Ortsentwicklung Arena rutscht in finanzielle Schieflage
Die Stadt Wernigerode erwartet Mehrkosten beim Bau und Betrieb des Eisstadions in Schierke.
Wernigerode l Eine Klatsche für die Wernigeröder Stadtverwaltung: Die Mitglieder des Finanzausschusses wollen kein weiteres Geld für die Feuerstein-Arena freigeben.
Die Dachmontage auf der Baustelle in Schierke ist in vollem Gange. In finanzieller Hinsicht zieht es der Feuerstein-Arena allerdings gerade den Boden weg. 480.000 Euro fehlen, um das Stadion pünktlich zum 15. Dezember fertig zu stellen. Zudem fallen für das Jahr 2017 insgesamt 316.200 Euro Betriebsausgaben an – das sind noch einmal Mehrkosten von 206.200 Euro. Das Geld ist da, könnte im Haushalt umgeschichtet beziehungsweise über Gewerbesteuer-Mehrerträge gedeckt werden, heißt es von der Stadtverwaltung. Dafür braucht sie aber die Zustimmung des Stadtrats.
Die Mitglieder des Finanzausschusses machten deutlich, dass sie weitere Ausgaben nicht verantworten wollen. Thomas Schatz (Linke) erinnerte an den Stadtratsbeschluss von 2014. Mit 200.000 Euro pro Jahr darf die Stadt den Betrieb der Arena bezuschussen. „Keinen Cent mehr. Das sollte auch für 2017 gelten.“ Dieses Geld reiche im ersten Betriebsjahr nicht, entgegnete Sozialdezernent Christian Fischer. „Wir müssen die Arena an den Markt bringen.“ Ausgaben für Werbung, Personal, Beratung und Energie schlagen zu Buche. „Dem stehen erst einmal so gut wie keine Einnahmen gegenüber“, so Fischer – auch wenn Erträge durch Sponsoring und Eintrittsgelder erwartet werden.
45.000 Euro soll allein das Eröffnungswochenende kosten. Anspruch der Verwaltung sei es nicht, diese „wertvolle Einrichtung still und leise zu eröffnen, sondern sie in angemessener Art und Weise bekannt zu machen“, sagte Fischer. Es sei eine „maßvolle Einführung in den Markt“ geplant – inklusive Eishockeyspiel, Lasershow und Eisrevue. Die Verwaltung habe mit der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) eine Wunschliste erarbeitet.
Angela Gorr (CDU) bereiten die vorgesehenen Kosten jedoch „extreme Bauchschmerzen“. „45.000 Euro – das ist krass, gerade angesichts der Hochwasserschäden.“ Frank Diesener (CDU) mahnte ebenso zu Sparsamkeit und Maßhaftigkeit. „Wir müssen den Bürgern vermitteln, dass hier die Grenze ist.“
Als Stadtrat fühle er sich „vorgeführt“, sagte Matthias Winkelmann (CDU) und forderte „Fairness und Ehrlichkeit“ von der Verwaltung. Vor allem an den prognostizierten Besucherzahlen für die kommenden Jahre habe er Zweifel. „Wir bewegen uns da im Bereich des Wunschdenkens.“ Auch Parteikollege André Weber fehle der Glaube, dass zukünftig 200.000 Euro Zuschuss jährlich reichen.
Tourismuschefin Erdmute Clemens wurde angesichts der Diskussion immer blasser. Die WTG hat im Auftrag der Stadt die Betriebsführung der Arena übernommen und sei in Vorleistung gegangen, so Clemens. Zudem würden Personalkosten anfallen. Zum 1. August sei ein Betriebsleiter eingestellt worden. Die Arbeitsverträge für zwei weitere Mitarbeiter laufen ab Oktober. Das Eröffnungswochenende sei ebenfalls schon zum Teil finanziell unterlegt.
Ob am 15. Dezember tatsächlich Eröffnung gefeiert wird, steht indes in den Sternen. Denn auch dem Vorschlag der Verwaltung – das 480.000-Euro-Loch bei den Baukosten durch Geld aus dem Haushalt zu stopfen – erteilte der Finanzausschuss eine Absage. Die Finanzierung des Arena-Baus war Mitte Juli in Schieflage geraten, weil das Land den Förderhahn für das 8,445-Millionen-Euro-Projekt zugedreht hat. Kurz darauf präsentierte Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) eine Lösung aus der Misere: Die Stadt könnte das für den Bau des neuen Feuerwehr-Domizils in Schierke eingeplante Geld in 2017 nicht vollständig verwenden. Die 480.000 Euro könnten für die Arena abgezwackt werden.
André Weber gab zu bedenken, dass das Geld dadurch lediglich umgeschichtet und 2018 fehlen würde.
Wie Sozialdezernent Fischer auf Anfrage zugab, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Im Bauamt habe man mit „spitzem Bleistift“ noch einmal bei den Baukosten nachgerechnet. „Es gibt Anzeichen, dass es eng werden könnte.“ Die Aufträge für Fassade, Turm und Endreinigung seien noch nicht vergeben. Nach Volksstimme-Informationen fanden sich bislang keine Anbieter, die die Leistungen im Kostenrahmen erbringen wollten. „Es ist durchaus möglich, dass es bis zu 300.000 Euro mehr werden“, so Fischer. Im September wisse man mehr.
Für die Sitzungen des Bau- (7. August) und des Schierke-Ausschusses (9. August) sind hitzige Diskussionen abzusehen. Das letzte Wort hat der Stadtrat am 24. August. Sollte er die Mehrausgaben ablehnen, droht an der Feuerstein-Arena ein Baustopp.