, das müssen die Sänger im Ohr haben.“

Karten für das Konzert am Sonntag gibt es heute 10-12 Uhr im Gemeindebüro (Am Dom 18a), heute und Freitag 10-19 Uhr unter Tel. 03931/ 71 69 12 oder an der Abendkasse.