Abriss Das „Heine“ liegt in Trümmern
Der Abriss des legendären Schierker Hotels „Heinrich Heine“ schreitet voran. In vier Wochen sind die Arbeiten abgeschlossen.
Schierke l Das Hotel „Heinrich Heine“ in Schierke liegt in Schutt und Asche. Dort wo einst Luxuskarossen vorfuhren, wo die DDR-Prominenz ihre Ferien verbrachte, wo Normalsterbliche nur mit Passierschein urlauben durften – dort liegen jetzt Betontrümmer, zerborstenes Holz, verrostete Leitungen. Fast nichts mehr auf dem 25 000 Quadratmeter großen Gelände erinnert an die frühere Nobelherberge. Lediglich der „Dachsbau“, das einst so beliebte Tanzrestaurant mit seinen Wandgemälden, ragt noch aus den Trümmern.
Ende Juni haben die Abrissarbeiten am legendären „Heine“ begonnen. An gleicher Stelle soll eine Ferienhaussiedlung mit 180 Betten entstehen. Bauherr des 13,5-Millionen-Euro-Projektes ist die Heinrich Heine Resort GmbH.
„Eigentlich wollten wir längst fertig sein“, sagt Sven Bieler. Der Planungsingenieur ist für den Abriss des Hotels zuständig. Mit Longfront-Baggern sei die Ruine in den vergangenen Wochen Etage für Etage abgetragen worden. „Wir haben bereits 700 Tonnen Holz und 10 000 Bauschutt abtransportiert“, so Bieler. Das Problem sei, dass alle Materialien getrennt voneinander abgefahren werden müssen. Holz, Beton, Metall – „es ist wie bei Aschenputtel, die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in Kröpfchen. Das dauert.“
Zudem habe man entdeckt, dass in die Wände des Gebäudes „immense Fraktionen“ von Gips eingearbeitet wurden. „Das hat uns ganze drei Wochen gekostet.“ Der Gips müsse vom restlichen Bauschutt getrennt werden. „Wir können das nicht einfach zusammen entsorgen. Sonst wird es teuer“, so der Bauexperte.
Die Arbeiten werden noch gut vier Wochen andauern. „Wir wollen das Gelände Ende Oktober an die Bauherren übergeben“, informiert Sven Bieler. Bis dahin müssen das Kellergeschoss abgerissen, die Baugrube verfüllt sowie die restlichen Schuttberge und die Baustraße beräumt werden.
Wertvolle Gegenstände oder gar Schätze seien beim Abriss des Luxushotels übrigens nicht gefunden worden, wie Sven Bieler auf Volksstimme-Nachfrage verrät. „Das Haus stand jahrelang leer. Was noch Wert hatte, haben sich die Leute schon längst rausgeholt“, so der Bauingenieur. Kleinere Funde wie Geschirr, Bestecke, Mosaikputz, Lampen und Türknäufe sollen zur Erinnerung an das früher ortsprägende Gebäude aufbewahrt werden - ebenso wie der Schriftzug „Heinrich Heine Hotel“ über dem Portal und die Granitblöcke des Eingangsbereiches.
Hintergrund: Das Hotel steht seit 1995 leer. Im Jahr 2013 ersteigerte die Stadt Wernigerode den Hotelkomplex samt umliegendem Gelände für 144 850 Euro, hauptsächlich um die touristische Entwicklung des Areals steuern zu können. Ziel war es, das Gebäude oder zumindest Teile davon zu erhalten. Mehr als 70 000 Euro - komplett vom Land bezahlt - flossen allein in die Sicherung des Daches. Doch die Reparaturen kamen Jahre zu spät. Gutachten hatten ergeben, dass das Haus nicht zu retten ist. Nässe, Hausschwamm und Schimmelpilze hatten dem mehr als 100 Jahre alten Gemäuer zugesetzt. Mehrere Decken waren bereits eingestürzt. Zuletzt droht die Ruine, in sich zusammenzufallen. Für den Abriss wurde eine Million Euro in den städtischen Haushalt eingestellt. Zwei Drittel der Kosten übernimmt das Land. Das Gelände hat die Stadt an die Investorengruppe der Heinrich Heine Resort GmbH verkauft.