Skigebiet Winterberg? Nicht vor 2019
Die Stadtverwaltung Wernigerode muss bei ihren Plänen rund um die Ortsentwicklung in Schierke erneut nachjustieren.
Wernigerode l Im Wernigeröder Rathaus schrillen die Alarmglocken: Das laufende Raumordnungsverfahren (ROV) für das Wander- und Skigebiet am Winterberg in Schierke zieht sich bis weit ins kommende Jahr hinein hin. Das zieht sowohl zeitliche als auch personelle Konsequenzen nach sich. Hauptamtsleiter Rüdiger Dorff versucht mit einem vertraulichen Vorstoß, den Mitgliedern des Hauptausschusses die Hiobsbotschaften schmackhaft zu machen. Ob sie sie schlucken, bleibt abzuwarten.
Hiobsbotschaft Nummer eins kommt aus dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr: In dem auf Druck von Umweltverbänden Ende Juli eröffneten ROV für das Projekt „Natürlich Schierke – Wander- und Skigebiet Winterberg“ ist noch kein Abschluss greifbar.
Die Macher im Rathaus rechneten, wie Schierke-Projektleiter Andreas Meling im Herbst gegenüber der Volksstimme erklärt hatte, bis zum Jahresende auf eine Antwort auf die alles entscheidende Frage, ob das insgesamt rund 25 Millionen Euro teure Projekt in die raumordnerische Gesamtplanung passt. Schließlich, so Meling, dauere ein ROV üblicherweise sechs Monate. Zudem habe man die Unterlagen nach bestem Wissen und Gewissen aufbereitet.
Offenbar aber eben doch mit Nacharbeitungsbedarf, wie es auf Anfrage aus dem Ministerium heißt: Nach Beteiligung der Träger öffentlicher Belange – darunter Naturschutzverbände – und der Öffentlichkeit habe sich Bedarf für weitere Untersuchungen ergeben. Daran arbeiteten die Antragsteller zurzeit. Davon hänge der weitere Fortgang des Verfahrens ab.
Soll heißen: Es kann dauern. Wie lange? Im „günstigsten Fall“ könne das ROV Mitte März 2017 fertiggestellt sein, heißt es aus Magdeburg. Wer die massive Kritik der Umweltverbände kennt, dürfte nicht falsch liegen, das Zeitfenster etwas vorsichtiger und großzügiger zu planen. Zumal das reguläre Genehmigungsverfahren ohnehin erst beginnt, wenn das ROV erfolgreich beendet ist.
In der Stadtverwaltung Wernigerode jedenfalls hat man sich nach der allzu optimistischen Vorstellung von Investor Gerhard Bürger im Jahr 2015 – er werde am 16. Dezember 2016 Skipiste und Seilbahn zwischen Parkhaus und dem Winterberg-Sattel einweihen – längst verabschiedet.
Der Ressortchef im Hauptamt, Rüdiger Dorff, schenkt den Hauptausschussmitgliedern jedenfalls bitteren Wein ein und verkündet Hiobsbotschaft Nummer zwei: Auch ein Baustart in 2017 – dieses Zeitfenster wird seitens der Verwaltung aktuell öffentlich kommuniziert – ist intern längst vom Tisch. Realistisch „scheint eine Umsetzung bis Ende 2019“, so Dorff gegenüber den Hauptausschussmitgliedern.
Schierke-Projektleiter Andreas Meling sieht das weniger verbissen. Es gehe darum, das gesamte Ortsentwicklungskonzept für Schierke jetzt zusammen mit dem Stadtrat fortzuschreiben. „Und es wird deutlich, dass das Winterberg-Projekt nicht bis Ende 2017 beendet sein wird.“ Deshalb habe OB Peter Gaffert (parteilos) entschieden, eben diese Projektleiter-Stelle Schierke zu verlängern, so Meling. Nach Informationen der Volksstimme ist sie bis Ende 2017 avisiert.
Was aus Dorffs Sicht freilich weitere personelle Probleme und Hiobsbotschaft Nummer drei aufwirft: Wenn Andreas Meling – im Rathaus Wernigerode eigentlich Büroleiter von OB Gaffert – länger und womöglich bis 2019 in Schierke bleibe, müsse die Vertretung im OB-Büro wohl neu ausgeschrieben und besetzt werden. Was wiederum weitere Kosten nach sich ziehen dürfte.
Deshalb ist manches Mitglied im Hauptausschuss im Moment auch eher skeptisch: Man habe die Projektleiterstelle Schierke ursprünglich geschaffen, weil akuter Handlungsdruck bestanden habe. Wenn sich das alles jetzt bis 2019 hinziehe und im Moment am Winterberg ohnehin alles in der Schwebe sei, stelle sich die Frage, ob der Projektleiter im Moment wirklich nötig sei, so ein Kommunalpolitiker.
Egal, wie sich die zeitlichen Perspektiven sowie die genehmigungsrechtlichen Eckpunkte entwickeln – das Land steht nach den Worten von Andreas Meling weiter hinter der Schierke-Entwicklung und dem Winterberg-Projekt. Das habe Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Oberbürgermeister Peter Gaffert erst kürzlich am Rande des ersten Spatenstichs am Ferienhaus-Resort in Schierke versichert, so Meling: „Das Land unterstützt die Leuchtturm-Förderung für Wernigerode weiter wie bisher.“
Klingt gut, wirft aber eine Frage auf: Die Stadt will beim Winterberg-Projekt infrastrukturelle Investitionen in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro übernehmen. Das Land habe dafür eine 90-prozentige Förderung zugesagt, heißt es aus dem Rathaus. Und Haseloff untermauert die Leuchtturm-Förderung.
Warum beklagt Rüdiger Dorff dann gegenüber den Hauptausschussmitgliedern zähe Fördermittelverhandlungen? Weil einerseits noch viele Details zu klären seien und andererseits vor dem Vorliegen der endgültigen Genehmigungen kein Förderbescheid ausgestellt werde, so Rüdiger Dorff.