Winckelmann Ein Museum zum Anfassen
Das Winckelmann-Museum Stendal wird umgebaut. Dazu gehört auch ein neues Konzept fürs Familienmuseum.
Stendal l Zwar dauert es bis zur Eröffnung des Neubaus noch etwas, doch den künftigen Namen kann man sich schon mal merken: Das bisherige Kinder- und Erlebnismuseum wird zum „Familienmuseum“. Und es ist nicht einfach nur eine Namensänderung, sondern es geht vor allem um eine räumliche und inhaltliche Neukonzipierung. Die hat der Bühnenbildner Dirk Steffen Göpfert für die Winckelmann-Gesellschaft ausgetüftelt, im Rahmen eines Pressegespräches stellte er die Idee und das Modell für den Neubau am vorigen Freitag vor.
Der Besucher – und das sollen wie gehabt nicht nur Kinder, sondern auch ihre Lehrer, Eltern und Großeltern sein – durchläuft in dem ebenerdigen langgestreckten Bau vier große Themenbereiche. Vom öffentlichen Leben in einer antiken römischen Stadt (samt Kletterwand und durchkriechbarem Vulkan) geht es zum Theater mit Schattenspiel, weiter in eine römische Villa und schließlich zum Hafen. „Es gibt viel zum Anfassen, Ausprobieren, Hören“, fasst Göpfert zusammen. Und Prof. Max Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft, ergänzt: „Das Wege- und Leitsystem wird auf Hör- und Sehbehinderte eingehen, es wird sprechende Skulpturen geben, man kann viele Dinge im wörtlichen Sinne begreifen.“
Es werde viel mehr Originale in der neuen Ausstellung geben als bisher und vor allem – damit möchte man eher die Erwachsenen ansprechen – wissenschaftliche Bezüge, die die Sicht und Erkenntnisse Winckelmanns vermitteln. „Dafür gibt es den Flur mit zahlreichen Durchblicken und Sichtachsen in die Themenräume“, so Göpfert. Trojanisches Pferd, Labyrinth und Ausgrabungsfeld werden wie bislang zum Museum gehören, wenn auch das Trojanische Pferd auf dem Außengelände ein paar Meter umziehen wird.
Für Dirk Steffen Göpfert ist der Auftrag „Familienmuseum“ in Stendal ein bisschen wie ein Nach-Hause-Kommen. Nicht nur, dass er von 1999 bis 2009 als Bühnenbildner am Theater der Altmark gearbeitet hat, viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist seine Verbindung zum Winckelmann-Museum. Göpfert nämlich war es, der das bisherige Kindermuseum gestalterisch konzipiert hat. Nun also der Neubau. „Das ist eine großartige Aufgabe, das hat man bei Bauvorhaben eher selten, dass so wie hier jetzt alles komplett neu gedacht wird.“ Für einen Bühnenbildner und Ausstattungsleiter auch eine berufliche Spielwiese: „Es sind sozusagen viele Bühnen in einem, die ich hier gestalte, darauf freue ich mich.“
Das neue Familienmuseum ist Teil der allumfassenden Neustrukturierung des Winckelmann-Museums. Für 2,3 Millionen Euro wird das Museum, das 1955 gegründet wurde und sich im Lauf der Jahrzehnte aus mehreren Gebäuden am Standort von Winckelmanns Geburtshaus in Stendal zusammengepuzzelt hat, komplett umgestaltet – vor allem endlich barrierefrei, was sich baulich wie auch in der Ausstellungsgestaltung widerspiegeln wird.
Die Baukosten übernimmt zu 90 Prozent das Land Sachsen-Anhalt, den Rest trägt die Hansestadt Stendal. Für die Neugestaltung der Ausstellungsbereiche inklusive Elektronik für Hör- und Taststationen werden zusätzlich etwas über eine Million Euro benötigt, die zum Großteil von Bund und Land getragen werden. „Die Winckelmann-Gesellschaft muss davon ein Drittel aufbringen, das ist für einen kleinen Verein mit 600 Mitgliedern eine enorme Summe“, sagt Kunze. Daher ist er umso erfreuter, dass eine Stiftung mit einer 90 000-Euro-Spende die neue Magazinausstattung und beispielsweise Graphikschränke ermöglicht.
Da die Bauarbeiten bereits laufen, sind weite Teile des Museums schon geschlossen. Die Sonderausstellung „Forum Romanum“ ist noch bis 2. April geöffnet, die Winckelmann-Dauerausstellung noch bis Ende Mai. Am 1. Juni schließt das Museum komplett – ein Jahr später, am 26. Mai 2018, soll der Neubau eröffnet werden.
Bis dahin finden in Deutschland wie auch auf internationalem Parkett verschiedene Veranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen rund um Winckelmann statt.
Weitere Informationen auf www.winckelmann-gesellschaft.com