Landwirtschaft Neuer Sauenstall mit Tücken
Die Sauen in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Iden haben nun mehr Platz. Mittwoch wurde der umgebaute Deckstall eröffnet.
Iden l Die Umstellung in Iden läuft schon seit sechs Wochen. Die Sauen in der Lehrwerkstatt Schwein stehen nach der Besamung nur noch fünf Tage im Kastenstand, um dann für zehn bis 15 Wochen in einer Gruppe von fünf bis acht Tieren zu leben. Dann geht‘s für weitere vier Wochen zur Abferkelung erneut in den Einzelstand. Danach für zwei Tage in eine neu gebaute, größere „Arena“, wo die Tiere ihre Rangkämpfe ausleben, sich aber auch halbwegs aus dem Weg gehen können. Und schließlich wieder für fünf Tage in den Besamungsstand, wo der Kreislauf von vorn beginnt.
„Es ist das erklärte Ziel, sowohl politisch, als auch gesellschaftlich, Sauen nicht mehr im Kastenstand zu halten“, sagte Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert, diesbezüglich müssten gerade Ausbildungsstandorte wie Iden eine Vorreiterrolle einnehmen. So viel Gruppenhaltung wie möglich, so viel Kastenhaltung wie nötig, sei die Devise. Und wenn Kastenhaltung, dann nur nach geltendem Gesetz. Da sei das so genannte „Magdeburger Urteil“ bindend. „Da hat ein oberstes Gericht entschieden.“
Auch der Idener Deckstall hat deswegen umgebaut: Links und rechts neben den einzelnen Kastenständen ist nun 60 Zentimeter Platz. Die Anzahl von 120 Sauen kann die Lehrwerkstatt trotzdem bald wieder vorhalten. „Wir konnten beim Umbau zu den Gruppenbuchten auch Gänge mit einbeziehen, sodass für uns die Tierzahl gleichbleiben kann.“
Dies ist aber wohl selten der Fall: Das Ministerium spricht davon, dass der Tierbestand in der Regel sowohl durch die Umstellung auf Gruppenhaltung als auch durch die Vergrößerung der Kastenstände um ein Drittel sinkt. Und spätestens hier setzt die Kritik der Schweinehalter an: So machte sich gestern etwa Werner Gutzmer, Vorsitzender des Schweinewirtschaftsverbandes, Luft: „Wir wollen Lösungen, durch die sich der Bestand nicht reduziert, dass man auch an unsere ökonomischen Zwänge denkt.“ Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich die meisten Schweinehalter gerade was die Ausmaße der Kastenstände betrifft an ein gültiges Handbuch gehalten haben – dass ihnen die Ställe von den Landkreisen genau so genehmigt wurden. Und jetzt müssten sie für diese Ställe Strafe zahlen, „das muss sofort aufhören“, so Gutzmer.
Die Schweinehalter fühlten sich überdies diskriminiert, da sinngemäß nur Sachsen-Anhalt das „Magdeburger Urteil“ so ernst nehme. Und dass überdies jeder Landkreis in der Genehmigung anders verfahre. Es sei ein heilloses Durcheinander. Banken würden deswegen schon keine Kredite mehr geben, wie ein Schweinehalter am Rande erwähnte.
Dass andere Länder sich nicht an geltendes Recht halten, wollte Dalbert mal so stehen lassen. Was die von vielen Schweinehaltern gewünschte Übergangsfrist bezüglich der Umsetzung des „Magdeburger Urteils“ betrifft, machte sie keine Hoffnung. „Die gibt es nicht, das Gesetz gilt und galt schon lange vorher.“ Indes versuche das Land, die Härte des Gesetzes durch so genannte Einzelfallentscheidungen abzufedern. Das Ministerium werde extra vier Mitarbeiter einstellen, die gemeinsam mit den Landkreisen die Schweinehalter in die neue Zeit begleiten – unter Berücksichtigung ihrer Lage.
Was die Skepsis von einigen Schweinehaltern bezüglich gegenseitiger Verletzungen der Tiere und vermehrtem Medikamenteneinsatz in Folge der Gruppenhaltung betrifft, antwortete Dr. Manfred Weber, der bei der Landesanstalt für die Schweinehaltung verantwortlich zeichnet: „Bisher haben wir hier keine schlechten Erfahrungen gemacht. Klar, es ist noch ein Versuch.“